Hinweise zur Erlernung einer individuellen Technik im Ausstoßen
von Peter Krinke
Um beim Ausstoßen sein volles Potential ausschöpfen zu können, spielt die individuelle Ausgangsstellung/Startstellung eine wichtige Rolle. Dies ist nicht anders als beim Reißen. Der normale Stand ist hüftbreit. Aus dieser Position wird meist der größtmögliche Anschub für die Treibhöhe der Hantel erreicht.
Eine individuell besonders günstige Position zur Erreichung des besten Anschubs lässt sich feststellen, indem man Standsprünge mit verschiedenen Standbreiten ausführt und die erzielten Höhendifferenzen misst oder auch subjektiv erfühlt.
Hat der Athlet ungünstige anatomische Voraussetzungen wie mangelnde Beweglichkeit in den
Fußgelenken, kann er bei normalen Stand nicht senkrecht Schwung holen. Gleiches gilt auch bei zu tiefem Schwung holen.
Er stößt dann aus der Schwerpunktlinie der Hantel nach vorn heraus und muss sie dann oft mit
einem Sprung nach vorn, überwiegend mit dem vorderen Bein abfangen. So kann er seine maximal mögliche Stoßleistung nicht erreichen.
Dann müsste als Alternative ein breiterer Stand zum Schwungholen in
Kauf genommen werden.
Als nächstes stellt man mit Ausfallschritten ohne und mit Hantel fest, welche individuelle Ausfallposition für den jeweiligen Heber in Frage kommen kann.
Der Zweck des Ausfallschrittes beim Ausstoßen ist die Herstellung eines stabilen seitlichen Gleichgewichtsbereichs und damit auch die Möglichkeit, die Hantel nach dem Ausstoßen in ihrer Schwerpunktlinie gleichmäßig nach unten sicher abfangen zu können.
Im Ausfallschritt sollten die Fußspitzen zum sicheren Stand grundsätzlich und individuell immer, mehr oder weniger nach Innen zeigen.
Für den optimalen Gleichgewichtsbereich mit der Hantel in Hochhalte ist ein relativ kurzer Ausfallschritt vollkommen ausreichend.
Die vom BVDG als einzig wahre und perfekt propagierte Version mit „wird das vordere Bein im stumpfen Winkel gesetzt“ - das heißt also mindestens gerade oder eher im Winkel nach vorne - finde ich weniger geeignet.
Die Nachteile dabei sind, dass der Heber nur überwiegend mit dem hinteren Bein die Last nach unten abfangen kann. Außerdem Zeit und Treibhöhe bei diesem unnötigen weiten Sprung verloren geht und Schwierigkeiten beim korrekten Zusammenziehen der Füße in die Grundstellung entstehen können.
Speziellere Ausführungen dazu gibt es später in Kapitel 10 zum Leidbild Ausstoßen.
Ich persönlich gebe den Sportlern keine strikte Ausfallposition vor, sondern lasse sie ihren Ausfallschritt im Detail selbst herausfinden. Ich weise darauf hin, den
Schritt im Einklang zur Anatomie möglichst kurz zu halten.
Allerdings gibt es anatomische Besonderheiten die andere Bewegungsmuster erfordern könnten, wie zum Beispiel das Standstoßen.
Die Last kann dann nur mit dem hinteren Bein nach unten korrigiert ("abgefangen") werden.
Schon vor ca. 35 Jahren wurde festgestellt, dass dieser kurze Ausfallschritt beim Stoßen biomechanisch von Vorteil gegenüber dem propagiertem gängigen Stil ist. (Siehe dazu auch Leidbild Ausstoßen.)
Das Erlernen des Stoßens mit Ausfallschritt erfolgt zuerst aus dem Nacken. So findet man besser seine „Mitte“, in deren senkrechten Hantelflugbahn die Hantel bis zur Endposition auch verbleiben sollte.
Siehe auch Kapitel 8 „Anmerkungen zur Technik des Ausstoßens“ von 8/2010 und weiterführend später in Kapitel 10 zum Leitbild Ausstoßen.