Über die mangelnde Technik in der Ausführung der Gewichthebeübungen im CrossFit-Training.

(10-2013) von Peter Krinke

Was ist CrossFit?

Zitat aus( EAT SMARTER)

CrossFit ist anders als das typische Training im Fitnessstudio. Denn das Ziel ist nicht nur Muskelaufbau. Mit dem Training werden Koordination, Geschwindigkeit, Schnellkraft, Maximalkraft, Kraftausdauer und Flexibilität trainiert.
Ein Sixpack oder ein bestimmter Bizeps- bzw. Brustumfang sind beim CrossFit keine Trainingsziele, sondern höchstens ein hübscher Nebeneffekt.
Aber klar: Wer regelmäßig trainiert, kann auch so zu einem Sixpack kommen.

Fintessstudio und CrossFit unterscheiden sich nicht nur in den Trainingszielen, sondern auch im regelmäßigen Trainingsablauf.
Stefanovski erklärt: "Im Fitnessstudio herrscht eine gewisse Trainingroutine. In der Regel absolvieren die Mitglieder ständig dasselbe Trainingsprogramm.
Selbst in den Kursen werden Choreografien erst im 3-Monats-Zyklus ausgetauscht. Bei CrossFit gibt es jeden Tag ein anderes Programm.

Reckstange, Ringe Hanteln, Medizinbälle, Seile und Kettleballs - mehr Geräte braucht man beim CrossFit nicht.
Dabei sind auch diese Trainingsgeräte auch nicht wirklich vorgeschrieben. Es kann auch mit großen Autoreifen oder Alltagsgegenständen, an Parkbänken oder Bäumen, draußen oder in sogenannten "Boxen", den CrossFit-Fitnessstudios, trainiert werden.

Nicht nur Sportler sind von Glassmans Fitnessmethode, dem Erfinder dieses Trainingsstils begeistert:

2007 hat die amerikanische Marine die CrossFit-Grundsätze in ihr Trainingsprogramm integriert. Viele Polizei- und Feuerwehreinheitenin den USA trainieren ebenfalls nach dem CrossFit-Prinzip.
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So weit entfernt von dieser CrossFit-Methode war die Bundeswehr bereits schon vor 50 Jahren nicht.
1963/65 als Angehöriger der 5. Kampfkompanie des Fallschirmjägerbataillons 252 in Nagold machte ich schon damals neben dem meist körperlich anstrengenden Dienst, dem reichhaltigem Sportprogramm den oft abgeforderten sogenannten "Springertest" mit.
Der Sinn des Tests lag darin die Erhaltung und Kontrolle der ständigen körperlichen Einsatzbereitschaft zu gewährleisten.

Kürzlich fand ich bei einer Recherche in WIKIPEDIA, dass genau diese 5. Kompanie ab 1992 zur Fallschirmjägerkompanie B1, Kommandokomponente der deutschen Bundeswehr und gleichzeitig Vorgänger des heutigen Kommando-Spezialkräfte (KSK) umgewandelt wurde.

Dieser "Test" setzte sich zusammen aus: 1. Wechselsprünge aus der tiefen Kniebeuge 2. Klimmzüge 3. Sit ups  4. Liegestütze 5. einen zeitlimitierten 1500 m-Lauf im Gelände.

Ich stelle fest, dass diese Art der ganzheitlichen Belastung des Körpers, dem starken Kraftausdaueranteil und der Tendenz mit der Ausführung bis zum Muskelversagen als Vorstufe oder Variante dem aktuellen CrossFit - Training sehr ähnlich ist.
Durch die vielen Wiederholungen blieb es nicht aus, dass vor allen Dingen in der Endphase die Ausführung in der jeweiligen Übung immer oberflächlicher und unkorrekter wurde.

Mit diesem Wissen im Hintergrund kann ich mich gut in die CrossFit - Philosophie hineindenken und finde eine Erklärung dafür warum die Gewichthebeübungen im CrossFit - Training in den allermeisten Fällen im Vergleich zur speziellen Ausführung bei ausgebildeten Gewichthebern von relativ mäßiger technischer bzw. oberflächlicher Ausführung sind.

Das birgt natürlich durch auftretende Fehlbelastung die Gefahr von Verletzungen und evtl. Langzeitschäden mit sich!

Die anspruchsvollen individuellen Bewegungsabläufe des Gewichthebens sollten erst mal richtig erlernt und stabilisiert werden.

Zu den Eigenschaften eines Gewichthebers gehören unter anderem KONZENTRATION und BEWEGUNGSGEFÜHL, also athletische Fertigkeiten
die nicht einfach so Larifari und Rucki - Zucki erlernt werden können. An der Ausbildung dieser Eigenschaften mangelt es derweil noch im CrossFit - Training.
Durch das richtige Erlernen und Ausführen des Gewichthebens erhält das CF-Training dann eine weitere Aufwertung und ist der nächste Schritt zur Vervollkommnung der körperlichen Fähigkeiten.
Ein Grund der schlechten Ausführung ist mit Sicherheit auch die fast durchweg ungenügende Technik US-amerikanischer Gewichtheber deren Komponenten durch die von den USA ausgehende CF-Bewegung in das Gewichtheber -Training mit hineinfließen.

Unter Eingabe bei Google von -  Weightlifting - it`s a Hard Knock Life -  ein paar Kostproben von California Strenght.

Ein Sportler/Sportstudent aus meiner Trainingsgruppe der durch meinen USA Kontakt in die dortige Power-Scene einer Einladung folgte und in diesem Metier gerade ca. 3 Monate als Praktikant im Athletik-Bereich auch aktiv mitwirken durfte, wird mit einem Gastbeitrag etwas zur Aufklärung aus seiner Sicht in Kürze hier auf dieser Web-Seite mit einbringen.
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Erfahrungen aus dem amerikanischem Gewichtheben 
 
von Jonas Riess

Im Rahmen meines sportwissenschaftlichen Studiums habe ich ein dreimonatiges Praktikum in einer Trainingseinrichtung in Indianapolis/USA absolviert. Mein Tätigkeitsbereich umfasste unter anderem auch die Betreuung des dortigen olympischen Gewichtheber Teams. Im Rahmen dieses Artikels möchte ich mich mit der Frage beschäftigen, wieso sich das Gewichtheben in den USA in einer Krise befindet.

In den USA selbst herrscht momentan eine sehr lebendige Diskussion darüber, wieso das Land im Gewichtheben international nicht konkurrenzfähig ist. Vergleicht man die nationalen Rekorde der Männer im olympischen Reißen von Deutschland und den USA bleiben die USA in den meisten Gewichtsklassen um mehr als 10 kg hinter den deutschen Rekorden zurück.
Die größte Differenz besteht in der -94 kg Klasse und beträgt 17,5 kg. Ganz zu schweigen die Differenzierung zu den bestehenden Weltrekorden.

Dies ist umso interessanter, wenn man bedenkt, dass die USA aus rein leistungsorientierter Sicht eigentlich gute Bedingungen für den Sport bieten.
Traditionell sind Schnellkraftsportarten wie American Football, Baseball und Eishockey sehr populär und es wird bereits ab dem Jugendalter ein für diese Sportarten entsprechendes Krafttraining durchgeführt.
Das Sportsystem ist an das Schulsystem gebunden und somit durchlaufen viele talentierte Sportler einen langfristigen und leistungsorientierten Aufbau ihrer Kraftfähigkeiten. Das Gewichtheben selbst ist eine Randsportart und findet kaum Beachtung in diesem System.
Dennoch steigt das Interesse an der Sportart seit Jahren kontinuierlich, vor allem durch CrossFit. Aber mehr und mehr Sportler spezialisieren sich auf das olympische Heben.

Während meines Aufenthaltes hatte ich die Möglichkeit viele unterschiedliche Heber zu betreuen (Geschlecht, Gewichtsklasse, Herkunft) und auch mehreren Trainern zu assistieren. Die folgende, persönliche Einschätzung der aktuellen Situation in den USA beruht daher auf Erfahrungen mit unterschiedlichen Hebern, Teams und Trainern.

Meiner Meinung nach liegt ein Hauptproblem in der unzureichenden Analyse der Technik des Gewichthebens. Ich möchte das deutlich machen an der Disziplin Reißen. Die Technikempfehlungen gehen von "lump and shrug" (CrossFit, selbsterklärend) über "Catapulting" (gewolltes Anheben des Gesäßes, möglichst viel Hüfteinsatz, kaum Parallelverschiebung, Hantelflugbahn weit entfernt vom Körperschwerpunkt) bis hin zu "Smacking"(Die Hantel so stark zum Körper ziehen, dass sie bei voller Hüftextension von dieser zusätzlich aktiv beschleunigt wird).
Unabhängig von der Trainingsbiographie der einzelnen Heber gab es insgesamt die starke Tendenz das Gesäß frühzeitig anzuheben und mit möglichst viel Hüfteinsatz die Hantel zu beschleunigen (genannt Romanian Deadlift Start oder auch Stripper Move). Dadurch entfernt sich die Hantel oftmals sehr weit von der Körperschwerpunktslinie und folgt einer bogenförmigen Flugbahn.
Mir ist aufgefallen, dass die meisten Heber nach vorne sprangen, Schwierigkeiten hatten die Hantel über dem Kopf zu stabilisieren und sehr viele Fehlversuche hatten (Hantel ging nach vorne oder hinten verloren).

Diese Umstände führe ich auf besagtes Anheben des Gesäßes zurück. Optimalerweise sollte der Körperschwerpunkt (KSP) beim Abfangen der Last
in der Hocke unter dem Hantelschwerpunkt liegen.
Durch die stark bogenförmige Hantelflugbahn gestaltet sich diese Anforderung allerdings als schwierig. Wird die Hantel unzureichend beschleunigt kann sie nicht die relativ lange, benötigte Flugbahn zurücklegen und der Heber muss der Hantel hinterher springen, um seine KSP unter die Last zu befördern.
Dieses nach vorne springen führte letzten Endes häufig zu einer Überkompensation (KSP wanderte vor die Last > Hantel ging nach hinten verloren) oder war nicht ausreichend (KSP immer noch hinter der Last > Hantel ging nach vorne verloren).

Mir wurde die Möglichkeit eröffnet einige Heber nach meinen Vorstellungen zu trainieren. Ich fokussierte mich darauf, das frühe Anheben des Gesäßes zu vermeiden und somit eine gleichmäßige Parallelverschiebung im Knie- und Hüftgelenkswinkel zu erreichen.
Durch die Aufrechtere Oberkörperhaltung kommt der Heber in eine günstigere Ausgangssituation im zweiten Zug und kann die Hantel relativ nah am Körper ziehen. Die Hantelflugbahn verkürzt sich insgesamt und ist deutlich vertikaler. Im Kontrast zu oben beschriebenen Technik springt der Heber natürlicherweise eher nach hinten(!) als nach vorne.

Interessanterweise konnte ich die Fehlversuche schon nach wenigen Trainingseinheiten deutlich reduzieren und teilweise sogar neue Bestleistungen aus dem Training heraus erzielen. Dies war lediglich auf die Technikumstellung zurück zu führen, da in dieser kurzen Zeit kaum Reize gesetztwurden, welche eine strukutrellen Anpassung der Muskulatur hätten führen können.

Ein weiteres Problem, welches Hand in Hand mit der Realisation der oben beschriebenen Technik geht, ist die Übungsauswahl.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass neben den angewandten Hauptübungen (Reißen, Stoßen, Reißen aus dem Hang, Umsetzen aus dem Hang) in jedem Trainingsabschnitt sehr unspezifische Reize gesetzt wurden. Häufig war es das primäre Ziel die Kraft allgemein zu steigern (Kreuzheben, Kurzhantel Rudern, Schrägbankdrücken....) und dieses gesteigerte Potenzial durch die Hauptübungen nutzbar zu machen.
In der allgemeinen Vorbereitung oder mit Anfängern mag dieses Vorgehen noch sinnvoll erscheinen, im späteren Trainingsverlauf und in der Wettkampfvorbereitung erschien es mir allerdings zu unspezifisch.

Fazit:

Im Endeffekt befindet sich die USA zur Zeit in einem sehr dynamischen Umbruchprozess und es wird meiner Meinung nach noch einige Zeit dauern, 
bis dieser wirklich zielgerecht und effektiv geführt werden kann.
Die Vorstellung einer optimalen Technik sind sehr unterschiedlich und werden häufig nicht selbstkritisch genug analysiert.
Darüber hinaus wird die aktuelle Debatte sehr persönlich geführt und es gibt im Internet unzählige Schuldzueisungen und Lösungsvorschläge, die aber oftmals den Eindruck erwecken mehr der Profilierung kommerzieller Trainingseinrichtungen zu dienen, als den Sport wirklich voran zu bringen.
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Seit Frühjahr 2013 lassen sich zunehmend Cross - Fiter, ein beträchtlicher Teil davon sind Angehörige der US-Streitkräfte aus Wiesbaden, Personaltrainer sowie andere Interessierte der umliegenden Studios und CF - Boxen aus dem Großraum Frankfurt/Wiesbaden in der Gewichthebe-Technik bei uns im Verein ausbilden.

Einige Angehörige der US-Streitkräfte treten inzwischen für den ASC- Zeilsheim bei Meisterschaften und in unserer Ligamannschaft an.
Durch das parallel mitlaufende CF- Training neben Gewichtheben lassen sich natürlich keine entsprechenden Steigerungsraten im Gewichtheben erzielen die sonst möglich gewesen wären.

Zu stark widersprechen die zusätzlichen Trainingseinheiten im CF den Prinzipien der Be- und Entlastung die für das Gewichtheben essentiell ist.

Mit einer Technikkorrektur lässt sich aber je nach Bewegungstalent noch allerhand heraus holen.




Anhand dieser Beispiele erkennt man den ungünstigen, stark Rückenlastigen und weit von der Schwerpunktlinie des Körpers entfernten Zugstil beim Reißen, der in den USA überwiegend praktiziert wird.
Im jeweils zweiten Foto ist die Verbesserung zu erkennen. Zu beachten ist ist besonders die eingezeichnete Linie bei den beiden ersten Fotos und die Rückenhaltung bei den beiden folgenden Darstellungen.

Es lagen nur wenige Wochen zwischen den dargestellten Versuchen. Dennoch ist die Korrektur zu einer effizienteren Technik des Reißens deutlich.
Empfehlenswert ist es nach so einer Umstellung danach noch einige Zeit unter fachlicher Beobachtung zu trainieren um dann die Sicherheit bei steigenden Lasten und eine Automation dieser verbesserten Technik zu gewährleisten.
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Wird fortgesetzt.
Ebenso die Kapitel 13 und 14.