Eine Betrachtung der Jugendarbeit im BVDG und Hinweise zur Erlernung der Technik im Gewichtheben
Betrachtung des neuen Jugend-Sportprogramms.
von Peter Krinke (ab 04-2012)
In vielen Gesprächen mit Trainerkollegen wurde mir deutlich, dass sich nicht nur bei mir der Unmut über neue Regelungen im Jugendbereich verstärkt. Diese Neuregelungen sind die Ärgernisse:
- In Zukunft sollen Jugendheber bis zum Alter von 11 Jahren als Schüler benannt werden.
- Die ehemalige C-Jugend wird Altersstufe 12-13 Jahre.
- Die ehemalige B und A-Jugend wird Altersstufe 14-17 Jahre.
- Die Altersklasse ab 18 Jahren wird den Junioren zugeschlagen.
Es ist nicht logisch, nur die jungen Gewichtheber bis 11 Jahre als Schüler zu bezeichnen. Der Begriff "Schüler" hat nichts mit dem Sport und kaum etwas mit dem Alter zu tun. Schüler kann man im Lebensalter von 6 oder 20 Jahren sein. Mein Vorschlag ist, sich an dem bewährtem Vorbild der Masters zu orientieren und Altersklassen im Jugendbereich zu benennen wie:
Jugend AK 1 (6-7) Jugend AK 2 (8-9) usw. Alternativ könnte die C, B und A- Jugend aus Traditionsgründen beibehalten werden.
Für nicht sinnvoll halte ich es, die 18 Jährigen den Junioren bis zum Alter von 20 Jahren zuzuordnen. Im Juniorenbereich hat ein 18jähriger kaum Chancen gegen 20 Jährige eine seinem Potential gerechte Platzierung zu erreichen.
18 Jährige sind außerdem in einem besonders kritischem Alter mit erhöhten Belastungen und Veränderungen der Lebenssituation durch mittlere Schulabschlüsse, Abiturvorbereitungen, Ausbildungsbeginn u.s.w. Es ist daher besonders schwierig diese Altersgruppe im Training zu halten - nicht sinnvoll ist es ihnen Erfolgschancen zu nehmen und dadurch die Motivation zu verringern.
Ich bin der Meinung das alle für die Jugendarbeit Verantwortlichen sich viel wichtigeren Problemen zuwenden sollten. Diese Probleme sind aus meiner Sicht.
- Fehlende Konzepte zu der derzeit mangelhaften technischen Ausbildung.
- Mangelnde Richtlinien zur sinnvollen Trainingsplanung und Gestaltung.
- Schlechte und unverständliche Vermittlung von Wegen zur Fehlerbehebung und Bewegungsabläufen.
Dazu ein Beispiel, dass Probleme deutlich macht:
Im Juli 2009 war ich als (selbstzahlender) Gast bei einem Lehrgang der Jugendnationalmannschaft anwesend. Am Montag früh vor dem ersten Hanteltraining bat der wissenschaftliche Mitarbeiter des IAT (Institut für Angewandte Trainingswissenschaft) jugendliche Kaderangehörige in Gruppen zu drei Sportlern in einen Nebenraum. Dort zeigte er mit einem Beamer Technikaufnahmen von ihnen, die er während der vorangegangen Meisterschaften mit dem Weightlifting - Analyser aufgenommen hatte.
Der wissenschaftliche Mitarbeiter versuchte dann den 15 bis 17jährigen Jugendlichen die seiner Meinung nach von der individuellen Norm abweichenden Bewegungsabläufe zu erklären und Korrekturhinweise zu vermitteln.
Es war leicht zu erkennen, dass die Jugendlichen von diesen Instruktionen überfordert waren und somit auch keine Aussicht bestand, dass anschließend etwas im Training umgesetzt werden konnte.
Mir fiel auf, dass bei einer Sportlerin ein technisches Problem seine Ursache offensichtlich in einer anatomischen Besonderheit hatte. Mit Einverständnis des wissenschaftlichen Mitarbeiters und der Sportlerin bot ich dann an, im Trainingsraum dem Problem auf den Grund zu gehen.
Dort beobachtete (sichtete) der für diesen Lehrgang verantwortliche Trainer, der eigentlich auch zuständig für die Umsetzung der erlangten Erkenntnisse des IAT bei den Jugendlichen sein sollte, das Geschehen. Als ich dann mit der Sportlerin anfing nach der Ursache ihres vermeintlichen Defizits zu suchen, konnte ich aus den Augenwinkeln beobachten, wie der Trainer im Hintergrund seine Hände aus den Hosentaschen nahm und sich diese vor den Kopf hielt. Dies vermittelte uns etwa die Aussage: "Wie kann man nur so verbohrt sein". Natürlich wurde von den anderen Anwesenden im Trainingsraum - auch von der österreichischen Delegation - sein Verhalten mit Interesse beobachtet. Besonders für die junge Sportlerin war die Situation äußerst peinlich und selbstverständlich das Gegenteil von Motivation. Ich habe meine Bemühungen sofort abgebrochen.
Trainer sollen lehren und motivieren - Sie sind damit Pädagogen. Das Beispiel stellt das Gegenteil von Pädagogik dar - ein solcher Trainer erfüllt seine beruflichen Anforderungen nicht. In jedem Beruf ist das Nichterfüllen der berufsspezifischen Anforderungen ein rechtssicherer Kündigungsgrund.
Bezahlte Trainer sind Angestellte, die für ihre Kunden - die Sportler - eine Leistung zu erbringen haben. Die Leistung wird in jedem Beruf am Erfolg gemessen. Wer als Trainer die aktuellen Anforderungen moderner Menschenführung und Sportpädagogik neben umfassenden
technischen Wissen nicht erfüllt, sollte diesen Beruf nicht weiter ausüben. Dies gilt in besonderem Maße für die Arbeit mit jungen Menschen. Die Trainer müssen fähig sein, den Sportlern und Sportlerinnen wissenschaftliche Erkenntnisse verständlich zu machen, sie zur Umsetzung motivieren und dann mit ihnen individuell in ihre Technik einfließen zu lassen.
Fortsetzung 1 Aktuelle Reißtechnik - eine Beobachtung.
Unten habe ich die vom Weightlifting Analyser aufgezeichneten Hantelflugbahnen von 4 C-Jugendlichen im Reißen abgedruckt. Diese Jugendlichen betreiben seit mindestens mehr als einem und bis zu über drei Jahren Gewichtheben und werden bei Wettkämpfen von den Kampfrichtern überdurchschnittlich gut bewertet. Nahmen mindestens einmal an Deutschen Meisterschaften teil. Die Gewichtheber gehen für unterschiedliche Vereine an den Start und diese Vereine liegen in einer Nord- Süd Streuung etwa 300 km auseinander.
Wenn man die Grafiken 1 bis 3 betrachtet kann man feststellen, dass die Hantel aus ihrer Schwerpunktlinie bei 0 (Null) ab etwa der Hüftgegend stark nach vorne - weg von der Schwerpunktlinie des Hebers/in - "geschleudert" wird. Dies hat zur Folge, dass der Hantel dann in den allermeisten Fällen nachgesprungen werden muss.
Außerdem müssen bei diesem ungünstigem Technik-Stil verstärkt die Schulter- Ellenbogengelenke eingesetzt werden um das Gewicht auszubalancieren, dadurch wird langfristig ein höherer Verschleiß in diesem Bereich entstehen.
Die Hauptursache ist das schlechte Abheben der Hantel. Die Schultern sind dabei individuell unterschiedlich zu stark überlagert. Gleichzeitig steht die Hantel zu nah an den Unterschenkeln. Anschließend werden dann im oberen Bereich des Zuges keine Anstrengungen unternommen, die Hantel nahe an den Körper zu ziehen. Dieser Fehler entsteht in der Regel u.A. durch die falsche Anwendung der Teilübung "Zug breit".
Die Grafik 4 ist einem recht kleinen Heber zuzuordnen. Nach einem guten Start macht der Heber eine ungünstige Parallelverschiebung. Daher geht die HFB ebenfalls den Weg nach vorne und macht insgesamt für diese Zughöhe einen zu großen Bogen. Dies führt dazu, dass bei gleichem Kraftaufwand nicht die individuell bestmögliche Zughöhe mit der Hantel erzielt werden kann.
Die Werte in den Protokollen haben im Gegensatz zur HFB bei diesen Jugendlichen keine große Aussagekraft, da sie in dieser Altersspanne noch weit unter ihren Möglichkeiten heben (Zum Ansehen der Grafik >/Vergrößern Strg-taste + scrollen).
Dazu als Beispiel die Hantelflugbahnen von Thimo Solar 1 x in der B-Jugend und 1 x in der A-Jugend und von Matthias Trummer (derzeit Olympiastützpunkt Heidelberg) Aus 1. Jahr A-Jugend.
Eigentlich ist das Grundprinzip der Technik ganz einfach: Hantel zu sich ziehen und möglichst gerade am Körper (eigene KSP-Linie) entlang beschleunigen und unterspringen.
Wie kann es dazu kommen, dass Jugendliche aus weit auseinanderliegenden Vereinen beim Reißen ähnliche Fehler machen und die gleichen Fehler auch bei erwachsenen Hebern bis in die höchsten Kader zu sehen sind?
Es liegt einfach daran, dass seit Jahrzehnten bei der Ausbildung der Trainer nach einem festgelegtem "Leitbild" gelehrt wird bzw. wurde, meistens ohne dabei die individuellen anatomischen Voraussetzungen der Sportler in Betracht zu ziehen.
Wie man von vornherein Fehler beim Reißen mit einer anderen Herangehensweise in der Ausbildung junger Gewichtheber vermeiden kann, wird in den nächsten Folgen dargestellt.
Siehe auch unter: Anmerkungen zur Technik des Reißens
13. a) Hinweise zur Erlernung der Technik im Gewichtheben
Reißen > ein Weg zur optimalen Technik!
Aus eigenen Erfahrungen bin ich überzeugt, dass Sportler die Gewichtheben als Leistungssport betreiben wollen, zuvor mindestens über einige Monate ein "Optimales Krafttraining" (siehe unter TRAINING Kapitel 2 auf dieser Webseite) durchführen sollten.
Die beiden unterschiedlichen Trainingskomplexe mit den relativ leicht zu erlernbaren Übungen sind ein Garant dafür, dass ein günstiges Fundament für die Wettkampfübungen Reißen und Stoßen gelegt wird.
Der Komplex 1 enthält Kniebeugen, Kreuzheben und Klimmzüge.
Sollten die Sportler noch keine Klimmzüge machen können, kann man dies in Form der NMK (Negativer Muskelkontraktion) ausführen lassen, d.h. man lässt sich ab Kinnhöhe an der Klimmzugstange hängend langsam herab.
Im Komplex 2 wird der Oberkörper ebenfalls umfassend auf das Gewichtheben vorbereitet.
Diesem kleineren Komplex sollte man dann weitere zum Gewichtheben hinführende Übungen in leichter Form wie Reißkniebeugen, Hocke-Senken und Ausfallkniebeugen hinzufügen.
Diese beiden Komplexe sind eine wichtige Vorschule für das Erlernen der Technik des Reißens und Stoßens.
Günstige Voraussetzungen für das Gewichtheben bieten auch Elemente des Turnens, wie Boden - und Barrenturnen sowie diverse Sprünge zum Erlernen eines guten Bewegungsgefühls.
Die Komplexe 1 und 2 lassen sich leicht progressiv verplanen. Der junge Sportler kann so günstig auf ein systematisches Gewichthebertraining vorbereitet werden. Dabei sollte am Anfang unbedingt die beste Ausführungsqualität und keinesfalls eine schnelle Leistungssteigerung stehen.
Mit dieser Art der Vorbereitung erfüllt der junge Sportler die Voraussetzungen für das Erlernen der Technik des Gewichthebens und hat außerdem eine hervorragende Versicherung zur Vermeidung von Verletzungen.
Die nächste Folge (Videos) mit Empfehlungen nach den Prinzipien:
- Vom Einfachem zum Komplizierten,
- vom Langsamen zum Explosivem und
- vom Leichten zum Schweren.
Vor den Trainingsempfehlungen eine Erklärung mit Hilfe von 4 Fotos über das Entstehen von Fehlern beim Reißen.
In den Bildern 1 und 2 führt der Sportler die 25 kg Scheibe eng am Körper. Die Höhe entspricht ungefähr der Position in der die schnellste Zuggeschwindigkeit (v-max) erreicht wird. Der Sportler kann die Scheibe in dieser Lage leicht halten. Beim Reißen erreicht er diese Position nach optimalem Abheben und anschließend gleichmäßiger Verschiebung von Knie- und Hüftwinkel während der Kniepassage. Im 2. Zug zieht er dann nah am Körper - an der Körperschwerpunktlinie (KSPL).
In den Bildern 3 und 4 ist zu erkennen, dass das Heben der Scheibe vor der KSPL schon schwer fällt. Im Bild 4 ist deutlich zu sehen wie er durch Rückenlage versucht die Lastverhältnisse auszugleichen. Es kostet viel Energie die Schwerpunktlinien von Hantel und Körper in Balance zu bringen. Zur besseren Verdeutlichung habe ich es betont dargestellt.
In diese Position gelangt der Heber, wenn das Wegheben in der Startphase des Reißens ungünstig begonnen wurde. Häufig geschieht es durch Überlagerung der Schulter vor der Hantelstange. Dies führt dann oft während des Zuges zu einer ungleichmäßigen Öffnung von Knie - und Hüftwinkel. Ein weiterer Grund kann sein, dass Bein - und Rückenstärke nicht gleichmäßig ausgebildet sind. Dazu kann es kommen, wenn mit untauglichen Übungen trainiert wurde. Die Folgen beim Ausführen des Reißens sind dann eine ungünstige Hantelflugbahn (HFB), Geschwindigkeitsverlust, eine geringere Treibhöhe der Hantel und ein riskantes Abfangen in der Hocke.
Nun zu den Übungen: Grundsätzlich sollten die folgenden Übungen mit leichten (oder sehr leichten z.B. Besenstil bei den ganz jungen Sportlern) Gewichten im langsamen Tempo zur "Erfühlung" des Bewegungslaufes eingeübt werden. Die Startstellung wird am Ende der Abfolge dieser Übungen eingenommen. Diese ergibt sich durch das ziehen am Körper entlang, dadurch findet der Sportler automatisch auch zum richtigen Anfang.
Bei der so gefundenen Startstellung kommt es in den allermeisten Fällen (in über 90%) nicht zu einer überlagerten Schulter vor der Hantelstange. Zu dieser Position kommt es nur dann wenn der Sportler einen extrem langen oder kurzen Rumpf und/oder extrem kurze Arme hat.
In vielen Fällen entsteht eine Überlagerung der Schulter, weil der Heber mit nach gerade nach vorn zeigenden Füßen vor der Hantel steht. Um nicht einen Bogen um die Knie heben zu müssen wird in diesem Fall der Anfangszug statt mit den Beinen mit dem Rücken eingeleitet und damit eine ungünstige Position zur darauf folgenden Parallelverschiebung eingenommen. Video 5 und 7 zeigen wie beim Zug mit leicht seitlich ausgestellten Füßen die Knie seitlich der Stange aus dem Weg genommen werden.
Nach dem optimalem Krafttraining ist der Sportler für die Grundschulung der Technik in den klassischen Übungen Reißen, Umsetzen und Ausstoßen vorbereitet.
- Video 1 + 2 demonstriert den engen Zug an der KSPL.
- Video 3 + 4 zeigt diesen Zug erweitert um den Übergang in die tiefe Hocke.
- Video 5 + 6 zeigt den Zugverlauf in fortlaufender und dadurch unter Spannung stehender Last (nicht ablassen oder stehen) in Sätzen zu 5 bis 6 Wiederholungen.
- Video 7 zeigt den kompletten Ablauf des Reißens ausgeführt in Zeitlupe.
Sind diese Abläufe nach einem
individuellem Zeitraum "eingeschliffen" geht man dazu über, die Übungen in den folgenden Punkten zu präzisieren:
Punkt 3 schnelles Ziehen mit Sprung und Abtauchen in die Hocke, dann die Last 2-3 sec. fixieren.
Punkt 5 Zug breit (ohne Fußstreckung).
Punkt 7 technisches Reißen.
Der Heber sollte jetzt zunehmend "explosiv" arbeiten.
Der Einsatz von vielfältigen zusätzlichen Übungen sollte vermieden werden. Dies lenkt die Konzentration auf das Wichtige ab.
Da man voraussetzen kann, dass ein Gewichthebertrainer "Hantelerfahrung" vorweisen kann, sind Vorschriften und Hinweise bis ins Detail überflüssig.
Das "Sehen" der Technik erfordert allerdings ein geschultes Auge des Trainers, und das Talent technische Abläufe zu erkennen.
Zum besseren Erlernen der Bewegungsabläufe könnte eine intensive Schulung der Trainer durch das IAT Leipzig am Weightlifing - Analyser (WA) unter Federführung von Dr. Lippmann/Holger Jentsch,
beitragen.
Für die Ausbildung mit der oben beschriebenen Trainingsmethode hätte ich durchaus Vorschläge für eine Erweiterung des möglichen Beobachtungsspektrums durch die WA-Software.
Das Umsetzen und Stoßen.
Das Erlernen des Umsetzens kann mit der "Bewegungserfahrung" durch das Reißen nach dem gleichen Prinzip ausgeführt werden.
Parallel zu Video 3 vom Reißen wird mit engem Griff gleich das Ziehen und das Abtauchen zum Umsetzen ausgeführt.
Anschließend geht es über zur Übung in Video 9.
Vor dem Erlernen des Ausstoßens wird erst der Ausfallschritt siehe Video 10 und 11 eingeübt.
Dabei muss besonders darauf geachtet werden, dass die Schulter und Stange senkrecht nach unten geführt werden.Herausgestellt in Video 11 mit der davor platzierten Stange als Ordinate.
Es werden beide Beine im Wechsel trainiert.
Das Erlernen des Ausstoßens erfolgt aus dem Nacken. Damit lernt man von vornherein die Hantel in
der Körper- und Hantelschwerpunktlinie zu führen sowie die Last mit beiden Beinen im
Ausfallschritt gleichmäßig nach unten abzufangen (12+13). Der Stoß sollte dann im Ausfall ca 2 sec. fixiert werden, das bestätigt, dass der Bewegungsablauf und die
Hantelkontrolliert wurden. Anschließend wird zuerst das vordere Bein etwas zurück gesetzt, bevor das hinten stehende Bein herangezogen und die Grundstellung eingenommen wird. Werden die
o.a. Bewegungsabläufe beherrscht, kann das Ausstoßen problemlos auch von der Schulter ausgeführt werden.
Dieses vorgestellte Training, ich nenne es mal, antidynamisches Technik-Bewegungstraining (ATBT) kann mit vielen Wiederholungen eingeübt werden und erlaubt es dem Trainer in jedem
Bewegungsabschnitt des Reißens und Umsetzens direkt korrigierend eingreifen zu können. Vorausgesetzt der Trainer beherrscht das Wissen über die richtigen Bewegungsabläufe im
Gewichtheben. Zumindest sollte in Zukunft den Gewichtheber-Trainern vom Bundesverband die Möglichkeit angeboten werden sich vorrangig diese Kenntnisse anzueignen.
Video 14). + 15 zeigt
Hilfsübungen für das Abfangen der Last die im Anschluss an das o.a. perfektionierte Training dann in realer Geschwindigkeit ebenfalls zur Anwendung kommen sollten. Die nachfolgend
beschriebenen Ausführungen dieser beiden Übungen entsprechen annähernd dem Bewegungsablauf in diesen Positionen des Reißens und Umsetzens.
Video 14 > das Hocke Senken für das Reißen (HSR).
Das Senken erfolgt in der Ausgangsstellung mit angewinkelten Knien. Danach werden die Beine gesenkt bei gleichzeitiger Streckung (nicht Schwungdrücken) der Arme mit Abfangen der Last in der
tiefen Hocke (ca. 2-3 sec. fixieren).
Video 15 > demonstriert das Hocke - Senken für das Umsetzen (HSU). Im Gegensatz zum Reißen wird in die Hocke gesprungen und sofort (ballistisch) den Rückschub ausnutzend aus der Hocke
aufgestanden.
Es lässt sich beobachten, dass schon bei der erstmaligen Anwendung dieser Übung sogar im Fortgeschrittenem- Training Athleten oft 90 bis 105% ihrer Umsatzleistung damit erzielen.
Allzu häufig sollte diese Übung mit maximalen Lasten wegen der erhöhten Gelenkbelastung allerdings nicht durchgeführt werden.
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21.6.012
Vor meinem Vorschlag für effektivere Wettkampfsysteme im Jugendbereich eine kleine Betrachtung über den "Tellerrand".
Sieht man sich einmal die aktuellen GH-Leistungen in 2011/12 in den sogenannten Entwicklungsländern -bzw. armen Regionen auf dieser Welt wie Mittel -und Südamerika, Afrika und asiatischen
Schwellenländern an, findet man Ergebnisse die ich hier als kleinen Ausschnitt darstelle:
Kolumbien zeigt Ergebnisse in der Klasse bis 69 kg der beiden besten Heber von 330 und 323 im Zweikampf. Der Stärkste in Venezuela erreicht 303 kg in dieser Gewichtsklasse. Das wären derzeit
Traumergebnisse für deutsche Gewichtheber.
In Kolumbien erreichen die Stärksten in der 77 kg -Klasse 337 kg und in der 85 kg-Klasse 357 kg.
Aus Ecuador werden in der Klasse bis 94 kg 367 kg und bis 105 kg (Athlet ist Jahrgang 1991) bei 102,5 kg Körpergewicht 405 kg (190/215) vermeldet.
Im Irak erreicht ein Athlet unter 23 Jahren in Klasse bis 85 kg 358 kg, in Ägypten ein Heber bis 85 kg (Jgg. 91) 362 kg.
Diese Leistung hätten für Deutschlands besten Gewichtheber Tom Schwarzbach in dieser Gew.-Klasse zur Olympiateilnahme ausgereicht.
Weitere Beispiele sind Leistungen aus Tunesien (Jgg. 91 -77 kg 330 kg) und Libanon (-85 kg- 346 kg).
Es ist kaum anzunehmen, dass diese Sportfreunde unter so guten Vorraussetzungen wie bei uns Gewichtheben betreiben können.
Deutsche Gewichtheber werden international immer weiter nach hinten durchgereicht. Dies liegt nach meiner Überzeugung an der Beibehaltung der veralteten Lehrmethoden und eines nicht den
Möglichkeiten nach effektiveren Trainings.
In den obengenannten Ländern besteht großes Interesse und starker Bedarf nach einem konstruktiven und leistungsoptimierten System für das Gewichthebertraining. Dies zeigt sich an der für einen
Gewichthebertrainer geradezu märchenhaften Offerten die mich in letzter Zeit aus solchen Ländern erreicht haben.
Gesponsert wird dieses durch weltbekannte Firmen, die in diesen Ländern erheblich geschäftlich engagiert sind und großes Interesse daran haben ihr Image durch die Förderung von hoffnungsvollen
und talentierten Sportlern in Olympiasportarten aufzupolieren.
Bei den Olympischen Spielen in Peking betrug das Durchschnittsalter der Olympiasieger 21,9 Jahre, wobei unser Olympiasieger M. Steiner mit 26 Jahren als Ältester herausragte.
Wird in Deutschland eine Olympiateilnahme auf ein Alter von 24 Jahren angelegt und geplant (ausgenommen das SS-Gewicht), geht dies an der Realität, dem möglichen sportlichen Werdegang und den
Chancen unserer Sportler vorbei.
Sollte der Athlet diesen Zeitpunkt verpassen, was nach den derzeitigen Verhältnissen in Deutschland anzunehmen ist, dürften die Chancen 4 Jahre später auf eine gute Platzierung oder auch nur
Teilnahme noch weiter sinken.
Eigentlich sollte langsam bekannt sein, dass ab dem Alter von etwa 25 Jahren die Produktion des Wachstumhormons drastisch nachlässt.
Dadurch mindert sich die Erholungsfähigkeit, der relative Kraftgewinn und das Muskelwachstum wird gegenüber den jüngeren Jahren in der Relation deutlich begrenzt.
Der Prozess der Ausbildung im Gewichtheben sollte von Beginn an in Deutschland zielorientierter gesteuert werden.
Die These, dass eine breit umfassende/allgemeine körperliche Ausbildung mit verschiedenen Sportarten langfristig eine hohe Leistung und Schutz vor Verletzungen im Gewichtheben garantieren
soll, halte ich für unbewiesenen Unsinn.
Von so einigen ausländischen Olympia-Medaillengewinnern ist mir bekannt, dass diese nie etwas anderes gemacht haben als Gewichtheben.
Am Beispiel der Zirkusartisten kann man sehen wie diese "im hohen Alter" noch erstaunliche Leistungen in ihrem, überwiegend im Kindesalter erlerntem Metier zeigen und das bei voller
Gesundheit.
Die vielen Verletzungsgeschichten und Anfälligkeiten unserer aktuellen und ehemaligen Spitzengewichtheber mit der "allumfassenden Ausbildung" zeigen da ein anderes Bild.
Richtig angewandtes Hanteltraining mit ergänzender Hantelgymnastik deckt alle sportlichen Bereiche wie, Kraft, Schnellkraft, Beweglichkeit,
Dehnfähigkeit, Koordination, spezielle Kondition umfassend ab.
Die derzeitigen Kinderspiele im bundesdeutschen Gewichtheben wie Sternlauf, 3er-Hüpfen und Rückwärtswerfen etc. machen die Meisterschaften unerträglich lang und haben höchstens einen Sinn
als Talentsuche für Leichtathletik.Gewichtheber kann man damit weder finden noch aufbauen.
Allerdings habe ich großen Respekt vor den Personen und Vereinen die solche Veranstaltungen organisieren können und problemlos über die Runden bringen.
Um die Schnellkraftfähigkeiten angehender Gewichtheber festzustellen gibt es einfachere und bessere Möglichkeiten als veraltete Übungen in aufwendigen Mehrkämpfen.
Die ehemals jugendlichen Mehrkampfmeister findet man dann in aller Regel meist nicht mehr im Spitzenbereich der Senioren wieder.
Es wird derzeit im Leistungs- und Hochleistungsbereich viel Energie und Zeit verschwendet um die richtigen individuellen Bewegungsabläufe
mit mehr oder weniger Erfolg zu optimieren.
Es wäre viel effektiver, den Jugendlichen von vornherein eine optimale Technikschulung zu vermitteln und auf individuelle fein abgestimmte
Trainingssysteme zu setzen, die mit kleinen Anpassungen während der ganzen Karriere des Athleten berechen- und steuerbar angewandt werden können.
Mit einer Spezialisierung von Anfang an lassen sich auch eher muskuläre- sowie koordinative Defizite vermeiden.
Fortsetzung: vom 16.7. 012
Vorschlag - altersmäßige, angepasste Wettkampfsysteme mit Bewertung wesentlicher Kernpunkte der Technik im Reißen und Stoßen.
Für D-Jugendliche der Altersklassen 1= 6 Jahre, 2= 7 Jahre, 3= 8 Jahre, 4= 9 Jahre, 5= 10 Jahre und 6= 11
Jahre schlage ich folgende Wettkampfübungen und Regelung ohne Gewichtsvorgabe vor. Dazu können bei ganz kleinen/jungen Gewichthebern auch
normale Eisenstangen verwendet werden.
Ein Kernpunkt dieses Vorschlags ist: Die Last spielt keine Rolle.
Es zählt in den Altersklassen der Geburtstag und nicht der Jahrgang.
Folgende 3 Wettkampfübungen für jede Disziplin (Reißen, Stoßen) von jeweils einem Satz mit 5 Wiederholungen kommen in l a n g s a m e r Ausführung zur Bewertung. Die vorgeschlagenen Übungen sind im Video oberhalb dieses Berichtes auf dieser Webseite dargestellt.
Der Kampfrichter bewertet die Übungen nach Punkten.
Insgesamt kann der Sportler 10 Punkte pro Übung erreichen. Davon werden 5 Punkte für das Antreten vergeben.
Die verbleibenden 5 Punkte werden vom Kampfrichter für die Ausführung der Übung vergeben. Zur Verfügung steht jeweils 2 mal 1/2 Punkt pro Wiederholung.
Das bedeutet für 5 Wiederholungen können maximal 10 x 1/2 -er Punkt vergeben werden.
Für das Reißen:
Die Übung 1 besteht aus Reißheben aus dem geraden Stand in die Hocke (Video 3 und 4) Für die Übung 1 erhält der Sportler 1/2 Punkt für den engen
Zug am Körper entlang und 1/2 Punkt für den stabilen Sitz in der Hocke ca. 2-3 sec. halten (Video 3 und 4).
Die Übung 2 besteht aus dem Spannungszug mit breitem Griff ab der Hüfte aus dem geraden Stand. Die Hantel darf nicht ganz abgelassen werden (Video
5 und 6).
Für die Übung 2 erhält er 1/2 Punkt für das seitliche Wegheben der Knie während der Kniepassage (Video5) und 1/2 Punkt für die gleichmäßige Öffnung der Knie- und Hüftwinkel während der Bewegung
-Kniepassage (Video 6).
Die Übung 3 besteht aus dem Reißen ab dem Boden mit durchgedrücktem Rücken (Video 7). Für die Übung 3 erhält er 1/2 Punkt für das Wegheben
mitgeradem Rücken u n d engem Zug am Körper entlang, 1/2 Punkt für den stabilen Sitz in der Hocke (ca. 2 sec.).
Für das Umsetzen und Stoßen:
Die Übung 4 besteht aus dem Umsetzen mit sofortigem Aufstehen aus der Hocke ( Video 9). Der Sportler erhält 1/2 Punkt für das Wegheben mit geradem
Rücken und anschließendem Zug nahe am Körper. 1/2 Punkt für das sofortige Aufstehen aus der Hocke.
Die Übung 5 besteht aus einer Ausfallkniebeuge. Der Sportler erhält 1/2 Punkt für die richtige Fußstellung vorn und hinten (Video 10) und 1/2 Punkt
für die senkrechte Hantel- und Schulterführung (Video 11).
Die Übung 6 besteht aus dem Stoß aus dem Nacken mit gehaltenem Ausfallschritt. Der Sportler erhält 1/2 Punkt für den gerade nach oben
ausgeführten Stoß und 1/2 Punkt für das Fixieren der Hantel im Ausfallschritt für ca. 2-3 sec. (Video 12).
Die bisherigen Kriterien für die Bewertung als Fehlversuch wie Berühren des Knies mit dem Ellenbogen beim Umsetzen gelten weiterhin!
Überlegenswert ist als Kraftübung die Ausführung von Klimmzügen (mit Ristgriff, freihängend bis zum Kinn) mit einer Punktevergabe von 1 Punkt für den ersten Klimmzug und je 1/2 Punkt für jeden
weiteren Klimmzugin diesen Wettkampfmodus einzufügen.
Wünschenswert wäre ein Ausklang solcher Meisterschaften in altersgerechter und spielerischer Form.Dies könnte beispielsweise durch einen Wettlauf im Entengang über 20 m geschehen.Die
Punktevergabe (?) hierfür könnte dann dem Verein oder dem Landesverband zugute geschrieben werden.
Der Phantasie der Trainer und Veranstalter sind in dieser Altersgruppe auch für andere Formen leicht anwendbarer, spielerischer und motivierender
Abschlussakzente keine Grenzen gesetzt.
Die Vorteile dieser Wettkampfform für die Veranstalter:
Das Stoppen der Laufzeit, Messen der Wurf- und Sprungweite entfällt. Statt der derzeit 8 Antritte in den
Nebenübungen (Sprung-Wurf-Lauf ) werden nur 1 bis 2 Antritte (Klimmzug, Entengang) ausgeführt.
Die Dauer des Wettkampfes wird bei weniger Aufwand deutlich verkürzt bei gleichzeitiger Einsparung von Funktionspersonal.
Die Vorteile für die Sportler:
1. Die langsame Bewegung lässt eine qualitativ bessere Ausführung der technischen Abläufe zu.
2. Die Wiederholungsanzahl in den Technik-Teilübungen bewirkt eine frühere und genauere Automatisierung der Bewegungsabläufe im Reißen und Stoßen.
3. Es werden die entscheidenden Bewegungsabläufe der Technik des Gewichthebens vorgeführt und beurteilt.Werden diese Bewegungsabläufe beherrscht, können sie für ein erfolgreiches Heben
zusammengesetzt werden.
4. Das Training und der Wettkampf in dieser Wiederholungsanzahl setzt wesentlich bessere muskulaere ,speziellere und gesündere Akzente als bisher und mit der langsamen Bewegungsausführung lassen
sich individuelle Bewegungsbahnen besser erlernen und einschleifen.
5. Die Reduzierung auf die Kernpunkte der Technik lässt eine objektivere und gerechtere Bewertung durch die Kampfrichter zu als es in der bisherigen Technikbewertung möglich ist.
6. Die Leistung des Trainers und das Talent des Sportlers lassen sich sehr gut erkennen.
Wettkampfmodus für
C-Jugendliche (12 und 13 Jahre.
In diesen Alterklassen treten die Jugendlichen ebenfalls nicht nach Jahrgang, sondern mit dem tatsächlichen Alter an,
Die Wettkampfübungen, Reißen, Umsetzen und Ausstoßen werden bei Meisterschaften in einer 2er-Wiederholung und 3 Sätzen bei gleichbleibender Last
absolviert.
Beim Stoßen wird dabei erst 2 x umgesetzt und anschließend ein Stoß von der Brust und der 2. Stoß aus dem Nacken ausgeführt.
Der bestgewertete Antritt kommt dann in die Wertung.
Die Gewichtsvorgaben für die 12-Jährigen sind beim Reißen 50% des Körpergewichtes.
Zum problemlosen Ablauf der Wettkämpfe wird auch in den folgenden Vorgaben ein Spielraum von plus/minus 5 % toleriert.
D.h. der Heber kann eine Last beanspruchen die zwischen 45 und 55% seines Körpergewicht beträgt.
Für das Stoßen wird eine Last von 60% des Körpergewichtes vorgeschlagen (55 bis 65%).
Bei den 13-Jährigen wird die Belastung dann im Reißen auf 60% und im Stoßen auf 70% (+ - 5 %) des Körpergewichtes erhöht.
Alternativ kann man die Belastung auch oberhalb der vorgeschagenen Prozente wählen, da sowieso nur der technische Ablauf gewertet wird!
Als 3. Übung wird die Koordinationsübung Hocke-Senken für das Reißen (HSR) in einem 3 er - Satz mit 50% des Körpergewichtes für 12 -Jährige und 60% für
die 13-Jährigen (+ - 5 %) festgelegt (siehe Video14 in Kapitel 13).
1 Satz Klimmzüge werden als 4. Wettkampfübung vorgeschlagen.
Insgesamt können maximal 30 Punkte für das Reißen, Umsetzen und Stoßen erzielt werden,
Für das Hockesenken 6 und bei den Klimmzügen 1 Punkt für den ersten und für jeden weiteren 0,5 Punkte
Die Kriterien in der Technikbewertung sind beim Reißen, Umsetzen und Ausstoßen: jeweils 4 Punkte für den Antritt,
Die weiteren möglichen zur Verfügung stehenden 6 Punkte pro Übung werden nach folgenden Kriterien vergeben: Reißen,
1 Punkt (pro Wiederholung) für die Startstellung - gerade Arme und durchgedrückter Rücken beim Wegheben.
1 Punkt für engen Zug am Körper entlang. Anhaltspunkt ist etwas über Nabelhöhe und 1 Punkt für einen fixierten stabilen Sitz in der Hocke.
Den Abstand der Schulter vor/über/hinter der Hantel vor dem Wegheben sollte nicht bewertet werden, da diese Position zwar entscheidend aber sehr
individuell ist und daher nicht in ein Schema (Leitbild) gepresst werden kann.
Durch z.B. eine ungünstige (falsche) Ausgangsstellung entstehen in der Folge die allermeisten Fehler in den benannten zu bewertenden Kriterien.
Die Korrektur ist dann aber eine Angelegenheit des verantwortlichen Trainers.
Zu diesem speziellen Thema erscheinen in einer weiteren Fortsetzung nochmals grundsätzliche Hinweise zur Erlernung der Technik des Gewichthebens.
Die Kriterien Für die Punktebewertung der Wettkampfübung Umsetzen sind größtenteils wie beim Reißen:
1 Punkt für die Startstellung - gerade Arme mit durchgedrücktem Rücken beim Wegheben.
1 Punkt für den engen Zug beim Umsetzen (Nabelhöhe).
1 Punkt für das sofortige Aufstehen (Rückschub ausnutzend) aus der Hocke.
Kriterien für das Ausstoßen:
1 Punkt für den geraden Stoß.
1 Punkt für den gehaltenen (fixierten) Ausfallschritt.
1 Punkt für das korrekte Zusammensetzen der Füße (erst vorne, dann hinten) in die Endstellung.
Für das Hocke-Senken (HSR) - 1 Antritt mit 3 Wiederholungen - kommen 6 Punkte zur Bewertung.3 Punkte für das Antreten und je 1 Punkt für ein
Senken des Körpers bei gleichzeitiger Streckung der Arme (siehe Beschreibung bei den Jüngeren).
Für Klimmzüge gibt es für den ersten korrekten Klimmzug 1 Punkt und jeden weiteren 1/2 Punkt.
Die oben aufgeführten zu bewerteten Kriterien stellen in der Regel bei nicht beherrschen der Ausführung die Hauptursachen bei Fehlversuchen im
Gewichtheben dar.
Die Beurteilung durch den/die Kampfrichter (in effektiver Beobachtungsposition) sollten eindeutig sein.
Die Vorgabe ist erfüllt, bzw. nicht erfüllt.
So kann sichergestellt werden, dass unsere talentiertesten jungen Sportler/innen von Anfang an eine optimale spezifische Technikausbildung erhalten.
Gesundheitsschäden und Verschleißerscheinungen werden verhindert und der Grundstein für eine erfolgreiche Wettbewerbskarriere gelegt.
Eine Überlegung ist, besonders qualifizierte (Punktzahl festlegen) körperlich früh entwickelte 13 -Jährige auch zu Meisterschaften bei den B- Jugendlichen in der Altersklasse 14 Jahre zusätzlich
(leistungsorientiert)starten zu lassen.
Die 14, 15, 16- Jährigen starten in der B- Jugend und die 17 und 18 -Jährigen in der A-Jugend in ihren Altersklassen (Geburtstag) nach den bisher üblichen Leistungskriterien.
Zusammenfassende Gedanken und Empfehlungen zur weiteren
Entwicklung des Gewichthebens.
Anfänger sollten sich zu Beginn ihrer Karriere unabhängig vom Alter mit einem "optimalem Krafttraining"vorbereiten.
Anschließend bereiten sie sich mit darauf folgenden technischen Teilübungen des Gewichthebens vor.
Diese sind hier in Kapitel 13 in den Videos vorgestellt.
Es sollte das technische Reißen, das technische Umsetzen und das Ausstoßen in verschiedenen Abschnitten einzeln erlernt und dann die jeweils beherrschten Abschnitte verknüpft werden.
Solange der Sportler keine gefestigten Bewegungsabläufe hat, sollten keine Wettkämpfe bestritten werden.
Auch sollte der Lernprozess nicht aus falschem Ehrgeiz beschleunigt werden.
Ziel der Ausbildung ist die Festigung und Automatisierung der technischen Abläufe.
Mit dieser Automatisierung wird erreicht, dass sich der Sportler im Wettkampf nicht auf die Technik konzentrieren muss, sondern seine gesamte Aufmerksamkeit und seine psychische
Leistungsfähigkeit für die äußerste Kraftentfaltung einsetzen kann.
Es dürfen beim Erlernen der Technik und natürlich besonders in der
Automatisierungsphase, keine Fehler zugelassen werden. Haben sich diese Fehler einmal verfestigt, benötigt eine Korrektur unverhältnismäßig mehr Zeit und Energie als bei einem geduldigem und
systematischem Erlernen der richtigen Technik aufzuwenden gewesen wäre.
In manchen Fällen ist eine Korrektur dieser Fehler auch nicht mehr möglich. Beispiele kann man fast in jedem Wettkampf sehen.
Der Trainer darf sich nicht mit dem Erkennen der Fehler seines Sportlers zufrieden geben - sondern muss immer die Ursache suchen.
Ein Beispiel: Der Sportler "schleudert" während des Zuges die Hantel nach vorne.
Es nützt dem Sportler nichts wenn der Trainer immer wieder darauf hinweist oder es ihm zunehmend vorhält.
Der Trainer muss feststellen welche Ursache dieser Fehler hat.
Häufige Fehlerquellen sind hier, dass der Heber beim Start ungünstig vor der Hantel steht, die Hantel zu nah oder zu weit von den Unterschenkeln entfernt ist, oder die Füße mehr auswärts gestellt
werden sollten damit die Hantel grundsätzlich näher an der KSP gezogen werden kann, der Start nicht aus den Beinen erfolgt, die
Knie -und Hüftwinkel in ihrer Öffnung während des Zuges nicht harmonisieren, der Heber im 2. Zug die Hantel nicht mehr mit den Armen genügend weiterführt, bzw. zu früh nachlässt
und...und.....!
Um diese Dinge zu erkennen und wirkungsvoll zu korrigieren gehört neben Erfahrung eine entsprechend umfassende
und intensive praktische Ausbildung der Trainer "am Mann" dazu.
Meiner Meinung nach ist das derzeitige Trainer-Ausbildungsangebot des BVDG weit davon entfernt diese Voraussetzungen zu erfüllen.
Die Ausbildungsrichtlinien sind mit einem kopflastigem theoretischem Anteil überfrachtet, von dem später in der Praxis zur Ausbildung von Hebern so gut wie nichts mehr verwendet werden
kann.
Die derzeit gelehrte Trainingsmethodik geht von einem Maximum der Trainingsbelastung für die Sportler aus.
Dies entspricht etwa dem Wissensstand der 80-iger-Jahre.
Auch hier hat es inzwischen neue Erkenntnisse gegeben, die endlich umgesetzt werden müssen.
Danach ist es wesentlich sinnvoller mit einem "Optimum der Auslastung" das Training der tatsächlichen Funktion der Muskulatur anzupassen.
Feststellen der individuellen Startstellung zum Reißen (8.7.2013)
In dieser Fortsetzung des Kapitels gebe ich praktische Tipps zum Erlernen der Technik für junge Gewichtheber/innen. Vorher möchte ich aber meine Eindrücke von den derzeitigen Lernmethoden des
Gewichthebens loswerden. Ich halte diese Methoden für völlig veraltet und wenig effektiv.
Wenn man sich die zur Trainer Aus- und Weiterbildung empfohlenen Vorgehensweisen anschaut kommt man schon ins Staunen, was den Teilnehmern alles nicht zugetraut wird. Einfachste Dinge werden
breit ausgewalzt, gleichzeitig wird Wichtiges vernachlässigt oder mit Unwesentlichem ausgeweitet.
Als Beispiel wird dargestellt wie man eine Kniebeuge vorne und hinten machen soll. Dazu werden verschiedene Varianten vorgeführt wie man diese Kniebeugen nicht machen sollte. Ähnlich werden die anderen Übungen präsentiert, bevor man über die Teilübungen zu den eigentlichen komplexen Bewegungsabläufen des
Gewichthebens kommt.
Zielgruppe dieser Lerninhalte sind Trainer - Anwärter, sowie Trainer der Kategorien C bis A. Man setzt offensichtlich nicht voraus, dass die Zielgruppe schon länger als Trainer arbeitet oder
zumindest selbst Gewichtheben betrieben hat, um überhaupt an diesen Lehrgängen teilnehmen zu können.
Wenn solche Lernverfahren in der Trainingsausbildung angewandt werden, zeigt man damit nur, dass man den Teilnehmern nicht zutraut solch einfache Dinge nicht im Voraus zu beherrschen.
Außerdem lassen sich wegen der unterschiedlichen individuellen anatomischen Voraussetzungen diese Abläufe nicht so einfach
standardisieren.
Diese Art der Wissensvermittlung ist so, als wenn man einem Maurergesellen der seinen Meister machen will erst mal klar zu machen versucht was ein Backstein ist, dem angehenden Friseurmeister den
Unterschied zwischen Kamm und Schere erklärt und meint dem Studenten auf der UNI erst mal das 1 x 1 und das ABC beibringen zu müssen.
So geht es dann weiter mit der Beschreibung der Übungen, einmal wie diese Übungen gemacht werden sollen und
einmal wie sie nicht gemacht werden sollten.
Auf den Alltag übertragen bringt der Vater seinem 5-Jährigen Sohn bei, sein Schnitzel mit Messer und Gabel zu essen und anschließend mit dem Löffel. Dann erklärt er ihm warum er den Löffel nicht
nehmen soll.
Oder es werden eine Unmenge Tabellen (15 volle DIN a 4 Seiten) zur Ermittlung des Körperbau - Entwicklungsalters aufgeführt, zu der finalen Körperhöhe von Mädchen und Jungen, Einordnung der
Körpermasse nach der Körperhöhe, Finalkörperhöhe in Abhängigkeit von... und... und.. Damit sollen dann Talente entdeckt und selektiert werden können. Solche Erhebungen sind genauso für die
Katz,als wenn man anhand der Augenfarbe feststellen könnte, wer am besten geeignet ist Weltrekorde zu produzieren.
Wenn ein Trainer nicht in der Lage ist ein Talent anhand der äußeren Erscheinung vorab einzuschätzen, dann fehlt ihm die Erfahrung oder er lernt es nie.
Außerdem spielen zur Eignung für das Gewichtheben noch ganz andere Eigenschaften als die in den Tabellen erfassten eine wichtige Rolle.
Einen 14-Jährigen 1.70 großen sichtbar übergewichtigen, unsportlichen Jugendlichen mit 110 kg Körpergewicht oder einen 14- Jährigen 1.95 m großen und schmalgliedrigen 65 kg schweren Jungen wird
man wohl mit ein bisschen Logik höchstwahrscheinlich richtig in Bezug zum Gewichtheben einordnen können. Auch ohne die Tabellen studieren zu müssen.
Wenn der Trainer - Kandidat oder Trainer nicht in der Lage ist diese Kriterien, die einen Großteil des zu erlernenden Ballastes in der Trainerausbildung ausmachen, mit gesundem Menschenverstand
zu erfassen, ist er sowieso nicht in der Lage seinen Sportler vernünftig zum Gewichtheber auszubilden.
Andererseits finde ich entscheidende Fakten wie die Beschreibung und Begründung um das optimale Zusammenführen von Hantel und Körper während des Zuges
nicht vor.
Mit Strichmännchen etwas verquer dargestellte Abläufe im Reißen und Umsetzen bieten keine Hilfe, sondern bewirken eher das Gegenteil.
Nicht dass ich mich mit diesen Feststellungen als der Erfinder des Gewichthebens darstellen möchte, es gibt viele Trainer mit gesundem Menschenverstand, die ihren Sportlern eine vernünftige
Hebetechnik beibringen können, ohne auf diese ungeeigneten und mangelhaften Vorgaben zurück zu greifen.
Man sollte sich langsam Gedanken über eine sinnvolle Konzeption der Trainingslehre machen und ein konzentriertes und logisches,
für Jedermann nachvollziehbares Konzept mit Begründung der Anleitungen erstellen.
Allerdings sollte man über das Herausgebrachte schon Bescheid wissen und nicht nur bei seinen Vorgängern abgeschrieben haben oder irgendwelche schlecht recherchierte Annahmen
verbreiten.
Ich bin überzeugt, dass eine vernünftige Konzeption für alle Trainer hilfreich wäre um unseren Nachwuchs in ein höheres Technikniveau bei geringerem Zeit - und Trainingsaufwand unter
gleichzeitiger Minderung der Verletzungsanfälligkeit zu bringen.
Hier ein Beispiel zur Findung der individuellen Startposition für das Reißen:
Die obere Reihe zeigt Sportfreund Markus. Dieser findet seine optimale (effektive) Startposition indem er die Hantel nah am Körper ablassend bis in die Höhe der normalen Weghebeposition
des Reißens bringt.
In dieser Position auf der schmalen Bank (Bild 2) steht der Athlet im stabilen Gleichgewicht lässt sich die Last beim anschließenden Zug nach oben, ohne von Anfang an wie in Bild 3, große
Ausgleichskräfte aufzuwenden.
1. die Last lässt sich
leichter Wegheben ohne von Anfang an wie in Bild 3 große Ausgleichskräfte zu erfordern.
2. es wird durch gleichmäßigere Winkelverschiebungen zwischen Knie - und Hüftwinkel während des anschließenden Zuges später beim technischen Reißen ein Geschwindigkeitsverlust
vermieden.
3. der äußerst häufig auftretende (ungünstige) Schleudereffekt in der finalen Phase des Zuges beim Reißen und Umsetzen lässt sich so vermeiden.
Auch durch die Masse der großen Muskelgruppen Oberschenkel und Gesäß ist das Wegheben günstiger als die Verlagerung der Kraft in der Startphase überwiegend auf das Kreuz (Bild 3) um dann
aus einem labilen (zumindest indifferenten) Gleichgewichtsbereich die Last auf ihre Flugbahn zu bringen.
Beide Athleten haben schon nach kurzer Zeit Schwierigkeiten in der Position (3) die 20 kg - Stange im Vergleich zu
Position 2 zu halten.
Diese vermehrte Anstrengung muss dann auch aus dieser Position (3 ) beim Heben der Hantel mit den oben beschriebenen Nachteilen aufgebracht werden.
Der Überhang der Schulter vor der Hantel beim Wegheben ist in den allermeisten Fällen ungünstig (ein
Fehler!). Oft auch schon nur das parallele Überstehen der Schulter!
Ausnahmen können bedingt sein bei relativ
kurzen Armen .
Sportfreund Markus ist ca. 1.85 groß bei längeren Beinen im Verhältnis zum Oberkörper.
Zu
beachten die gleichmäßige Öffnung der Knie- und Hüftwinkel bei gleichzeitig enger Hantelführung an derKörperschwerpunktlinie.
Die konsequente Rückenführung, möglichst ohne Überlagerung während des Zuges ermöglicht die enge
Hantelführung bei ununterbrochener und zunehmender Beschleunigung der Last!
Hanteflugbahn M. Just
Dies ist der schon oben vorgestellte Sportfreund Markus Just (Sportstudent). Markus gehört seit Ende 2011 dem ASC - Zeilsheim an. Betreibt Gewichtheben rein hobbymäßig und hat in diesen knapp 2
Jahren bisher 1 Wettkampf absolviert.
In kurzer Zeit, etwa nach 6-8 Wochen mit Anleitung, erarbeitete sich Markus anschließend eigenständig eine stabile Technik des Reißens an.
Seine Hantelflugbahn entspricht praktisch 1:1 der am Anfang dieses Kapitel aufgeführten HFB von Thimo Solar - mit geringerer Last selbstverständlich.
Seine Werte bei dieser persönlichen Bestleistung betrugen v1 -170- v 2-170-
vmax- 201 und FBr 139%
18.7. -13
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Beispiel ungünstige Technik im Reißen:
Eine Einschätzung zur "Orts k u r v e beim Reißen" der Sportfreunde Max Lang und Tom Schwarzbach.
Die beiden Sportler sind meiner Meinung nach von ihrer Anlage her Top-Talente, die unter bestimmten Voraussetzungen Chancen haben die internationale Spitze zu erreichen. Wobei Tom Schwarzbach ,
Jahrgang 86, nicht mehr viel Zeit dazu bleibt.
Beide Sportler praktizieren meiner Meinung nach einen nicht optimalen Reißstil.
( Daten basieren auf Reißversuchen von 2011 von Max Lang und 2012 von Tom Schwarzbach.) Dies hat mehrere Nachteile zur Folge, die sich im Vergleich zur Weltspitze in einer ungünstigen "Ortskurve"
der Hantel in maßgebenden Parametern darstellen. Beide Sportler zeigen einen identischen Technikstil.
Die auffälligsten Ursachen der schlechten Parameter gegenüber Weltklasseathleten in vergleichbaren Gewichtskategorien ( siehe Kapitel 5 aus 5/2009 wie Hui,
Mirzojan, Triatno, Lu, Martirosyan oder Su, entstehen durch ungünstige Körperhaltung beim Start. Es kommt anschließend zu einem ungünstigem Zugverlauf mit Geschwindigkeitsverlust,
Richtungsverlust der Hantel (Ortskurve) unnötigen Verlust der Zughöhe, sowie einem riskantem Abfangen der Last in der Hocke.
In Parametern drückt sich das so aus:
Geschwindigkeitsverluste zwischen v 1 bis v2 zwischen 8 bis 20%.
Es kann über den gesamten vertikalen Zugverlauf nicht permanent Druck auf die Hantel ausgeübt werden. Die Folge ist ein geringer F 2-Wert.
Die v-max ist im Schnitt bei weit geringeren Lasten im Vergleich zur Weltspitze etwa 10 % geringer.
Bedingt durch die "Ortskurve" wird eine geringere Zughöhe erzielt, gleichzeitig auch eine geringere Treibhöhe, die wichtig ist zum unter die Hantel gehen.
Die Folge sind höhere FBr-Werte, vor allen Dingen bei Tom Schwarzbach. Der wohl durch zu kurze Treibhöhe der Hantel notwendige Kamikaze-Abfangstil in der Hocke von Max Lang führt zusätzlich zu
ungünstigen vermehrten Einsatz im Schulterbereich.
Zur Verdeutlichung lassen sich diese Abläufe des Reißens anhand eines 100 m-Sprints in etwas so beschreiben:
Der Sprinter startet aus schlecht platzierten Startblöcken die nicht zu seiner Anatomie passend zu breit, zu eng oder in der Länge zu kurz oder zu lang aufgestellt sind. Nach dem Start läuft der
Sportler die 100 m-Bahn nicht gerade entlang, sondern kommt wechselweise mit den Füssen links und rechts auf die Nachbarbahnen (Kurve) und im Finish schert er noch nach einer Seite aus und
gefährdet sich und die Mitsportler (FBr).
Die genannten Sportler sind nicht für ihre mangelhafte Technik verantwortlich, weil ihnen diese so beigebracht wurde. Den Trainern kann keine schlechte Absicht unterstellt werden, weil denen in
der Ausbildung diese mangelhafte Technik vermittelt wurde.
Noch weniger leistungsfördernd wird es, wenn die Sportler dann noch für
diese Mängel verspottet werden, weil die Trainer zu einer vernünftigen Korrektur nicht in der Lage sind.
Bei diesem Reißversuch von Max Lang kann man erkennen, dass der gesamte Ablauf vorderlastig ist. An der
"Ortskurve" ist erkennbar welche Zughöhe bei optimaler Technik (Hantel zu sich ziehen und dann möglichst gerade an der eigen HSL beschleunigen)
möglich gewesen wäre. In diesem Fall hätte die Zughöhe ca. 10 cm höher sein müssen (können).
Der starke Geschwindigkeitsabfall von fast 20 % zwischen v-1 und v-2 kommt daher, dass sich die Körperwinkel in Beinen und Hüfte nicht gleichmäßig während des Zuges sondern in einem 1,- 2-Takt
öffnen (Bilder 1,2,3). Dadurch kann der Heber im weiteren nicht durchgehend genug Druck auf die Hantel im vertikalen Zug aufbringen. In F
2 sind es hier nur 77 %. Erzielt im weiteren eine nur mäßige v-max von 153 . Deutlich in Bild 4 zu erkennen ist das starke Auseinandertriften von Körper- und Hantelschwerpunktlinien (Schleudern)
. Dazu eine mäßige Treibhöhe von 21 cm die mit für das sichere Unterspringen verantwortlich ist
Bei Tom Schwarzbach ergeben sich bei identischem Zugverlauf die gleichen negativen Parameter und daher eine
Minderung der vom Potential her möglichen Leistung.
Durch die "Ortskurve" werden 7 bis 8 cm Zughöhe verschenkt. Gleiches gilt für die mögliche v-max von nur 169. Die Treibhöhe der Hantel von 24 cm bei 155 kg liegt ein ganzes Stück unter der
üblichen Höhe guter Techniker. Dazu kommt das Schleudern (4) der Last, der Geschwindigkeitsabfall von 8 % und besonders das Abfangen mit FBr von 177 % ! Auffällig ist auch die Minderung des
vertikalen Zuges F 2 ( 94 %) aus den gleichen Gründen wie bei Max.
.........................................................................................................................................
8.8.13
Die Korrektur einer automatisierten Fehltechnik im Reißen ist mit dem Umbau eines bestimmten motorischen Programms
verbunden.
Dies ist keine leichte Aufgabe.
Muss doch nach dem Herausfinden des individuellen optimalen Technikstils, dieser ergibt sich aus den individuellen Besonderheiten des Hebers (Körper - Masse - Größe - Proportionen und weiteren
Parametern ) sowie der Konzentrationsfähigkeit und Bewegungsintelligenz, die Muskulatur dem herausgefundenem optimierten Bewegungsablauf angepasst werden.
Hier ein gut gelöstes Beispiel bei dem 2-fachen Olympiasieger und Weltrekordler im Superschwergewicht ( WR u.a. Reißen mit 212,5 kg), dem Iraner Rezazadeh, mit einer auf ihn individuell optimal
angepassten Technik des Reißens.
Durch seine große Körperfülle, gepaart mit einem langen Rumpf ist es dem Heber nicht möglich vom Start weg eine gleichmäßige Öffnung der Hüft- und Kniewinkel während des Anfangszuges zu
erreichen.
Vor Beginn des Zuges liegt die Hantelstange knapp vor den Fußspitzen, die beim Zugbeginn zum Körper hin (Schwerpunktlinie) bei gleichzeitiger Öffnung des Kniewinkels bis in die Position v 1
gezogen wird und der Heber dort dann seine Idealposition zur v max unter Vermeidung einer Überlagerung der Schulter über die Hantel und dadurch
einer O r t s k u r v e, bedeutet gleichzeitig Vermeidung eines erhöhten Krafteinsatzes erreicht, indem er
Hantel- und Körperschwerpunktlinie nahe beieinander bringt.
Siehe unten stehende Bildfolge und Hantelflugbahn.
Der Abfangwert der Hantel in der Hocke bei Rezazadeh mit 202 kg beträgt 135 %
FBr. Das heißt der Athlet muss eine auf ihn absinkende Last von 202 kg x 135 % = 273 kg abfangen.
Bei Tom Schwarzbach tritt ein Wert (siehe oben) von 177 % FBr. bei einer Last von 155 kg auf.
Das bedeutet, 155 x 177 % = 275 kg muss Tom Schwarzbach verursacht durch seine unökonomische Technik beim Abfangen der Hantel in der Hocke sogar
noch mehr Kraft für seine 155 kg aufwenden als Rezazadeh für seine 202 kg.
Gute Technik bedeutet im Gewichtheben > mit dem geringst möglichen Aufwand die Last zur Hochstrecke bringen.
Dass solche vermeidbaren "Mehrbelastungen" auch bei einem noch so robusten Sportler, zumindest mittel- oder langfristig ohne Folgen bleiben können ist sehr unwahrscheinlich.
Für einen Trainer und auch für den Sportler die ganze Summe der ungünstigen Parameter im gesamten, automatisierten Bewegungsablauf zu korrigieren ist eine fast unlösbare Aufgabe!
14.8......................................................................................................................................................................................................
Da alle Menschen verschiedene Anthropologien (Körperzusammensetzung ) aufweisen, in meiner langen Trainerlaufbahn konnte ich dies sogar bei 2 eineiiger Zwillingspaare deutlich feststellen, wird
es nie ein einheitliches Rezept für eine perfekte Technik des Gewichthebens geben können.
Selbst der renommierteste Biomechaniker kann nicht ein maximal mögliches Belastungsmuster der kinematischen Kette eines Probanden für einen perfekten Bewegungsablauf wie für das Reißen
erstellen.
Es ist nämlich unmöglich, neben den Winkelmöglichkeiten des Körpers, die dazugehörigen Sehnen - und Muskelansätze, deren Wachstum mit den unterschiedlich möglichen Kraftentwicklungen im Voraus zu
berechnen.
Aktuell kann nur von einer individuell anpassbaren optimalen Technik für den Sportler gesprochen werden.
Diese zu erkennen ist wiederum im großen Maße von den Kenntnissen und Erfahrungen des Trainers abhängig, der dem Sportler diesen Weg für seine individuell optimale Technik vermitteln kann und
natürlich vom Sportler selbst in der Umsetzung.
Die Erfahrung dazu kann der Trainer nur erlangen wenn er über viele Jahre Hunderten von Personen von der Pike auf das Gewichtheben beigebracht hat.
Außerdem kommt dazu, dass der Trainer einen "Blick" (Talent) für Bewegungsabläufe besitzen sollte.
Etwa wie ein Schumi sein Popogefühl für seinen Boliden hat oder Beckenbauer ein Spiel "lesen" konnte.
Vorgegebene, standardisierte Richtlinien zur optimalen
individuellen Technikausbildung im Gewichtheben sind daher Unsinn.
Ein aktueller Diskussionspunkt zur Technik des Reißens ist der Parameter vmin cm/s = die vertikale
Hantelgeschwindigkeit (Maximum) beim Absenken der Hantel nach dem oberen Umkehrpunkt (Weightlifting Analyser).
Wenn bei diesem Parameter bei verschiedenen Personen unterschiedliche Werte gemessen werden, können diese aufgrund der oben genannten Tatsachen nicht einfach als gut oder schlecht bewertet
werden.
Gleichzeitig kann man feststellen (siehe nachfolgende Bildreihe), dass die verschiedenen Heber durch ihre verschiedenen Anthropologien unterschiedliche Positionen im Hockesitz mit der Last
aufweisen.
Auch wird die Last in der Endphase von fast senkrecht über dem Kopf, wie z.B. bei dem zweifachen Olympiasieger und Weltrekordler Rezazadeh (mit 212,5 kg), bis weit hinter dem Kopf, wie bei
Exweltrekordler (199 kg in der 105 kg-Klasse)
Marcin Dolega, fixiert.
Dieser Parameter wird größtenteils durch die vorgegebene Anatomie des Athleten bestimmt.
Dieser vmin - Parameter lässt sich aber sicher für alle aufgeführten Heber zwischen etwa -5 und - 25 vmin standardisieren wenn man die Last im Stand reißen lässt.Dies ist aber nicht der Sinn der Sache.
Im positiven Sinn besser zu beeinflussen ist der FBr - Wert = Maximum der vertikalen Kraft während der Bremsphase in % (Weightlifting Analyser).
Dieser Parameter ist bei einem Großteil deutscher Eliteheber auffällig hoch. FBr wird vom IAT (Institut für angewandte Trainingswissenschaften - Leipzig) für das Reißen
bis etwa 145 % der gehobenen Last empfohlen > nicht größer!
Man findet: 177 % bei Tom Schwarzbach , 176 % Claus, 166 % Steiner, 165 % Velagig, 161 % Narr, 160 % Spieß, 156 % Lang, bei M. Hofmann mit 140 % liegt er im grünen Bereich, Solar
mit 132 % optimal (bei 160 kg).
"Niedrige Spitzenwerte "erzielen, Chigishev Olympiazweiter 08 mit 119 % (bei 210 kg )und auch Exeuropameister Lahun mit 127 %.
Die erhöhten Werte entstehen u.a. oft weil der Riss nicht mit einem Sprung nach
hinten vollführt wird.
Dies wäre aber oft notwendig für den Bogen der Hantel in ihre Endposition über und besonders hinter den Kopf, um in der Hocke Hantel- und
Körperschwerpunktlinie zum stabilen Sitz zu verbinden.
Es ist gefährlich gegen diese physikalische Gegebenheit anzukämpfen und auf der ursprünglichen SPL der Hantel verharren zu wollen.
Das ist zwar bis zu einem gewissen Punkt trainierbar, allerdings vergleichbar mit einem Motorradfahrer der mit Tempo eine Kurve anfährt und versucht dabei seinen Oberkörper aufrecht zu halten,
statt sich mit in die Kurve zu legen.
Hin und wieder kann es deswegen zu gefährlichen Situationen für den Sportler zu kommen.
Bei Lahun wird die Hantel z.B. 26 cm hinter der ursprünglichen Schwerpunktlinie (Ausgangsstellung) bei exzellenten, für unsere Gewichtheber Traumwerten, von vmin -66 und FBr von 127 %
fixiert.
Weitere Ursachen für erhöhte FBr-Werte, zumindest in Deutschland, sind die Zubringerübung/en wie Reißkniebeugen und Hocke-Senken mit vorherigen Schwungdrücken auf die gestreckten Arme und damit
schon vorab fixierter Last, die nicht dem Bewegungsverlauf beim Reißen entsprechen und deshalb für den Bremseffekt auf die Hantel wenig beitragen können.
(siehe auch im Kapitel weiter oben- Video 14).
Vergleich von vmin - xx und FBr. xx -Werten zwischen deutschen und einigen internationalen
Spitzen-Gewichthebern:
21.8..................................................................................................................................
Die absolut besten "Werte "mit Maximallast und einer optimalen Technik im Reißen bringt der Obrigheimer Nico Müller bei vmin 55, FBr 132 % und sagenhafter vmax von 218 m/sec. - in dieser
Gewichts -und Größenklasse bei einer Zughöhe von 134 cm auf die Bohle. Dies habe ich bei noch keinem Top-Heber der Weltspitze entdecken können.
Mit Nico (20) und Matthäus Hofmann (19 ) beide von klein auf vom aktuellen Bundestrainer Oliver Caruso trainiert, sind das 2 Trümpfe denen zuzutrauen ist der absoluten Weltspitze Paroli
bieten zu können.
Fortsetzung vom 30.12. 2013
13. b) Betrachtung des neuen Jugend-Sportprogramms
In Kürze!
In
den vergangenen Wochen kontaktierten mich einige skeptische Trainerkollegen und waren an meiner Meinung zu
dem neu vorgestelllten Kinder- und Jugend-Sportprogramm Gewichtheben des BVDG interessiert.
Nach dem ersten Blick auf dieses Programm fühlte ich mich in die Mitte der 70er-Jahre versetzt.
Das neue Kinder- und Jugend Sportprogramm ähnelt stark dem im damals kommunistischen System entwickelten „Bulgarischem Jugendprogramm für
Körperkultur und Sport für Gewichtheben“ von Dimiter Gjurkov/Jordan Ivanov. Darin wurden allerdings nicht so irrsinnig viele Wiederholungen in den Übungen abgefordert. Der damals übliche
militärische Führungs- und Trainingsstil ließe sich heute sowieso nicht mehr umsetzen.
Bemängelt wurden von den Trainern vor allem die Hereinnnahme von umfangreichen Trainingsübungen wie Bankdrücken, Liegestütze, Klimmzüge, Anristen,
Zug liegend und anderen. Dass dann ein Teil dieser Übungen nicht vorherbestimmt sondern als Überraschungseffekt bei den Wettkämpfen präsentiert und ausgeführt werden soll, ist dann wohl eine Anlehnung an das Wettkampfsystem der CrossFiter.
Bei CrossFit wurde mit der Form der „geheimen/unbekannten Zusammenstellung“ der vielfältigen Übungen für den Wettkampf die Grundlage geschaffen um die CFitern zu möglichst häufigem und
umfangreichem Training zu bringen. Dies ist notwendig um auf die unterschiedlichen Übungen, die evtl. im Wettkampf absolviert werden könnten,
vorbereitet zu sein und einen hohen Punktwert zu erreichen.
Die Sportler sollen auf diese Weise so oft wie möglich in die wie Pilze aus dem Boden wachsenden und im
Mitgliedsbeitrag nicht gerade billigen, „CrossFit-Boxen“ gelockt werden.
Ein derartiges Programm auf die Gewichtheberjugend übertragen zu wollen mit dem Ziel diese im Gewichtheben voran zu bringen, ist völlig unsinnig.
Es bestehen anscheinend völlig falsche Vorstellungen über die Infrastruktur in den Vereinen. Vor allem im Westen der Republik sind die jungen Sportler/innen von Zeitaufwand und Kontinuität
dazu nicht ausreichend verfügbar und den Vereinen fehlen in aller Regel die räumlichen Voraussetzungen.
Doch selbst wenn es gelänge die Voraussetzungen in Trainingsstätte und zeitlicher Verfügbarkeit zu schaffen, so bleibt das vorgeschlagene System als solches unsinnig.
Durch Geheimhaltung der jeweils im Wettkampf zu absolvierten Übungen werden die Athleten gezwungen sich statt hauptsätzlich auf die Technik des Gewichthebens auf diese
koordinativ anspruchslosen Trainingsbewegungen und Wiederholungen zu konzentrieren.
Diese haben mit dem Bewegungsablauf und den dazu notwendigerweise zu entwickelnden Muskelfasern - und Schlingen für das Gewichtheben wenig zu tun.
Diese Übungen erfüllen nur mäßig die Notwendigkeit Reize zu setzen um anspruchsvolle neue Bewegungsabläufe zu erlernen.
Physiologisch setzt man mit diesen Übungen und den hohen Wiederholungszahlen ein Fundament mit Förderung der roten, langsamen und ausdauernden Fasern. Die sind für
Spitzenleistungen im Gewichtheben wenig geeignet (siehe Kapitel 1).
Für diese Muskelfasern ist das Glykogen der Haupt-Energieträger.
Für eine hohe Leistung in kurzer Zeit, wie im Gewichtheben gefordert , werden die weißen starken Muskelfasern benötigt. Der Antrieb erfolgt primär aus den hochenergetischen
Salzen der Phosphorsäure, am Ende dem ATP.
Die Herausbildung dieser Speicher und Förderung der schnellen und starken Muskelfasern geschieht im niedrigen Wiederholungsbereich (1- maximal 6), ausgeführt mit einer entsprechenden
Intensität.
Der Sprinter erarbeitet sich sein Fundament nicht mit 1500 und 3000 m-Läufen, der Marathonläufer verschwendet keine Energie zum Üben des Starts und der Flötenspieler würde keinen
Gesangsunterricht nehmen, um besser Flöte spielen zu können.
Gerade
für Hochtalentierte (siehe Kapitel 4 ,was ist ein Krafttalent) ist solch ein Training besonders unproduktiv und eine Verschwendung von Energie,
die besser in die technischen Abläufe des Gewichthebens investiert werden sollte.
Selbstverständlich sollten sich Kinder und Jugendliche auch mal im Training austoben können. Es ist aber dem Trainer und seiner Intuition vorbehalten, je nach Situation entsprechend zu handeln
ohne gleich nach irgendwelchen Anweisungen von „Oben“ agieren und dokumentieren zu müssen.
Ich kann kaum glauben, dass ich richtig gelesen oder es richtig verstanden habe, dass bei den Klimmzügen von den 12 bis 17-Jährigen verlangt wird 12 bis 15 Wiederholungen
auszuführen.
Ich biete eine Wette, dass von den amtierenden Olympiasiegern, spätestens oberhalb der 77- kg-Klasse, kaum ein Kandidat dabei sein dürfte dem das in
korrekter Ausführung gelingt.
Es sei denn, man hat neben dem unsinnigen geheimen Wettkampfsystem noch die Ausführungsart der Klimmzüge bei den CFitern abgekupfert.
Diese Art Klimmzüge muss man gesehen und genossen haben. Da hängen die CF-Sportsfreunde- und Freundinnen und zappeln sich wie an Land geworfene
Fische hoch, um möglichst oft mit dem Kinn die Stange zu erreichen.
Unglaublich wie eine recht anspruchsvolle Kraftübung verhunzt werden kann.
Bei uns trainiert seit einigen Monaten eine sympathische Crossfiterin mit recht gutem Erfolg die Gewichthebeabläufe.
15 bis 20 Wiederholungen Klimmzüge bringt diese Sportlerin mit der
CF-Version auf die Stange, versicherte sie mir.
Dagegen gelangen ihr von richtigen Klimmzügen, wie ich mir diese vorstelle, mit aktzentuierter Belastung
der Muskulatur über den ganzen Bewegungsablauf gerade mal knapp 2 Wiederholungen!
Dies zu der Qualität der Übungen die durch das neue Sportprogramm mit den vielen Wiederholungen für Jugendliche eingeführt
wird.
Weitere
Aspekte:
Bereits mit Einführung der drehbaren Gewichtheberstange 1912 wurde das Dauer- und Kürstemmen abgeschafft!
Im Prinzip wird diese mit der hohen Wiederholungsanzahl den Gewichthebeabläufen artfremden
Ausdauerübungen nach mehr als 100 Jahren wieder aufgewärmt.
Diese theoretische Planung geht daher auch komplett an den Bedürfnissen der jungen Sportler und Sportlerinnen im Gewichtheben vorbei.
Als ich mich entschlossen hatte GH zu betreiben, wollte ich auch gar nichts anderes machen als Gewichtheben.
Wenn ich in eine Kneipe gehe und will Bier trinken und der Wirt bestimmt, dass ich dazu auch noch 1 Glas Milch trinken muss, würde mir das auch nicht
gefallen.
Der einzelne Sportler kann die vorgeschlagenen Übungen ja machen, wenn er dies will. Dies braucht nicht
im Voraus systematisch geplant oder erzwungen werden.
Als Schnellkrafttest sind die Sprünge gut verwertbar und als Krafttest richtige Klimmzüge. Damit
kann durchaus eine muskuläre Eignung zum Gewichtheben abgeleitet werden.
Weiter oben
(Hantelgymnastik / Artistenausbildung und Weiteres) bin ich auf diese Problematik schon einmal eingegangen.
Heutzutage findet man Gymnasiasten mit Sportabitur die nicht mal einen Kopfstand oder Handstand auf die Reihe bringen. Hier sollte man spielerisch, zumindest bei den hoffnungsvollsten Talenten, z,B. in Trainingslagern, mit Hinzunahme von kundigen Übungsleitern (Turnlehrer) einwirken.
In
2013 hat sich kein einziger Jugendlicher gefunden um Gewichtheben bei uns im ASC zu betreiben, aber eine ganze Anzahl CrossFiter, Soldaten ,Studenten und
„ältere Sportler/innen“ die sehr begeistert Gewichtheben,
oft nur so, für sich betreiben wollen. Die Tendenz dazu ist steigend.
Gerade in den sogenannten Schwellenländern merken die jungen Menschen langsam, dass sie im Durchschnitt ein größeres Potential für das Gewichtheben als Mitteleuropäer besitzen.
Auch Jonas Riess > siehe Kapitel 15 konnte feststellen welch großes Interesse in den USA mit seinen gewaltigen Ressourcen an Kraftmenschen in Wartehaltung steht.
Wenn sich, wie ich es stark vermute, international das Leistungsbild in Zukunft stark zugunsten dieser Klientel verändern wird und in Deutschland weiter ein Dornröschenschlaf stattfindet, dagegen
die alten Kamellen aus dem 19. Jahrhundert noch mal verschlimmbessert aus der Kiste geholt werden, dann gute Nacht für immer!
Statt mit großspurig wirkenden Schlagworten und übertriebenen Eigenlob sollte man sich mal konstruktive Gedanken machen wie sich das
deutsche Gewichtheben in Zukunft international behaupten kann.
Im Weg steht auch das ständige Herausstellen der eigenen absoluten Kompetenz.
Entweder man hat sie oder man hat sie nicht!
Letztendlich überzeugt nur der Erfolg wieder eine große Gewichtheberfamilie aufgebaut zu haben. Alles andere wirkt wie Schreien im Walde und dieses manchmal für den Außenstehenden
lächerlich.
Mein langer Sport-Weggefährte Jürgen Brockelmann, der als Rentner etwas weiter weg gezogen ist und mit Gewichtheben eigentlich nichts mehr zu tun hat, schrieb mir nach den letzten WM dem Sinne
nach:
Dass in seiner Gegend in der Presse vom Gewichtheben Null erscheint. Im örtlichen Kraftsportverein nur gekraftet wird, sicher auch junge
Interessenten für Gewichtheben vorhanden sind aber da das niemanden interessiert
deswegen auch nicht ausgeführt wird.
Er schrieb mir die folgenden Punkte mit der Fragestellung warum man denn nicht in der Lage sei, diese vielen positiven Eigenschaften des Gewichthebens mal richtig zu vermitteln:
- Gewichtheben macht Spaß
- diesen Sport macht nicht jeder - aber fast jeder kann ihn erlernen
- Du bekommst viel Kraft und kannst deinen Körper auch unter hoher Belastung perfekt beherrschen
- Dein Körper wird athletisch aussehen
- Du erlernst eine perfekte Konzentration
- Du bekommst Gefühl für Gleichgewicht und Balance
- Du bekommst Selbstsicherheit - Ich stoße 100 kg - ich bin jedem Normalo überlegen -
- Auch mit über 50 kann ich diesen Sport erfolgreich betreiben - es gibt eine rege Mastersgemeinde
- vernünftiges Training ist gesundheitsfördernd
- ein guter Verein bietet gute Kameradschaft
Wenn schon Außenstehenden mehr zu diesem Thema einfällt als den
Offiziellen finde ich das schon sehr bemerkenswert!
Verdammt nochmal, wir sind ein modernes
Land, ein Volk von über 80 Millionen Menschen, davon zig-Millionen Intelligente, wo ist das Problem auf diesem Gebiet nach zig-Jahren mal etwas Neues und Konstruktives für das Gewichtheben auf
die Reihe zu bekommen!
vom
5.2.2014
Im Anschluss werde ich darlegen, was in den Trainingsplänen unserer jüngsten Kaderathleten
aus meiner Sicht überflüssig ist.
Doch vorher gebe ich eine kurze Darstellung welche Auswirkungen das von Anfang an ungünstige Erlernen der Gewichthebetechnik für den Nachwuchs hat.
Zu Beginn dieses Kapitels hatte ich ein Beispiel von 4 "qualifizierten" Technikschülern mit deutlichen Defiziten im Reißen vorgestellt.
Inzwischen sind zwei Jahre vergangen und 2 der Sportler haben innerhalb eines Jahres nach diesen Messungen das Gewichtheben aufgegeben.
Der Dritte hat sich bisher trotz kontinuierlichen Trainings und Wettkampfteilnahme nur wenig verbessert.
Der Vierte ist gerade in der Jugend angekommen und hat einen erheblichen Kraftzuwachs erzielt. Diesen kann er aber durch Mitnahme der schon vor 2 Jahren recht mangelhaft erlernten
Technik nicht in Leistung umsetzen. Auffällig sind seine vielen Fehlversuchen und ungewöhnlich häufige „Platzer“ in den Wettkämpfen. Die Summe der Fehler im Zug bewirkt ein
Auseinanderdriften der Schwerpunktlinien und macht gerade in Verbindung mit der Kraftzunahme die Hantel unkontrollierbar. Vor allem das Abfangen der Last wird zum immer größeren
Risiko.
In seinem letzten Wettkampf (25.1.) kam es dann nach nicht kontrollierbaren 2 Fehlversuchen im dritten Versuch zu einem Unfall, bei dem die nicht mehr beherrschbare Hantel im Fallen den
Jugendlichen traf und ihn schmerzhaft verletzte. Zwei Jahre zuvor hatte ich gerade bei diesem Schüler darauf hingewiesen, dass seine Technik wenig Perspektive hat.
Solche Vorfälle führen dazu , dass Eltern nicht gerade animiert werden ihre Kinder zum Gewichtheben zu schicken. Die Folge ist dann dass eine breite Basis fehlt, aus der dann eine genügend große
Auswahl von Talentierten möglich wäre um international für Deutschland zu starten.
Die Ursachen dieser Entwicklung können jedoch weder Sportler noch Trainer angelastet werden, denn diese haben sich ja nach den gültigen Vorgaben gerichtet.
Diese Vorgaben beinhalten eine Technik mit Schultervorlage beim Abheben und den Sprung annähernd auf der Stelle. Der Sportler hat dies ausgeführt und erreichte eine ungünstige Hantelflugbahn mit
Schleudereffekt. Wäre er jedoch, trotz des ungünstigen Zuges individuell der Last folgend gesprungen, hätte er die Möglichkeit gehabt das Gewicht kontrolliert abbremsen können.
Bereits in mehreren Kapiteln weise ich auf die Ineffektivität und Gefahren des Lehrens einer solchen verordneten Standardtechnik hin.
Die bisherigen starren Vorgaben der Technikausführung für das Gewichtheben beruhen auf fiktiven Annahmen, die mit der
anthropometrischen Vielfalt des einzelnen Menschen nicht viel gemein haben.
Die Unterschiede in der Hebetechnik sind bei jedem einzelnen im Detail genauso vielfältig wie die Unterschiede bei den
Fingerabdrücken.
Sind die Vorgaben falsch, kann durch sie auch keine bessere Technik erlernt werden. Auf Grund der fehlerhaften technischen Ausbildung werden kurz- und mittelfristig Sportler
das Gewichtheben aufgeben weil sie selbst merken, dass sie ihre Kraft nicht optimal in Leistung umsetzen können, obwohl sie immer wieder versuchen sich eine bessere Technik anzueignen.
Verletzungen im Wettkampf schrecken ab und mögliche Interessenten werden erst gar nicht anfangen Gewichtheben zu betreiben.
Fakt ist:
Seit 2000 ist die Entwicklung derTeilnahme bei deutschen Meisterschaften von 540 Teilnehmern (Männern und Frauen, Schüler bis Senioren) im
Jahr 2007 auf 476 und im Olympiajahr 2008 trotz Gewinn der Goldmedaille von M. Steiner auf nur noch 448 Teilnehmer gesunken .
Der Gewinn der Goldmedaille in Peking 2008 und die folgende auf Steiner persönlich bezogene Darstellung hat daher in der Rekrutierung neuen Gewichtheber-Nachwuchses überhaupt
nichts gebracht.
In 2012 nach der Olympiade fiel die Teilnehmerzahl bei deutschen Meisterschaften, trotz der inzwischen
nach unten korrigierten Teilnahmenormen, auf nur noch 358 Teilnehmer, was mich gerade in diesem Jahr nach wiederholter negativer öffentlicher Darstellungen
unserer schönen Sportart nicht sonderlich wunderte.
Vom Verband wurden Sitzungen einberufen, neue Leitbilder entworfen, Altersklassen geändert und als Neuestes, die Wettkampfbedingungen für die Jüngsten verschlimmbessert um diesen Negativ-Trend
aufzuhalten.
Die Teilnehmerzahl betrug aktuell in 2013 dann nur noch 320 Teilnehmer!
Dabei ist der Trend zum Gewichtheben bei den ab etwa 20-Jährigen in Deutschland eher wieder zunehmend und weltweit
sieht es insgesamt ähnlich aus. Für einen möglichen Olympiastart kommen solche „älteren deutschen Sportfreunde“ aber kaum
noch in Frage.
Bei den sich selbst organisierenden Masterklassen (ab 35 Jahre), die mit ungebrochenem Elan zu Werke gehen und sich auch
international behaupten, sieht es mit der Teilnahme bei den DM mit in 2002, 267 Teilnehmern zu 229 Teilnehmern in
2013 mit einem Minus von nur knapp 14 %, zu einem Minus von über 40 % bei den Aktivenklassen noch wesentlich besser
aus.
Es ist doch offensichtlich, dass es „5 vor 12“ ist.
Für mich wäre eine umfassende, vernünftige Reform von Training und Trainingslehre eine dringend notwendige Reaktion.
Unsinnig ist für mich zusätzlich zum Wettkampfbetrieb der Jugendlichen Übungen als zielführend vorzugeben, die jedermann zu jeder Zeit ausführen kann.
Man muss sich das mal vorstellen! Andere Sportarten bilden ihr Fundament zunehmend mit Gewichthebe-Übungen.
Die Gewichtheber versuchen dies mit Allerweltsübungen oder mit den Übungen von anderen Sportarten!
Wo ist da die Logik?
Ein Speiseeisverkäufer der Milcheis herstellt wird sich doch seine Grundlagen nicht beim Melken der Kuh erarbeiten deren Milch er später zum Eis herstellen verwendet!
Durch das jahrzehntelange Versteifen auf die bestehenden Ausbildungsmethoden und überheblicher Einschätzung der eigenen Kompetenz in allen Belangen wurde verhindert, dass
Trainer ausgebildet wurden, die es verstehen in kürzester Zeit dem Nachwuchs eine individuelle Technik des Gewichthebens
beizubringen. So wie zurzeit die Technik gelehrt werden soll, ist es nicht möglich, die jeweils individuellen, optimalen Bewegungsabläufe für den einzelnen Sportler überhaupt
herauszufinden.
Diesem Thema wird demnächst meine spezielle Beachtung gewidmet sein.
Was mir noch auffällt ist, dass doch recht viele Sportfreunde des Gewichthebens ihren „Trainerschein“ machen und anschließend nicht als
Trainer fungieren, geschweige Jugendliche ausbilden!
Es ist gerade so, als würde ein Autobauer viele Autos produzieren, mit denen anschließend nur wenige fahren.
Früher oder später geht die Firma dann pleite!
Es wäre ratsam die Ursachen dazu festzustellen.
13. c) Ungünstige Trainingsplanung für Schüler und Jugendliche
Es geht mir nicht um Kritik an einzelnen Jugendtrainern und schon gar nicht an den trainierenden Jugendlichen. Diese zeigen in aller Regel hohe Motivation und großes Engagement.
Meine Kritik gilt einer ungünstigen Übungszusammenstellung, nicht sinnvollen Übungen und schlechter Belastungsplanung. Man erkennt einfach die
Zusammenhänge eines wirkungsvolleren Zusammenspiels der wichtigsten Trainingskomponenten nicht. Dies wäre aber Voraussetzung um Jugendliche optimal
auszubilden und die vorhanden Potentiale besser auszuschöpfen.
Statt wie in diesem Kapitel schon mehrmals empfohlen dem Nachwuchs eine individuelle, optimale und umfangreiche Technikschulung zukommen zu lassen, findet man in den derzeitigen Konzepten eine
zusammenhanglose Anhäufung von Übungen. Diese werden in der Woche oft mehrmals wiederholt und führen in dieser Häufigkeit zu einem Ungleichgewicht in
der muskulären Belastung. Das Ziel den Jugendlichen eine optimale Technik im Reißen und Stoßen zu vermitteln, wird so nicht erreicht..
Ein Beispiel:
Schüler/in (11) mehr als 1 Jahr Gewichtheben betreibend (inzwischen Karriere wieder beendet)
3 Trainingseinheiten pro Woche aufgeteilt in:
1 x TR Bö, 1x TR erhöht ? 1x TR.
1 x TU, 1 x TU+S
1x SS, 1x Nackendrücken
2 x ZB, 1x ZE, 2x RS mit
Belastung
2x KB v, 1x KB hi
2x Bauch, 2x Sprünge, 1x Schocken
(TR-Reißen, TU –Umsetzen, SS /S -Ständerstoßen/ Stoßen, ZB -Zug breit, ZE- Zug eng, RS- Rumpfschwünge,
TE –Trainingseinheit))
Die 3 TE in der Woche sind aufgeteilt in 35 Sätze in der 1.TE, 45 Sätze in der 2. TE und 28 Sätze in der 3. TE.
3x Kniebeugen, 3x Züge, 2 x weitere Rückenübungen usw.
Was will man bei dem/der 11 Jährigen damit bewirken?
Es wurde schon vor 40 Jahren gelehrt, dass bei Jugendlichen das beste Lernalter zum Erlernen komplexer
Bewegungen etwa zwischen 10 und 14 Jahren liegt.
Es ist auch bekannt, dass Jugendliche in dieser Altersklasse körperlich und psychisch zwar recht gut belastbar sind - dies aber nur für eine relativ kurze Zeit. Warum setzt man dieses Wissen
nicht einfach um?
Was sollen dann 28 bis 45 Sätze pro TE? Dies bedeutet nur, dass das Training nicht in der notwendigen Qualität ausgeführt werden kann.
Warum ist man nicht in der Lage entsprechende Technikvariablen je nach individueller Notwendigkeit anzubieten und durchzuführen?
Eine Anregung wie so etwas und mit welchen Übungen gehen könnte, habe ich in dem oberen Teil des Kapitels vorgestellt.
Bereits Anfang der 70 er-Jahre hatte ich 7/8-Jährigen in unserem Haus - im Sommer oft in unserem Garten -Gewichtheben beigebracht, weil die
Trainingszeiten unseres Vereins erst abends ab 20 Uhr begannen.
Diese TE betrugen zwischen 20 bis 30 min.
Ich kann mich auch noch gut an die Deutschen Schülermeisterschaften z.B. in Marburg, Schifferstadt und zuletzt 1978 Gifhorn erinnern. Damals gab es Reißen, Stoßen, 3-er Hopp und
Differenzsprung.
Danach war für mich im Schülerbereich oberhalb der Landesebene Schluss. Zu oft habe ich mich über unqualifizierte Bewertungen geärgert und
auch die Schüler fühlten sich oft ungerecht behandelt. Natürlich steigerte das nicht ihre
Motivation.
Ich kann nur den Hut vor Kollegen ziehen wie dem Heppenheimer Lothar Pfeiffer, der mit Hilfe seiner Frauganze Busladungen mit jungen Heber -Nachwuchs
zu den „Deutschen“ auf die Bohle brachte.
Mitte der 80er-Jahre wurde es dann was Gewichtheben betrifft, ganz finster in Heppenheim.
Sicherlich konnte dieser Aufwand nicht aufrecht gehalten werden, zumal das Heppenheimer Ehepaar die Last fast allein schulterte.
Aktuell bringt dies der Pfungstädter Jürgen Trux mit viel Herzblut und Energieaufwand zu Wege.
Das Fatale daran ist, dass heutzutage ein Rattenschwanz anderer Verpflichtungen wie Geldbeschaffung und umfangreiche Organisation mit bewältigt werden muss. Das kostet viel Energie und Zeit und Unterstützer halten oft nur für kurze Zeit durch.
Mit dem neuen Jugendsportpragramm setzt man nochmal einen negativen
und vollkommen unnötigen Minuspunkt oben drauf.
Wer soll und will denn so etwas umsetzen und warum?
Fortsetzung 7-3-2014
Im letzten Beitrag hatte ich irrtümlich die Kommentierung des Trainingsplanes eines 15 jährigen angekündigt. Hier ist nun meine kritische Vorstellung des Trainingsplanes eines 14 jährigen
Auswahlhebers. Vor kurzem hieß das noch C – Jugend.
In diesem Plan sind 4 TE in der Woche mit folgenden Übungen vorgesehen:
(1) TR, TR Rie, TUS, SS,
(2.) KV, KH,KV,KH
(3.) ZB, Ze ,RS Zb, RS, Ze,
(4.) PP
(5.) Kugel-Schocken, Bauch, Bauch, KZüge, Trizeps > insgesamt 35 Antritte (allg. Übungen).
Das Gewichthebetraining 1. bis 4. bestand aus 104 Antritten (Sätzen) davon entfielen 22 Antritte auf
das Techniktraining in (1). Das besteht also gerade mal aus 24 % des Umfanges.
Von den 252 Gesamtwiederholungen in dem Komplex 1. bis 4. entfielen nur 67 Wh (26%) auf die Technik in
(1).
Im Gesamtverhältnis aller Antritte (Gesamttraining 1. Bis 5.) entfielen knapp 16 % auf die Technik –
dies bei einem 14 Jährigen Gewichtheber!
Gleichzeitig hört man Sprüche wie: „ Kraft haben unsere Leute genug, nur die Technik muss perfektioniert werden um der Weltspitze Paroli bieten zu können“ .
Ich frage mich, wann unseren Athleten diese international wettbewerbsfähige Technik beigebracht wird und wie?
Auch auf Gewichtheber trifft oft der Spruch zu „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“.
Vor allen Dingen dann, wenn man später nicht so recht weiß wie die vernachlässigten oder ungünstig
erlernten Technikabläufe korrigiert werden sollen!
So bekommt man ein Sportlerleben lang eine Technikbaustelle, die unnötig zusätzliche Energien kostet und mögliche Leistungsentwicklungen behindert.
Die notwendige Zielvorgabe der Technikverbesserung wurde wohl erkannt, aber der Weg dorthin wird konfus und unprofessionell begangen. Nicht individuelle, standardisierte Technikvorgaben und eine daran ausgerichtete Bewertung des Technikanteils im Wettkampf der Schüler machen alles noch schlimmer.
Die Zusammenstellung der Übungen dieses Jugendlichen enthält an jedem Trainingstag Kniebeugen, Züge und noch 2 x je 4 Antritte Rumpfschwünge
sowie Sprünge. Diese Belastung berücksichtigt nicht , dass ein 14 Jähriger - egal ob Früh- oder Spätzünder - zum Wachstum Energie und Kraft
benötigt.
Die schwerste Kniebeuge-Einheit auch noch meist an den Schluss einer langen TE zu setzen, wenn der Organismus schon ziemlich ermüdet ist, zeugt von erschreckender Unkenntnis über die physiologischen Vorgänge während des Trainings.
Von Berücksichtigung der unbedingt notwendigen Be- und Entlastung der Muskelgruppen (siehe
auch Kapitel 14) ist nichts zu erkennen. Es wird immer wieder in die gleichen Muskelgruppen hinein belastet und rigoros in die Regenerationsphasen hinein trainiert. Wie können sich damit die
Muskeln und die Kraft optimal entwickeln?
An die Folgeschäden an Knorpeln, Sehnen und Gelenken ist nicht gedacht worden.
Es sollte doch endlich mal begriffen werden, dass Trainingsmethoden die der Be-und Entlastung so wenig Beachtung schenken, nur mit Dopingmitteln sinnvoll durchzuführen sind.
Diese Dopingmittel können je nach Art, neben einen bis zu 6-fach höheren Proteinumsatz, auch eine enorm höhere Einbaurate in die Muskulatur von Creatinphosphat der Grundlage zur Bildung des
Muskeltreibstoffes ADP > Adenosindiphosphat und der weiteren Umbaurate zu ATP > Adenosintriphosphat bewirken. Alles Voraussetzungen bei denen diese Belastungen in höheren Umfängen und vor allen Dingen im entscheidenden hohen Intensitätsbereichen durch Einsatz des Dopings ausgeglichen werden.
Außerdem kommt es durch bestimmte Arten Dopingmittel zu vermehrten Wassereinlagerungen (Muskeln bestehen zu über 70 % aus Wasser) die dann als Puffer in den Gelenken dazu dienen hohe Lasten abzufangen und gleichzeitig die Gelenkwinkel günstig beeinflussen um technische
Abläufe zu optimieren.
Dass immer noch in bestimmten Nationen gedopt wird, steht außer Frage. So lange nicht durchgesetzt werden kann, dass neutrale und
kompetente Dopingkontrolleure mit einem speziellen Pass der eine Visum- Pflicht
ausschließt ausgestattet werden und zu jeder Zeit unangemeldet kontrollieren können, wird dieses Problem trotz derzeitiger
Fortschritte nicht völlig auszurotten sein.
Mir erscheint es sehr verdächtig wenn einige Nationen mehrmals täglich hart trainieren und dennoch
anschließend reihenweise bei OS und WM die Medaillen einheimsen.
Es ist sehr gut möglich diesen Dopern Paroli zu bieten. Dazu notwendig ist ein vernünftiges und
intelligentes Training, das Know -how des Trainers, das Talent des Sportlers und vor allem seine intelligente Mitarbeit bei der selbständigen Umsetzung von hochleistungssportlichen Maßnahmen in Ernährung, Beweglichkeit und mentaler Einstellung.
Mit stark und dumm ist heutzutage kein Blumentopf und noch weniger ein internationaler Wettkampf zu gewinnen.
Das Training eines Hochtalentierten unterscheidet sich nur in der Qualität und der Intensität in der Belastung vom dem eines Durchschnittshebers.
Es ist ein großer Irrtum und kontraproduktiv und wenn man glaubt, gerade die Hochbegabten mit mehr TE beglücken zu müssen.
Diese brauchen schon wegen ihres Stoffwechselverhaltens eher mehr Pause und weniger Umfang als der Durchschnitt.
Auf die Idee, ein hochintelligentes Kind die 1. Klasse doppelt durchlaufen zu lassen, damit es das 1 x 1 noch besser lernt, würde doch auch keiner kommen.
Vorausgesetzt die Technik wurde frühzeitig richtig erlernt und die Übungszusammensetzungen sowie die Trainingsintensität wird dem Sportler
individuell und kontinuierlich angepasst, lassen sich mit 4 speziellen TE pro Woche des Gewichthebens optimale
Ergebnisse erzielen.
So werden Überlastungserscheinungen wie Verletzungen verhindert und man erreicht ohne Zwangspausen eher seine Ziele.
Ich kann mich nur über die aktuellen und aus meiner Sicht übermäßigen TE mit nicht optimaler Zusammensetzung der verschiedenen Trainingskomponenten
wundern. Erstaunlich finde ich auch eine etwa 8 Jährige Verplanung des Sportlers in Richtung Olympiateilnahme.
Unter den gegebenen Umständen sollte man sicherheitshalber in der Planung auch die Paralympics mit in Erwägung ziehen. Das Motto „Operation Medaille“ könnte dabei eine ganz andere Deutung
erlangen.
Unsere Stärksten haben im Jahr nach Olympia mehr Zeit in Krankenhaus und Reha als im Trainingsraum verbracht.
Es ist traurig zu erleben, wie die 3 Nationen, Frankreich, Deutschland und Österreich, die das Gewichtheben vor etwa 140 Jahren aus der Taufe gehoben haben, heute international aufgestellt
sind.
Bei den OS in London fielen gleich alle 3 französischen Heber im Reißen,die komplette Männermannschaft, aus. Dies hatte sich 3 Monate vorher bei einem Qualifikationsturnier in Heidelberg
angedeutet. Deren technische Ausführung war da schon alles andere als Olympiareif.
Von Österreich schaffte kein Heber die Teilnahmenorm. Deutschland passt sich immer mehr den Mitgründern an.
Seit 2000 geht es mit dem Gewichtheben in Deutschland fortlaufend bergab.
Es kann dazu kommen, dass Gewichtheben in Deutschland und international bald überhaupt keine Rolle mehr spielt.