Eine Betrachtung der Jugendarbeit im BVDG und Hinweise zur Erlernung der Technik im Gewichtheben

Betrachtung des neuen Jugend-Sportprogramms.

von Peter Krinke (ab 04-2012)

In vielen Gesprächen mit Trainerkollegen wurde mir deutlich, dass sich nicht nur bei mir der Unmut über neue Regelungen im Jugendbereich verstärkt. Diese Neuregelungen sind die Ärgernisse:

  • In Zukunft sollen Jugendheber bis zum Alter von 11 Jahren als Schüler benannt werden.
  • Die ehemalige C-Jugend wird Altersstufe 12-13 Jahre.
  • Die ehemalige B und A-Jugend wird Altersstufe 14-17 Jahre.
  • Die Altersklasse ab 18 Jahren wird den Junioren zugeschlagen.

Es ist nicht logisch, nur die jungen Gewichtheber bis 11 Jahre als Schüler zu bezeichnen. Der Begriff "Schüler" hat nichts mit dem Sport und kaum etwas mit dem Alter zu tun. Schüler kann man im Lebensalter von 6 oder 20 Jahren sein. Mein Vorschlag ist, sich an dem bewährtem Vorbild der Masters zu orientieren und Altersklassen im Jugendbereich zu benennen wie:

 

Jugend AK 1 (6-7) Jugend AK 2 (8-9) usw. Alternativ könnte die C, B und A- Jugend aus Traditionsgründen beibehalten werden.

 

Für nicht sinnvoll halte ich es, die 18 Jährigen den Junioren bis zum Alter von 20 Jahren zuzuordnen. Im Juniorenbereich hat ein 18jähriger kaum Chancen gegen 20 Jährige eine seinem Potential gerechte Platzierung zu erreichen.

 

18 Jährige sind außerdem in einem besonders kritischem Alter mit erhöhten Belastungen und Veränderungen der Lebenssituation durch mittlere Schulabschlüsse, Abiturvorbereitungen, Ausbildungsbeginn u.s.w. Es ist daher besonders schwierig diese Altersgruppe im Training zu halten - nicht sinnvoll ist es ihnen Erfolgschancen zu nehmen und dadurch die Motivation zu verringern.

 

Ich bin der Meinung das alle für die Jugendarbeit Verantwortlichen sich viel wichtigeren Problemen zuwenden sollten. Diese Probleme sind aus meiner Sicht.

  • Fehlende Konzepte zu der derzeit mangelhaften technischen Ausbildung.
  • Mangelnde Richtlinien zur sinnvollen Trainingsplanung und Gestaltung.
  • Schlechte und unverständliche Vermittlung von Wegen zur Fehlerbehebung und Bewegungsabläufen.

Dazu ein Beispiel, dass Probleme deutlich macht:

Im Juli 2009 war ich als (selbstzahlender) Gast bei einem Lehrgang der Jugendnationalmannschaft anwesend. Am Montag früh vor dem ersten Hanteltraining bat der wissenschaftliche Mitarbeiter des IAT (Institut für Angewandte Trainingswissenschaft) jugendliche Kaderangehörige in Gruppen zu drei Sportlern in einen Nebenraum. Dort zeigte er mit einem Beamer Technikaufnahmen von ihnen, die er während der vorangegangen Meisterschaften mit dem Weightlifting - Analyser aufgenommen hatte.

 

Der wissenschaftliche Mitarbeiter versuchte dann den 15 bis 17jährigen Jugendlichen die seiner Meinung nach von der individuellen Norm abweichenden Bewegungsabläufe zu erklären und Korrekturhinweise zu vermitteln.

 

Es war leicht zu erkennen, dass die Jugendlichen von diesen Instruktionen überfordert waren und somit auch keine Aussicht bestand, dass anschließend etwas im Training umgesetzt werden konnte.

 

Mir fiel auf, dass bei einer Sportlerin ein technisches Problem seine Ursache offensichtlich in einer anatomischen Besonderheit hatte. Mit Einverständnis des wissenschaftlichen Mitarbeiters und der Sportlerin bot ich dann an, im Trainingsraum dem Problem auf den Grund zu gehen.

 

Dort beobachtete (sichtete) der für diesen Lehrgang verantwortliche Trainer, der eigentlich auch zuständig für die Umsetzung der erlangten Erkenntnisse des IAT bei den Jugendlichen sein sollte, das Geschehen. Als ich dann mit der Sportlerin anfing nach der Ursache ihres vermeintlichen Defizits zu suchen, konnte ich aus den Augenwinkeln beobachten, wie der Trainer im Hintergrund seine Hände aus den Hosentaschen nahm und sich diese vor den Kopf hielt. Dies vermittelte uns etwa die Aussage: "Wie kann man nur so verbohrt sein". Natürlich wurde von den anderen Anwesenden im Trainingsraum - auch von der österreichischen Delegation - sein Verhalten mit Interesse beobachtet. Besonders für die junge Sportlerin war die Situation äußerst peinlich und selbstverständlich das Gegenteil von Motivation. Ich habe meine Bemühungen sofort abgebrochen.

 

Trainer sollen lehren und motivieren - Sie sind damit Pädagogen. Das Beispiel stellt das Gegenteil von Pädagogik dar - ein solcher Trainer erfüllt seine beruflichen Anforderungen nicht. In jedem Beruf ist das Nichterfüllen der berufsspezifischen Anforderungen ein rechtssicherer Kündigungsgrund.

 

Bezahlte Trainer sind Angestellte, die für ihre Kunden - die Sportler - eine Leistung zu erbringen haben. Die Leistung wird in jedem Beruf am Erfolg gemessen. Wer als Trainer die aktuellen Anforderungen moderner Menschenführung und Sportpädagogik neben umfassenden

technischen Wissen nicht erfüllt, sollte diesen Beruf nicht weiter ausüben. Dies gilt in besonderem Maße für die Arbeit mit jungen Menschen. Die Trainer müssen fähig sein, den Sportlern und Sportlerinnen wissenschaftliche Erkenntnisse verständlich zu machen, sie zur Umsetzung motivieren und dann mit ihnen individuell in ihre Technik einfließen zu lassen.

 

 

Fortsetzung 1 Aktuelle Reißtechnik - eine Beobachtung.

 

Unten habe ich die vom Weightlifting Analyser aufgezeichneten Hantelflugbahnen von 4 C-Jugendlichen im Reißen abgedruckt. Diese Jugendlichen betreiben seit mindestens mehr als einem und bis zu über drei Jahren Gewichtheben und werden bei Wettkämpfen von den Kampfrichtern überdurchschnittlich gut bewertet. Nahmen mindestens einmal an Deutschen Meisterschaften teil. Die Gewichtheber gehen für unterschiedliche Vereine an den Start und diese Vereine liegen in einer Nord- Süd Streuung etwa 300 km auseinander.

Grafik 1
Grafik 1
Grafik 3
Grafik 3
Grafik 2
Grafik 2
Grafik 4
Grafik 4

Wenn man die Grafiken 1 bis 3 betrachtet kann man feststellen, dass die Hantel aus ihrer Schwerpunktlinie bei 0 (Null) ab etwa der Hüftgegend stark nach vorne - weg von der Schwerpunktlinie des Hebers/in - "geschleudert" wird. Dies hat zur Folge, dass der Hantel dann in den allermeisten Fällen nachgesprungen werden muss.

 

Außerdem müssen bei diesem ungünstigem Technik-Stil verstärkt die Schulter- Ellenbogengelenke eingesetzt werden um das Gewicht auszubalancieren, dadurch wird langfristig ein höherer Verschleiß in diesem Bereich entstehen.

 

Die Hauptursache ist das schlechte Abheben der Hantel. Die Schultern sind dabei individuell unterschiedlich zu stark überlagert. Gleichzeitig steht die Hantel zu nah an den Unterschenkeln. Anschließend werden dann im oberen Bereich des Zuges keine Anstrengungen unternommen, die Hantel nahe an den Körper zu ziehen. Dieser Fehler entsteht in der Regel u.A. durch die falsche Anwendung der Teilübung "Zug breit".

 

Die Grafik 4 ist einem recht kleinen Heber zuzuordnen. Nach einem guten Start macht der Heber eine ungünstige Parallelverschiebung. Daher geht die HFB ebenfalls den Weg nach vorne und macht insgesamt für diese Zughöhe einen zu großen Bogen. Dies führt dazu, dass bei gleichem Kraftaufwand nicht die individuell bestmögliche Zughöhe mit der Hantel erzielt werden kann.

 

Die Werte in den Protokollen haben im Gegensatz zur HFB bei diesen Jugendlichen keine große Aussagekraft, da sie in dieser Altersspanne noch weit unter ihren Möglichkeiten heben (Zum Ansehen der Grafik >/Vergrößern Strg-taste + scrollen).

 

Dazu als Beispiel die Hantelflugbahnen von Thimo Solar 1 x in der B-Jugend und 1 x in der A-Jugend und von Matthias Trummer (derzeit Olympiastützpunkt Heidelberg) Aus 1. Jahr A-Jugend.

Eigentlich ist das Grundprinzip der Technik ganz einfach: Hantel zu sich ziehen und möglichst gerade am Körper (eigene KSP-Linie) entlang beschleunigen und unterspringen.

 

Wie kann es dazu kommen, dass Jugendliche aus weit auseinanderliegenden Vereinen beim Reißen ähnliche Fehler machen und die gleichen Fehler auch bei erwachsenen Hebern bis in die höchsten Kader zu sehen sind?

 

Es liegt einfach daran, dass seit Jahrzehnten bei der Ausbildung der Trainer nach einem festgelegtem "Leitbild" gelehrt wird bzw. wurde, meistens ohne dabei die individuellen anatomischen Voraussetzungen der Sportler in Betracht zu ziehen.

 

Wie man von vornherein Fehler beim Reißen mit einer anderen Herangehensweise in der Ausbildung junger Gewichtheber vermeiden kann, wird in den nächsten Folgen dargestellt.

Siehe auch unter: Anmerkungen zur Technik des Reißens

13. a) Hinweise zur Erlernung der Technik im Gewichtheben

Reißen > ein Weg zur optimalen Technik!

Aus eigenen Erfahrungen bin ich überzeugt, dass Sportler die Gewichtheben als Leistungssport betreiben wollen, zuvor mindestens über einige Monate ein "Optimales Krafttraining" (siehe unter TRAINING Kapitel 2 auf dieser Webseite) durchführen sollten.

 

Die beiden unterschiedlichen Trainingskomplexe mit den relativ leicht zu erlernbaren Übungen sind ein Garant dafür, dass ein günstiges Fundament für die Wettkampfübungen Reißen und Stoßen gelegt wird.

 

Der Komplex 1 enthält Kniebeugen, Kreuzheben und Klimmzüge.

 

Sollten die Sportler noch keine Klimmzüge machen können, kann man dies in Form der NMK (Negativer Muskelkontraktion) ausführen lassen, d.h. man lässt sich ab Kinnhöhe an der Klimmzugstange hängend langsam herab.

 

Im Komplex 2 wird der Oberkörper ebenfalls umfassend auf das Gewichtheben vorbereitet.

 

Diesem kleineren Komplex sollte man dann weitere zum Gewichtheben hinführende Übungen in leichter Form wie Reißkniebeugen, Hocke-Senken und Ausfallkniebeugen hinzufügen.

 

Diese beiden Komplexe sind eine wichtige Vorschule für das Erlernen der Technik des Reißens und Stoßens.

 

Günstige Voraussetzungen für das Gewichtheben bieten auch Elemente des Turnens, wie Boden - und Barrenturnen sowie diverse Sprünge zum Erlernen eines guten Bewegungsgefühls.

 

Die Komplexe 1 und 2 lassen sich leicht progressiv verplanen. Der junge Sportler kann so günstig auf ein systematisches Gewichthebertraining vorbereitet werden. Dabei sollte am Anfang unbedingt die beste  Ausführungsqualität und keinesfalls eine schnelle Leistungssteigerung stehen.

 

Mit dieser Art der Vorbereitung erfüllt der junge Sportler die Voraussetzungen für das Erlernen der Technik  des Gewichthebens und hat außerdem eine hervorragende Versicherung zur Vermeidung von Verletzungen.

 

Die nächste Folge (Videos) mit Empfehlungen nach den Prinzipien:

  • Vom Einfachem zum Komplizierten,
  • vom Langsamen zum Explosivem und
  • vom Leichten zum Schweren.

Vor den Trainingsempfehlungen eine Erklärung mit Hilfe von 4 Fotos über das Entstehen von Fehlern beim Reißen.

In den Bildern 1 und 2 führt der Sportler die 25 kg Scheibe eng am Körper. Die Höhe entspricht ungefähr der Position in der die schnellste Zuggeschwindigkeit (v-max) erreicht wird. Der Sportler kann die Scheibe in dieser Lage leicht halten. Beim Reißen erreicht er diese Position nach optimalem Abheben und anschließend gleichmäßiger Verschiebung von Knie- und Hüftwinkel während der Kniepassage. Im 2. Zug zieht er dann nah am Körper - an der Körperschwerpunktlinie (KSPL).

 

In den Bildern 3 und 4 ist zu erkennen, dass das Heben der Scheibe vor der KSPL schon schwer fällt. Im Bild 4 ist deutlich zu sehen wie er durch Rückenlage versucht die Lastverhältnisse auszugleichen. Es kostet viel Energie die Schwerpunktlinien von Hantel und Körper in Balance zu bringen. Zur besseren Verdeutlichung habe ich es betont dargestellt.

 

In diese Position gelangt der Heber, wenn das Wegheben in der Startphase des Reißens ungünstig begonnen wurde. Häufig geschieht es durch Überlagerung der Schulter vor der Hantelstange. Dies führt dann oft während des Zuges zu einer ungleichmäßigen Öffnung von Knie - und Hüftwinkel. Ein weiterer Grund kann sein, dass Bein - und Rückenstärke nicht gleichmäßig ausgebildet sind. Dazu kann es kommen, wenn mit untauglichen Übungen trainiert wurde. Die Folgen beim Ausführen des Reißens sind dann eine ungünstige Hantelflugbahn (HFB), Geschwindigkeitsverlust, eine geringere Treibhöhe der Hantel und ein riskantes Abfangen in der Hocke.

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Nun zu den Übungen: Grundsätzlich sollten die folgenden Übungen mit leichten (oder sehr leichten z.B. Besenstil bei den ganz jungen Sportlern) Gewichten im langsamen Tempo zur "Erfühlung" des Bewegungslaufes eingeübt werden. Die Startstellung wird am Ende der Abfolge dieser Übungen eingenommen. Diese ergibt sich durch das ziehen am Körper entlang, dadurch findet der Sportler automatisch auch zum richtigen Anfang.

 

Bei der so gefundenen Startstellung kommt es in den allermeisten Fällen (in über 90%) nicht zu einer überlagerten Schulter vor der Hantelstange. Zu dieser Position kommt es nur dann wenn der Sportler einen extrem langen oder kurzen Rumpf und/oder extrem kurze Arme hat.

 

In vielen Fällen entsteht eine Überlagerung der Schulter, weil der Heber mit nach gerade nach vorn zeigenden Füßen vor der Hantel steht. Um nicht einen Bogen um die Knie heben zu müssen wird in diesem Fall der Anfangszug statt mit den Beinen mit dem Rücken eingeleitet und damit eine ungünstige Position zur darauf folgenden Parallelverschiebung eingenommen. Video 5 und 7 zeigen wie beim Zug mit leicht seitlich ausgestellten Füßen die Knie seitlich der Stange aus dem Weg genommen werden.

 

Nach dem optimalem Krafttraining ist der Sportler für die Grundschulung der Technik in den klassischen Übungen Reißen, Umsetzen und Ausstoßen vorbereitet.

  • Video 1 + 2 demonstriert den engen Zug an der KSPL.
  • Video 3 + 4 zeigt diesen Zug erweitert um den Übergang in die tiefe Hocke.
  • Video 5 + 6 zeigt den Zugverlauf in fortlaufender und dadurch unter Spannung stehender Last (nicht ablassen oder stehen) in Sätzen zu 5 bis 6 Wiederholungen.
  • Video 7 zeigt den kompletten Ablauf des Reißens ausgeführt in Zeitlupe.


Sind diese Abläufe nach einem individuellem Zeitraum "eingeschliffen" geht man dazu über, die Übungen in den folgenden Punkten zu präzisieren:

Punkt 3 schnelles Ziehen mit Sprung und Abtauchen in die Hocke, dann die Last 2-3 sec. fixieren.
Punkt 5 Zug breit (ohne Fußstreckung).
Punkt 7 technisches Reißen.
Der Heber sollte jetzt zunehmend "explosiv" arbeiten.
Der Einsatz von vielfältigen zusätzlichen Übungen sollte vermieden werden. Dies lenkt die Konzentration auf das Wichtige ab.
Da man voraussetzen kann, dass ein Gewichthebertrainer "Hantelerfahrung" vorweisen kann, sind Vorschriften und Hinweise bis ins Detail überflüssig.
Das "Sehen" der Technik erfordert allerdings ein geschultes Auge des Trainers, und das Talent technische Abläufe zu erkennen.

Zum besseren Erlernen der Bewegungsabläufe könnte eine intensive Schulung der Trainer durch das IAT Leipzig am Weightlifing - Analyser (WA) unter Federführung von Dr. Lippmann/Holger Jentsch, beitragen.
Für die Ausbildung mit der oben beschriebenen Trainingsmethode hätte ich durchaus Vorschläge für eine Erweiterung des möglichen Beobachtungsspektrums durch die WA-Software.

 
Das Umsetzen und Stoßen.
Das Erlernen des Umsetzens kann mit der "Bewegungserfahrung" durch das Reißen nach dem gleichen Prinzip ausgeführt werden.
Parallel zu Video 3 vom Reißen wird mit engem Griff gleich das Ziehen und das Abtauchen zum Umsetzen ausgeführt.
Anschließend geht es über zur Übung in Video 9.


Vor dem Erlernen des Ausstoßens wird erst der Ausfallschritt siehe Video 10 und 11 eingeübt.
Dabei muss besonders darauf geachtet werden, dass die Schulter und Stange senkrecht nach unten geführt werden.Herausgestellt in Video 11 mit der davor platzierten Stange als Ordinate.
Es werden beide Beine im Wechsel trainiert.


Das Erlernen des Ausstoßens erfolgt aus dem Nacken. Damit lernt man von vornherein die Hantel in der Körper- und Hantelschwerpunktlinie zu führen sowie die Last mit beiden Beinen im Ausfallschritt gleichmäßig nach unten abzufangen (12+13). Der Stoß sollte dann im Ausfall ca 2 sec. fixiert werden, das bestätigt, dass der Bewegungsablauf und die Hantelkontrolliert wurden. Anschließend wird zuerst das vordere Bein etwas zurück gesetzt, bevor das hinten stehende Bein herangezogen und die Grundstellung eingenommen wird. Werden die o.a. Bewegungsabläufe beherrscht, kann das Ausstoßen problemlos auch von der Schulter ausgeführt werden.

Dieses vorgestellte Training, ich nenne es mal, antidynamisches Technik-Bewegungstraining (ATBT) kann mit vielen Wiederholungen eingeübt werden und erlaubt es dem Trainer in jedem Bewegungsabschnitt des Reißens und Umsetzens direkt korrigierend eingreifen zu können. Vorausgesetzt der Trainer beherrscht das Wissen über die richtigen Bewegungsabläufe im Gewichtheben. Zumindest sollte in Zukunft den Gewichtheber-Trainern vom Bundesverband die Möglichkeit angeboten werden sich vorrangig diese Kenntnisse anzueignen.


Video 14).  + 15 zeigt Hilfsübungen für das Abfangen der Last die im Anschluss an das o.a. perfektionierte Training dann in realer Geschwindigkeit ebenfalls zur Anwendung kommen sollten. Die nachfolgend beschriebenen Ausführungen dieser beiden Übungen entsprechen annähernd dem Bewegungsablauf in diesen Positionen des Reißens und Umsetzens.

Video 14 > das Hocke Senken  für das Reißen (HSR).
Das Senken erfolgt in der Ausgangsstellung mit angewinkelten Knien. Danach werden die Beine gesenkt bei gleichzeitiger Streckung (nicht Schwungdrücken) der Arme mit Abfangen der Last in der tiefen Hocke (ca. 2-3 sec. fixieren).
Video 15 > demonstriert das Hocke - Senken für das Umsetzen (HSU). Im Gegensatz zum Reißen wird in die Hocke gesprungen und sofort (ballistisch) den Rückschub ausnutzend aus der Hocke aufgestanden.
Es lässt sich beobachten, dass schon bei der erstmaligen Anwendung dieser Übung sogar im Fortgeschrittenem- Training Athleten oft 90 bis 105% ihrer Umsatzleistung damit erzielen.
Allzu häufig sollte diese Übung mit maximalen Lasten wegen der erhöhten Gelenkbelastung allerdings nicht durchgeführt werden.

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21.6.012
Vor meinem Vorschlag für effektivere Wettkampfsysteme im Jugendbereich eine kleine Betrachtung über den "Tellerrand".

Sieht man sich einmal die aktuellen GH-Leistungen in 2011/12 in den sogenannten Entwicklungsländern -bzw. armen Regionen auf dieser Welt wie Mittel -und Südamerika, Afrika und asiatischen Schwellenländern an, findet man Ergebnisse die ich hier als kleinen Ausschnitt darstelle:
Kolumbien zeigt Ergebnisse in der Klasse bis 69 kg der beiden besten Heber von 330 und 323 im Zweikampf. Der Stärkste in Venezuela erreicht 303 kg in dieser Gewichtsklasse. Das wären derzeit Traumergebnisse für deutsche Gewichtheber.
In Kolumbien erreichen die Stärksten in der 77 kg -Klasse 337 kg und in der 85 kg-Klasse 357 kg.
Aus Ecuador werden in der Klasse bis 94 kg 367 kg und bis 105 kg (Athlet ist Jahrgang 1991) bei 102,5 kg Körpergewicht 405 kg (190/215) vermeldet.
Im Irak erreicht ein Athlet unter 23 Jahren in Klasse bis 85 kg 358 kg, in Ägypten ein Heber bis 85 kg (Jgg. 91) 362 kg.
Diese Leistung hätten für Deutschlands besten Gewichtheber Tom Schwarzbach in dieser Gew.-Klasse zur Olympiateilnahme ausgereicht.
Weitere Beispiele sind Leistungen aus Tunesien (Jgg. 91 -77 kg 330 kg) und Libanon (-85 kg- 346 kg).

Es ist kaum anzunehmen, dass diese Sportfreunde unter so guten Vorraussetzungen wie bei uns Gewichtheben betreiben können.

Deutsche Gewichtheber werden international immer weiter nach hinten durchgereicht. Dies liegt nach meiner Überzeugung an der Beibehaltung der veralteten Lehrmethoden und eines nicht den Möglichkeiten nach effektiveren Trainings.

In den obengenannten Ländern besteht großes Interesse und starker Bedarf nach einem konstruktiven und leistungsoptimierten System für das Gewichthebertraining. Dies zeigt sich an der für einen Gewichthebertrainer geradezu märchenhaften Offerten die mich in letzter Zeit aus solchen Ländern erreicht haben.
Gesponsert wird dieses durch weltbekannte Firmen, die in diesen Ländern erheblich geschäftlich engagiert sind und großes Interesse daran haben ihr Image durch die Förderung von hoffnungsvollen und talentierten Sportlern in Olympiasportarten aufzupolieren.

Bei den Olympischen Spielen in Peking betrug das Durchschnittsalter der Olympiasieger 21,9 Jahre, wobei unser Olympiasieger M. Steiner mit 26 Jahren als Ältester herausragte.
Wird in Deutschland eine Olympiateilnahme auf ein Alter von 24 Jahren angelegt und geplant (ausgenommen das SS-Gewicht), geht dies an der Realität, dem möglichen sportlichen Werdegang und den Chancen unserer Sportler vorbei.
Sollte der Athlet diesen Zeitpunkt verpassen, was nach den derzeitigen Verhältnissen in Deutschland anzunehmen ist, dürften die Chancen 4 Jahre später auf eine gute Platzierung oder auch nur Teilnahme noch weiter sinken.

Eigentlich sollte langsam bekannt sein, dass ab dem Alter von etwa 25 Jahren die Produktion des Wachstumhormons drastisch nachlässt.
Dadurch mindert sich die Erholungsfähigkeit, der relative Kraftgewinn und das Muskelwachstum wird gegenüber den jüngeren Jahren in der Relation deutlich begrenzt.

Der Prozess der Ausbildung im Gewichtheben sollte von Beginn an in Deutschland zielorientierter gesteuert werden.
Die These, dass eine breit umfassende/allgemeine körperliche Ausbildung mit verschiedenen Sportarten langfristig eine hohe Leistung und Schutz vor Verletzungen im Gewichtheben garantieren soll, halte ich für unbewiesenen Unsinn.
Von so einigen ausländischen Olympia-Medaillengewinnern ist mir bekannt, dass diese nie etwas anderes gemacht haben als Gewichtheben.
Am Beispiel der Zirkusartisten kann man sehen wie diese "im hohen Alter" noch erstaunliche Leistungen in ihrem, überwiegend im Kindesalter erlerntem Metier zeigen und das bei voller Gesundheit.
Die vielen Verletzungsgeschichten und Anfälligkeiten unserer aktuellen und ehemaligen Spitzengewichtheber mit der "allumfassenden Ausbildung" zeigen da ein anderes Bild.
Richtig angewandtes Hanteltraining mit ergänzender Hantelgymnastik deckt alle sportlichen Bereiche wie, Kraft, Schnellkraft, Beweglichkeit, Dehnfähigkeit, Koordination, spezielle Kondition umfassend ab.
Die derzeitigen Kinderspiele im bundesdeutschen Gewichtheben wie Sternlauf, 3er-Hüpfen und Rückwärtswerfen etc. machen die Meisterschaften unerträglich lang und haben höchstens einen Sinn als Talentsuche für Leichtathletik.Gewichtheber kann man damit weder finden noch aufbauen.
Allerdings habe ich großen Respekt vor den Personen und Vereinen die solche Veranstaltungen organisieren können und problemlos über die Runden bringen.
Um die Schnellkraftfähigkeiten angehender Gewichtheber festzustellen gibt es einfachere und bessere Möglichkeiten als veraltete Übungen in aufwendigen Mehrkämpfen.
Die ehemals jugendlichen Mehrkampfmeister findet man dann in aller Regel meist nicht mehr im Spitzenbereich der Senioren wieder.

Es wird derzeit im Leistungs- und Hochleistungsbereich viel Energie und Zeit verschwendet um die richtigen individuellen Bewegungsabläufe
mit mehr oder weniger Erfolg zu optimieren.
Es wäre viel effektiver, den Jugendlichen von vornherein eine optimale Technikschulung zu vermitteln und auf  individuelle fein abgestimmte Trainingssysteme zu setzen, die mit kleinen Anpassungen während der ganzen Karriere des Athleten berechen- und steuerbar angewandt werden können.
Mit einer Spezialisierung von Anfang an lassen sich auch eher muskuläre- sowie koordinative Defizite vermeiden.

Fortsetzung: vom 16.7. 012

Vorschlag - altersmäßige, angepasste Wettkampfsysteme mit Bewertung wesentlicher Kernpunkte der Technik im Reißen und Stoßen.

Für D-Jugendliche der Altersklassen 1= 6 Jahre, 2= 7 Jahre, 3= 8 Jahre, 4= 9 Jahre, 5= 10 Jahre und 6= 11 Jahre schlage ich folgende Wettkampfübungen und Regelung ohne Gewichtsvorgabe vor. Dazu können bei ganz kleinen/jungen Gewichthebern auch normale Eisenstangen verwendet werden.
Ein Kernpunkt dieses Vorschlags ist: Die Last spielt keine Rolle.

Es zählt in den Altersklassen der Geburtstag und nicht der Jahrgang.

Folgende 3 Wettkampfübungen für jede Disziplin (Reißen, Stoßen) von jeweils einem Satz mit 5 Wiederholungen kommen in l a n g s a m e r Ausführung zur Bewertung. Die vorgeschlagenen Übungen sind im Video oberhalb dieses Berichtes auf dieser Webseite dargestellt.

Der Kampfrichter bewertet die Übungen nach Punkten.

Insgesamt kann der Sportler 10 Punkte pro Übung erreichen. Davon werden 5 Punkte für das Antreten vergeben.

Die verbleibenden 5 Punkte werden vom Kampfrichter für die Ausführung der Übung vergeben. Zur Verfügung steht jeweils 2 mal 1/2 Punkt  pro Wiederholung.
Das bedeutet für 5 Wiederholungen können maximal 10 x  1/2 -er  Punkt vergeben werden.

Für das Reißen:

Die Übung 1 besteht aus Reißheben aus dem geraden Stand in die Hocke (Video 3 und 4) Für die Übung 1 erhält der Sportler 1/2 Punkt für den engen Zug am Körper entlang und 1/2 Punkt für den stabilen Sitz in der Hocke ca. 2-3 sec. halten (Video 3 und 4).

Die Übung 2 besteht aus dem Spannungszug mit breitem Griff ab der Hüfte aus dem geraden Stand. Die Hantel darf nicht ganz abgelassen werden (Video 5 und 6).
Für die Übung 2 erhält er 1/2 Punkt für das seitliche Wegheben der Knie während der Kniepassage (Video5) und 1/2 Punkt für die gleichmäßige Öffnung der Knie- und Hüftwinkel während der Bewegung -Kniepassage (Video 6).

Die Übung 3 besteht aus dem Reißen ab dem Boden mit durchgedrücktem Rücken (Video 7). Für die Übung 3 erhält er 1/2 Punkt für das Wegheben mitgeradem Rücken u n d engem Zug am Körper entlang,  1/2 Punkt für den stabilen Sitz in der Hocke (ca. 2 sec.).

Für das Umsetzen und Stoßen:

Die Übung 4 besteht aus dem Umsetzen mit sofortigem Aufstehen aus der Hocke ( Video 9). Der Sportler erhält 1/2 Punkt für das Wegheben mit geradem Rücken und anschließendem Zug nahe am Körper. 1/2 Punkt für das sofortige Aufstehen aus der Hocke.

Die Übung 5 besteht aus einer Ausfallkniebeuge. Der Sportler erhält 1/2 Punkt für die richtige Fußstellung vorn und hinten (Video 10) und 1/2 Punkt für die senkrechte Hantel- und Schulterführung (Video 11).

Die Übung 6 besteht aus dem Stoß aus dem Nacken mit gehaltenem Ausfallschritt. Der Sportler erhält 1/2 Punkt für den gerade nach oben ausgeführten  Stoß und 1/2 Punkt für das Fixieren der Hantel im Ausfallschritt für ca. 2-3 sec. (Video 12).

Die bisherigen Kriterien für die Bewertung als Fehlversuch wie Berühren des Knies mit dem Ellenbogen beim Umsetzen gelten weiterhin!

Überlegenswert ist als Kraftübung die Ausführung von Klimmzügen (mit Ristgriff, freihängend bis zum Kinn) mit einer Punktevergabe von 1 Punkt für den ersten Klimmzug und je 1/2 Punkt für jeden weiteren Klimmzugin diesen Wettkampfmodus einzufügen.

Wünschenswert wäre ein Ausklang solcher Meisterschaften in altersgerechter und spielerischer Form.Dies könnte beispielsweise durch einen Wettlauf im Entengang über 20 m geschehen.Die Punktevergabe (?) hierfür könnte dann dem Verein oder dem Landesverband zugute geschrieben werden.
Der Phantasie der Trainer und Veranstalter sind in dieser Altersgruppe auch für andere Formen leicht anwendbarer, spielerischer und motivierender Abschlussakzente keine Grenzen gesetzt.

Die Vorteile dieser Wettkampfform für die Veranstalter:

Das Stoppen der Laufzeit, Messen der Wurf- und Sprungweite entfällt. Statt der derzeit 8 Antritte in den Nebenübungen (Sprung-Wurf-Lauf ) werden nur 1 bis 2 Antritte (Klimmzug, Entengang) ausgeführt.
Die Dauer des Wettkampfes wird bei weniger Aufwand deutlich verkürzt bei gleichzeitiger Einsparung von Funktionspersonal.

Die Vorteile für die Sportler:

1. Die langsame Bewegung lässt eine qualitativ bessere Ausführung der technischen Abläufe zu.

2. Die Wiederholungsanzahl in den Technik-Teilübungen bewirkt eine frühere und genauere Automatisierung der Bewegungsabläufe im Reißen und Stoßen.

3. Es werden die entscheidenden Bewegungsabläufe der Technik des Gewichthebens vorgeführt und beurteilt.Werden diese Bewegungsabläufe beherrscht, können sie für ein erfolgreiches Heben zusammengesetzt werden.

4. Das Training und der Wettkampf in dieser Wiederholungsanzahl setzt wesentlich bessere muskulaere ,speziellere und gesündere Akzente als bisher und mit der langsamen Bewegungsausführung lassen sich individuelle Bewegungsbahnen besser erlernen und einschleifen.

5. Die Reduzierung auf die Kernpunkte der Technik lässt eine objektivere und gerechtere Bewertung durch die Kampfrichter zu als es in der bisherigen Technikbewertung möglich ist.

6. Die Leistung des Trainers und das Talent des Sportlers lassen sich sehr gut erkennen.


Wettkampfmodus für C-Jugendliche (12 und 13 Jahre.

In diesen Alterklassen treten die Jugendlichen ebenfalls nicht nach Jahrgang, sondern mit dem tatsächlichen Alter an,
Die Wettkampfübungen, Reißen, Umsetzen und Ausstoßen werden bei Meisterschaften in einer 2er-Wiederholung und 3 Sätzen bei gleichbleibender Last absolviert.
Beim Stoßen wird dabei erst 2 x umgesetzt und anschließend ein Stoß von der Brust und der 2. Stoß aus dem Nacken ausgeführt.
Der bestgewertete Antritt kommt dann in die Wertung.
Die Gewichtsvorgaben für die 12-Jährigen sind beim Reißen 50% des Körpergewichtes.
Zum problemlosen Ablauf der Wettkämpfe wird auch in den folgenden Vorgaben ein Spielraum von plus/minus 5 %  toleriert.
D.h. der Heber kann eine Last beanspruchen die zwischen 45 und 55% seines Körpergewicht beträgt.
Für das Stoßen wird eine Last von 60% des Körpergewichtes vorgeschlagen (55 bis 65%).
Bei den 13-Jährigen wird die Belastung dann im Reißen auf 60% und im Stoßen auf  70%  (+ - 5 %) des Körpergewichtes erhöht.
Alternativ kann man die Belastung auch oberhalb der  vorgeschagenen Prozente wählen, da sowieso nur der technische Ablauf gewertet wird!
Als 3. Übung wird die Koordinationsübung Hocke-Senken für das Reißen (HSR) in einem 3 er - Satz mit 50% des Körpergewichtes für 12 -Jährige und 60% für die 13-Jährigen (+ - 5 %) festgelegt (siehe Video14 in Kapitel 13).
1 Satz Klimmzüge werden als 4. Wettkampfübung vorgeschlagen.
Insgesamt können maximal 30 Punkte für das Reißen, Umsetzen und Stoßen erzielt werden,
Für das Hockesenken 6 und bei den Klimmzügen 1 Punkt für den ersten und für jeden weiteren 0,5  Punkte
Die Kriterien in der Technikbewertung sind beim Reißen, Umsetzen und Ausstoßen: jeweils 4 Punkte für  den Antritt, 
Die weiteren möglichen zur Verfügung stehenden 6 Punkte pro Übung werden nach folgenden Kriterien vergeben: Reißen,
1 Punkt (pro Wiederholung) für die Startstellung - gerade Arme  und durchgedrückter Rücken beim Wegheben.
1 Punkt für engen Zug am Körper entlang. Anhaltspunkt ist  etwas über Nabelhöhe und 1 Punkt für einen fixierten stabilen Sitz in der Hocke.
Den Abstand der Schulter vor/über/hinter der Hantel vor dem Wegheben sollte nicht bewertet werden, da diese Position zwar entscheidend  aber sehr individuell ist und daher nicht in ein Schema (Leitbild) gepresst werden kann.
Durch z.B. eine ungünstige (falsche) Ausgangsstellung entstehen in der Folge die allermeisten Fehler in den benannten zu bewertenden Kriterien.
Die Korrektur ist dann aber eine Angelegenheit des verantwortlichen Trainers.

Zu diesem speziellen Thema erscheinen in einer weiteren Fortsetzung nochmals grundsätzliche Hinweise zur Erlernung der Technik des Gewichthebens.

Die Kriterien Für die Punktebewertung der Wettkampfübung Umsetzen sind größtenteils wie beim Reißen:
1 Punkt für die Startstellung - gerade Arme mit durchgedrücktem Rücken beim Wegheben.
1 Punkt für den engen Zug beim Umsetzen (Nabelhöhe).
1 Punkt für das sofortige Aufstehen (Rückschub ausnutzend) aus der Hocke.

Kriterien für das Ausstoßen:
1 Punkt für den geraden Stoß.
1 Punkt für den gehaltenen (fixierten) Ausfallschritt.
1 Punkt für das korrekte Zusammensetzen der Füße (erst vorne, dann hinten) in die Endstellung.

Für das Hocke-Senken (HSR) - 1 Antritt mit 3 Wiederholungen - kommen 6 Punkte zur Bewertung.3 Punkte für das Antreten und je 1 Punkt für ein  Senken des Körpers bei gleichzeitiger Streckung der Arme (siehe Beschreibung bei den Jüngeren).

Für Klimmzüge gibt es für den ersten korrekten Klimmzug 1 Punkt und jeden weiteren 1/2 Punkt.

Die oben aufgeführten zu bewerteten Kriterien stellen in der Regel bei nicht beherrschen der Ausführung die Hauptursachen bei Fehlversuchen im Gewichtheben dar.

Die Beurteilung durch den/die Kampfrichter (in effektiver Beobachtungsposition) sollten eindeutig sein.
Die Vorgabe ist erfüllt, bzw. nicht erfüllt.

So kann sichergestellt werden, dass unsere talentiertesten jungen Sportler/innen von Anfang an eine optimale spezifische Technikausbildung erhalten.
Gesundheitsschäden und Verschleißerscheinungen werden verhindert und der Grundstein für eine erfolgreiche Wettbewerbskarriere gelegt.

Eine Überlegung ist, besonders qualifizierte (Punktzahl festlegen) körperlich früh entwickelte 13 -Jährige auch zu Meisterschaften bei den B- Jugendlichen in der Altersklasse 14 Jahre zusätzlich (leistungsorientiert)starten zu lassen.
Die 14, 15, 16- Jährigen starten in der B- Jugend und die 17 und 18 -Jährigen in der A-Jugend in ihren Altersklassen (Geburtstag) nach den bisher üblichen Leistungskriterien.

Zusammenfassende Gedanken und Empfehlungen zur weiteren Entwicklung des Gewichthebens.

Anfänger sollten sich zu Beginn ihrer Karriere unabhängig vom Alter mit einem "optimalem Krafttraining"vorbereiten.
Anschließend bereiten sie sich mit darauf folgenden technischen Teilübungen des Gewichthebens vor.
Diese sind hier in Kapitel 13 in den Videos vorgestellt.
Es sollte das technische Reißen, das technische Umsetzen und das Ausstoßen in verschiedenen Abschnitten einzeln erlernt und dann die jeweils beherrschten Abschnitte verknüpft werden.
Solange der Sportler keine gefestigten Bewegungsabläufe hat, sollten keine Wettkämpfe bestritten werden.
Auch sollte der Lernprozess nicht aus falschem Ehrgeiz beschleunigt werden.

Ziel der Ausbildung ist die Festigung und Automatisierung der technischen Abläufe.
Mit dieser Automatisierung wird erreicht, dass sich der Sportler im Wettkampf nicht auf die Technik konzentrieren muss, sondern seine gesamte Aufmerksamkeit und seine psychische Leistungsfähigkeit für die äußerste Kraftentfaltung einsetzen kann.
Es dürfen beim Erlernen der Technik und natürlich besonders in der Automatisierungsphase, keine Fehler zugelassen werden. Haben sich diese Fehler einmal verfestigt, benötigt eine Korrektur unverhältnismäßig mehr Zeit und Energie als bei einem geduldigem und systematischem Erlernen der richtigen Technik aufzuwenden gewesen wäre.
In manchen Fällen ist eine Korrektur dieser Fehler auch nicht mehr möglich. Beispiele kann man fast in jedem Wettkampf sehen.
Der Trainer darf sich nicht mit dem Erkennen der Fehler seines Sportlers zufrieden geben - sondern muss immer die Ursache suchen.
Ein Beispiel: Der Sportler "schleudert" während des Zuges die Hantel nach vorne.
Es nützt dem Sportler nichts wenn der Trainer  immer wieder darauf hinweist oder es ihm zunehmend vorhält.
Der Trainer muss feststellen welche Ursache dieser Fehler hat.
Häufige Fehlerquellen sind hier, dass der Heber beim Start ungünstig vor der Hantel steht, die Hantel zu nah oder zu weit von den Unterschenkeln entfernt ist, oder die Füße mehr auswärts gestellt werden sollten damit die Hantel grundsätzlich näher an der KSP gezogen werden kann, der Start nicht aus den Beinen erfolgt, die 
Knie -und Hüftwinkel in ihrer Öffnung während des Zuges nicht harmonisieren, der Heber im 2. Zug die Hantel nicht mehr mit den Armen genügend weiterführt, bzw. zu früh nachlässt und...und.....!

Um diese Dinge zu erkennen und wirkungsvoll zu korrigieren gehört neben Erfahrung eine entsprechend umfassende und intensive praktische Ausbildung der Trainer "am Mann" dazu.

Meiner Meinung nach ist das derzeitige Trainer-Ausbildungsangebot des BVDG weit davon entfernt diese Voraussetzungen zu erfüllen.
Die Ausbildungsrichtlinien sind mit einem kopflastigem theoretischem Anteil überfrachtet, von dem später in der Praxis zur Ausbildung von Hebern so gut wie nichts mehr verwendet werden kann.

Die derzeit gelehrte Trainingsmethodik geht von einem Maximum der Trainingsbelastung für die Sportler aus.
Dies entspricht etwa dem Wissensstand der 80-iger-Jahre.
Auch hier hat es inzwischen neue Erkenntnisse gegeben, die endlich umgesetzt werden müssen.
Danach ist es wesentlich sinnvoller mit einem "Optimum der Auslastung"  das Training der tatsächlichen Funktion der Muskulatur anzupassen.


 Feststellen der individuellen Startstellung zum Reißen (8.7.2013)

In dieser Fortsetzung des Kapitels gebe ich praktische Tipps zum Erlernen der Technik für junge Gewichtheber/innen. Vorher möchte ich aber meine Eindrücke von den derzeitigen Lernmethoden des Gewichthebens loswerden. Ich halte diese Methoden für völlig veraltet und wenig effektiv.

Wenn man sich die zur Trainer Aus- und Weiterbildung empfohlenen Vorgehensweisen anschaut kommt man schon ins Staunen, was den Teilnehmern alles nicht zugetraut wird. Einfachste Dinge werden breit ausgewalzt, gleichzeitig wird Wichtiges vernachlässigt oder mit Unwesentlichem ausgeweitet.
Als Beispiel wird dargestellt wie man eine Kniebeuge vorne und hinten machen soll. Dazu werden verschiedene Varianten vorgeführt wie man diese Kniebeugen nicht machen sollte. Ähnlich werden die anderen Übungen präsentiert, bevor man über die Teilübungen zu den eigentlichen komplexen Bewegungsabläufen des Gewichthebens kommt.

Zielgruppe dieser Lerninhalte sind Trainer - Anwärter, sowie Trainer der Kategorien C bis A. Man setzt offensichtlich nicht voraus, dass die Zielgruppe schon länger als Trainer arbeitet oder zumindest selbst Gewichtheben betrieben hat, um überhaupt an diesen Lehrgängen teilnehmen zu können.
Wenn solche Lernverfahren in der Trainingsausbildung angewandt werden, zeigt man damit nur, dass man den Teilnehmern nicht zutraut solch einfache Dinge nicht im Voraus zu beherrschen. Außerdem lassen sich wegen der unterschiedlichen individuellen anatomischen Voraussetzungen diese Abläufe nicht so einfach standardisieren.

Diese Art der Wissensvermittlung ist so, als wenn man einem Maurergesellen der seinen Meister machen will erst mal klar zu machen versucht was ein Backstein ist, dem angehenden Friseurmeister den Unterschied zwischen Kamm und Schere erklärt und meint dem Studenten auf der UNI erst mal das 1 x 1 und das ABC beibringen zu 
müssen.

So geht es dann weiter mit der Beschreibung der Übungen, einmal wie diese Übungen gemacht werden sollen und einmal wie sie nicht gemacht werden sollten.
Auf den Alltag übertragen bringt der Vater seinem 5-Jährigen Sohn bei, sein Schnitzel mit Messer und Gabel zu essen und anschließend mit dem Löffel. Dann erklärt er ihm warum er den Löffel nicht nehmen soll.
Oder es werden eine Unmenge Tabellen (15 volle DIN a 4 Seiten) zur Ermittlung des Körperbau - Entwicklungsalters aufgeführt, zu der finalen Körperhöhe von Mädchen und Jungen, Einordnung der Körpermasse nach der Körperhöhe, Finalkörperhöhe in Abhängigkeit von... und... und.. Damit sollen dann Talente entdeckt und selektiert werden können. Solche Erhebungen sind genauso für die Katz,als wenn man anhand der Augenfarbe feststellen könnte, wer am besten geeignet ist Weltrekorde zu produzieren.

Wenn ein Trainer nicht in der Lage ist ein Talent anhand der äußeren Erscheinung vorab einzuschätzen, dann fehlt ihm die Erfahrung oder er lernt es nie.
Außerdem spielen zur Eignung für das Gewichtheben noch ganz andere Eigenschaften als die in den Tabellen erfassten eine wichtige Rolle.
Einen 14-Jährigen 1.70 großen sichtbar übergewichtigen, unsportlichen Jugendlichen mit 110 kg Körpergewicht oder einen 14- Jährigen 1.95 m großen und schmalgliedrigen 65 kg schweren Jungen wird man wohl mit ein bisschen Logik höchstwahrscheinlich richtig in Bezug zum Gewichtheben einordnen können. Auch ohne die Tabellen studieren zu müssen.

Wenn der Trainer - Kandidat oder Trainer nicht in der Lage ist diese Kriterien, die einen Großteil des zu erlernenden Ballastes in der Trainerausbildung ausmachen, mit gesundem Menschenverstand zu erfassen, ist er sowieso nicht in der Lage seinen Sportler vernünftig zum Gewichtheber auszubilden.

Andererseits finde ich entscheidende Fakten wie die Beschreibung und Begründung um das optimale Zusammenführen von Hantel und Körper während des Zuges nicht vor.
Mit Strichmännchen etwas verquer dargestellte Abläufe im Reißen und Umsetzen bieten keine Hilfe, sondern bewirken eher das Gegenteil.

Nicht dass ich mich mit diesen Feststellungen als der Erfinder des Gewichthebens darstellen möchte, es gibt viele Trainer mit gesundem Menschenverstand, die ihren Sportlern eine vernünftige Hebetechnik beibringen können, ohne auf diese ungeeigneten und mangelhaften Vorgaben zurück zu greifen.

Man sollte sich langsam Gedanken über eine sinnvolle Konzeption der Trainingslehre machen und ein konzentriertes und logisches,
für Jedermann nachvollziehbares Konzept mit Begründung der Anleitungen erstellen.
Allerdings sollte man über das Herausgebrachte schon Bescheid wissen und nicht nur bei seinen Vorgängern abgeschrieben haben oder irgendwelche schlecht recherchierte Annahmen verbreiten.

Ich bin überzeugt, dass eine vernünftige Konzeption für alle Trainer hilfreich wäre um unseren Nachwuchs in ein höheres Technikniveau bei geringerem Zeit - und Trainingsaufwand unter gleichzeitiger Minderung der Verletzungsanfälligkeit zu bringen.

Hier ein Beispiel zur Findung der individuellen Startposition für das Reißen:

Die obere Reihe zeigt Sportfreund Markus. Dieser findet seine optimale (effektive) Startposition indem er die Hantel nah am Körper ablassend bis in die Höhe der normalen Weghebeposition des Reißens bringt.

In dieser Position auf der schmalen Bank (Bild 2) steht der Athlet im stabilen Gleichgewicht lässt sich die Last beim anschließenden Zug nach oben, ohne von Anfang an wie in Bild 3, große Ausgleichskräfte aufzuwenden.

1. die Last lässt sich leichter Wegheben ohne von Anfang an wie in Bild 3 große Ausgleichskräfte zu erfordern.

2. es wird durch gleichmäßigere Winkelverschiebungen zwischen Knie - und Hüftwinkel während des anschließenden Zuges später beim technischen Reißen ein Geschwindigkeitsverlust vermieden.

3. der äußerst häufig auftretende (ungünstige) Schleudereffekt in der finalen Phase des Zuges beim Reißen und Umsetzen lässt sich so vermeiden.

Auch durch die Masse der großen Muskelgruppen Oberschenkel und Gesäß ist das Wegheben günstiger als die Verlagerung der Kraft in der Startphase überwiegend auf das Kreuz (Bild 3) um dann aus einem labilen (zumindest indifferenten) Gleichgewichtsbereich die Last auf ihre Flugbahn zu bringen.

 Beide Athleten haben schon nach kurzer Zeit Schwierigkeiten in der Position (3) die 20 kg - Stange im Vergleich zu Position 2 zu halten.
Diese vermehrte Anstrengung muss dann auch aus dieser Position (3 ) beim Heben der Hantel mit den oben beschriebenen Nachteilen aufgebracht werden.
Der Überhang der Schulter vor der Hantel beim Wegheben ist in den allermeisten Fällen ungünstig (ein Fehler!). Oft auch schon nur das parallele Überstehen der Schulter!

Ausnahmen
können bedingt sein bei relativ  kurzen Armen .

 

Sportfreund Markus ist ca. 1.85 groß bei längeren Beinen im Verhältnis zum Oberkörper.

Sportfreund Markus ca. 1,85 groß bei längeren Beinen zum Oberkörper

Sportfreund Luca ist ca. 1.75 m groß bei ausgeglichenem Körperbau
Sportfreund Luca ist ca. 1.75 m groß bei ausgeglichenem Körperbau

Zu beachten die gleichmäßige Öffnung der Knie- und Hüftwinkel bei gleichzeitig enger Hantelführung an derKörperschwerpunktlinie.
Die konsequente Rückenführung, möglichst
ohne Überlagerung während des Zuges ermöglicht die enge Hantelführung bei ununterbrochener und zunehmender Beschleunigung der Last!



Solar:160 kg am 23.2. 013, u,a, betrug die vmax 213 und FBrems 132%
Solar:160 kg am 23.2. 013, u,a, betrug die vmax 213 und FBrems 132%




                                                                                Hanteflugbahn M. Just
Dies ist der schon oben vorgestellte Sportfreund Markus Just (Sportstudent). Markus gehört seit Ende 2011 dem ASC - Zeilsheim an. Betreibt Gewichtheben rein hobbymäßig und hat in diesen knapp 2 Jahren bisher 1 Wettkampf absolviert.
In kurzer Zeit, etwa nach 6-8 Wochen mit Anleitung, erarbeitete sich Markus anschließend eigenständig eine stabile Technik des Reißens an.
Seine Hantelflugbahn entspricht praktisch 1:1 der am Anfang dieses Kapitel aufgeführten HFB von Thimo Solar - mit geringerer Last selbstverständlich.
Seine Werte bei dieser persönlichen  Bestleistung betrugen v1 -170- v 2-170-
vmax- 201 und FBr 139% 

 

18.7. -13 -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Beispiel ungünstige Technik im Reißen:

Eine Einschätzung zur "Orts k u r v e beim Reißen" der Sportfreunde Max Lang und Tom Schwarzbach.

Die beiden Sportler sind meiner Meinung nach von ihrer Anlage her Top-Talente, die unter bestimmten Voraussetzungen Chancen haben die internationale Spitze zu erreichen. Wobei Tom Schwarzbach , Jahrgang 86, nicht mehr viel Zeit dazu bleibt.

Beide Sportler praktizieren meiner Meinung nach einen nicht optimalen Reißstil.
( Daten basieren auf Reißversuchen von 2011 von Max Lang und 2012 von Tom Schwarzbach.) Dies hat mehrere Nachteile zur Folge, die sich im Vergleich zur Weltspitze in einer ungünstigen "Ortskurve" der Hantel in maßgebenden Parametern darstellen. Beide Sportler zeigen einen identischen Technikstil.
Die auffälligsten Ursachen der schlechten Parameter gegenüber Weltklasseathleten in vergleichbaren Gewichtskategorien ( siehe Kapitel 5 aus 5/2009 wie Hui, Mirzojan, Triatno, Lu, Martirosyan oder Su, entstehen durch ungünstige Körperhaltung beim Start. Es kommt anschließend zu einem ungünstigem Zugverlauf mit Geschwindigkeitsverlust, Richtungsverlust der Hantel (Ortskurve) unnötigen Verlust der Zughöhe, sowie einem riskantem Abfangen der Last in der Hocke.


In Parametern drückt sich das so aus: 
Geschwindigkeitsverluste zwischen v 1 bis  v2  zwischen 8 bis 20%.
Es kann über den gesamten vertikalen Zugverlauf nicht permanent Druck auf die Hantel ausgeübt werden. Die Folge ist ein geringer F 2-Wert.
Die v-max ist im Schnitt bei weit geringeren Lasten im Vergleich zur Weltspitze etwa 10 % geringer.
Bedingt durch die "Ortskurve" wird eine geringere Zughöhe erzielt, gleichzeitig auch eine geringere Treibhöhe, die wichtig ist zum unter die Hantel gehen.
Die Folge sind höhere FBr-Werte, vor allen Dingen bei Tom Schwarzbach. Der wohl durch zu kurze Treibhöhe der Hantel notwendige Kamikaze-Abfangstil in der Hocke von Max Lang führt zusätzlich zu ungünstigen vermehrten Einsatz im Schulterbereich.

Zur Verdeutlichung lassen sich diese Abläufe des Reißens anhand eines 100 m-Sprints in etwas so beschreiben:

Der Sprinter startet aus schlecht platzierten Startblöcken die nicht zu seiner Anatomie passend zu breit, zu eng oder in der Länge zu kurz oder zu lang aufgestellt sind. Nach dem Start läuft der Sportler die 100 m-Bahn nicht gerade entlang, sondern kommt wechselweise mit den Füssen links und rechts auf die Nachbarbahnen (Kurve) und im Finish schert er noch nach einer Seite aus und gefährdet sich und die Mitsportler (FBr).

Die genannten Sportler sind nicht für ihre mangelhafte Technik verantwortlich, weil ihnen diese so beigebracht wurde. Den Trainern kann keine schlechte Absicht unterstellt werden, weil denen in der Ausbildung diese mangelhafte Technik vermittelt wurde.
Noch weniger leistungsfördernd wird es, wenn die Sportler dann noch für diese Mängel verspottet werden, weil die Trainer zu einer vernünftigen Korrektur nicht in der Lage sind.


Max Lang
Max Lang

Bei diesem Reißversuch von Max Lang kann man erkennen, dass der gesamte Ablauf vorderlastig ist. An der "Ortskurve" ist erkennbar welche Zughöhe bei optimaler Technik (Hantel zu sich ziehen und dann möglichst gerade an der eigen HSL beschleunigen) möglich gewesen wäre. In diesem Fall hätte die Zughöhe ca. 10 cm höher sein müssen (können).
Der starke Geschwindigkeitsabfall von fast 20 % zwischen v-1 und v-2 kommt daher, dass sich die Körperwinkel in Beinen und Hüfte nicht gleichmäßig während des Zuges sondern in einem 1,- 2-Takt öffnen (Bilder 1,2,3). Dadurch kann der Heber im weiteren nicht durchgehend genug Druck auf die Hantel
im vertikalen Zug aufbringen. In F 2 sind es hier nur 77 %. Erzielt im weiteren eine nur mäßige v-max von 153 . Deutlich in Bild 4 zu erkennen ist das starke Auseinandertriften von Körper- und Hantelschwerpunktlinien (Schleudern) . Dazu eine mäßige Treibhöhe von 21 cm die mit für das sichere Unterspringen verantwortlich ist


Tom Schwarzbach
Tom Schwarzbach

Bei Tom Schwarzbach ergeben sich bei identischem Zugverlauf die gleichen negativen Parameter und daher eine Minderung der vom Potential her möglichen Leistung.
Durch die "Ortskurve" werden 7 bis 8 cm Zughöhe verschenkt. Gleiches gilt für die mögliche v-max von nur 169. Die Treibhöhe der Hantel von 24 cm bei 155 kg liegt ein ganzes Stück unter der üblichen Höhe guter Techniker. Dazu kommt das Schleudern (4) der Last, der Geschwindigkeitsabfall von 8 % und besonders das Abfangen mit FBr von 177 % ! Auffällig ist auch die Minderung des vertikalen Zuges F 2  ( 94 %) aus den gleichen Gründen wie bei Max.
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8.8.13

Die Korrektur einer automatisierten Fehltechnik im Reißen ist mit dem Umbau eines bestimmten motorischen Programms verbunden.
Dies ist keine leichte Aufgabe.
Muss doch nach dem Herausfinden des individuellen optimalen Technikstils, dieser ergibt sich aus den individuellen Besonderheiten des Hebers (Körper - Masse - Größe - Proportionen und weiteren Parametern ) sowie der Konzentrationsfähigkeit und Bewegungsintelligenz, die Muskulatur dem herausgefundenem optimierten  Bewegungsablauf angepasst werden.

Hier ein gut gelöstes Beispiel bei dem 2-fachen Olympiasieger und Weltrekordler im Superschwergewicht ( WR u.a. Reißen mit 212,5 kg), dem Iraner Rezazadeh, mit einer auf ihn individuell optimal angepassten Technik des Reißens.

Durch seine große Körperfülle, gepaart mit einem langen Rumpf ist es dem Heber nicht möglich vom Start weg eine gleichmäßige Öffnung der Hüft- und Kniewinkel während des Anfangszuges zu erreichen.
Vor Beginn des Zuges liegt die Hantelstange knapp vor den Fußspitzen, die beim Zugbeginn zum Körper hin (Schwerpunktlinie) bei gleichzeitiger Öffnung des Kniewinkels bis in die Position v 1 gezogen wird und der Heber dort dann seine Idealposition zur v max unter
Vermeidung einer Überlagerung der Schulter über die Hantel und dadurch einer O r t s k u r v e, bedeutet gleichzeitig Vermeidung eines erhöhten Krafteinsatzes erreicht, indem er Hantel- und Körperschwerpunktlinie nahe beieinander bringt. 
Siehe unten stehende Bildfolge und Hantelflugbahn.


Rezazadeh
Rezazadeh

Der Abfangwert der Hantel in der Hocke bei Rezazadeh mit 202 kg beträgt 135 % FBr. Das heißt der Athlet muss eine auf ihn absinkende Last von 202 kg x 135 % = 273 kg abfangen.

Bei Tom Schwarzbach tritt ein Wert (siehe oben) von 177 % FBr. bei einer Last von 155 kg auf.
Das bedeutet, 155 x 177 % = 275 kg muss Tom Schwarzbach verursacht durch seine unökonomische Technik beim Abfangen der Hantel in der Hocke sogar noch mehr Kraft für seine 155 kg aufwenden als Rezazadeh für seine 202 kg.

Gute Technik bedeutet im Gewichtheben > mit dem geringst möglichen Aufwand die Last zur Hochstrecke bringen.

Dass solche vermeidbaren "Mehrbelastungen" auch bei einem noch so robusten Sportler, zumindest mittel- oder langfristig ohne Folgen bleiben können ist sehr unwahrscheinlich.
Für einen Trainer und auch für den Sportler die ganze Summe der ungünstigen Parameter im gesamten, automatisierten Bewegungsablauf zu korrigieren ist eine fast unlösbare Aufgabe!

14.8......................................................................................................................................................................................................
Da alle Menschen verschiedene Anthropologien (Körperzusammensetzung ) aufweisen, in meiner langen Trainerlaufbahn konnte ich dies sogar bei 2 eineiiger Zwillingspaare deutlich feststellen, wird es nie ein einheitliches Rezept für eine perfekte Technik des Gewichthebens geben können.
Selbst der renommierteste Biomechaniker kann nicht ein maximal mögliches Belastungsmuster der kinematischen Kette eines Probanden für einen perfekten Bewegungsablauf wie für das Reißen erstellen.
Es ist nämlich unmöglich, neben den Winkelmöglichkeiten des Körpers, die dazugehörigen Sehnen - und Muskelansätze, deren Wachstum mit den unterschiedlich möglichen Kraftentwicklungen im Voraus zu berechnen.

Aktuell kann nur von einer individuell anpassbaren optimalen Technik für den Sportler gesprochen werden.

Diese zu erkennen ist wiederum im großen Maße von den Kenntnissen und Erfahrungen des Trainers abhängig, der dem Sportler diesen Weg für seine individuell optimale Technik vermitteln kann und natürlich vom Sportler selbst in der Umsetzung.

Die Erfahrung dazu kann der Trainer nur erlangen wenn er über viele Jahre Hunderten von Personen von der Pike auf das Gewichtheben beigebracht hat.
Außerdem kommt dazu, dass der Trainer einen "Blick" (Talent) für Bewegungsabläufe besitzen sollte.
Etwa wie ein Schumi sein Popogefühl für seinen Boliden hat oder Beckenbauer ein Spiel "lesen" konnte.

Vorgegebene, standardisierte Richtlinien zur optimalen individuellen Technikausbildung im Gewichtheben sind daher Unsinn.

Ein aktueller Diskussionspunkt zur Technik des Reißens ist der Parameter vmin cm/s = die vertikale Hantelgeschwindigkeit (Maximum) beim Absenken der Hantel nach dem oberen Umkehrpunkt (Weightlifting Analyser).

Wenn bei diesem Parameter bei verschiedenen Personen unterschiedliche Werte gemessen werden, können diese aufgrund der oben genannten Tatsachen nicht einfach als gut oder schlecht bewertet werden.

Gleichzeitig kann man feststellen (siehe nachfolgende Bildreihe), dass die verschiedenen Heber durch ihre verschiedenen Anthropologien unterschiedliche Positionen im Hockesitz mit der Last aufweisen.
Auch wird die Last in der Endphase von fast senkrecht über dem Kopf, wie z.B. bei dem zweifachen Olympiasieger und Weltrekordler Rezazadeh (mit 212,5 kg), bis weit hinter dem Kopf, wie bei Exweltrekordler (199 kg in der 105 kg-Klasse)
Marcin Dolega, fixiert.
Dieser Parameter wird größtenteils durch die vorgegebene Anatomie des Athleten bestimmt.

Dieser vmin - Parameter lässt sich aber sicher für alle aufgeführten Heber zwischen etwa -5 und - 25 vmin standardisieren wenn man die Last im Stand reißen lässt.
Dies ist aber nicht der Sinn der Sache.

Im positiven Sinn besser zu beeinflussen ist der FBr - Wert = Maximum der vertikalen Kraft während der Bremsphase in % (Weightlifting Analyser).

Dieser Parameter ist bei einem Großteil deutscher Eliteheber auffällig hoch. FBr wird vom IAT (Institut für angewandte Trainingswissenschaften - Leipzig) für das Reißen bis etwa 145 % der gehobenen Last empfohlen > nicht größer!

Man findet: 177 % bei Tom Schwarzbach , 176 % Claus, 166 % Steiner, 165 % Velagig, 161 % Narr, 160 % Spieß, 156 % Lang, bei M. Hofmann mit 140 % liegt er im grünen Bereich, Solar mit 132 % optimal (bei 160 kg).
"Niedrige Spitzenwerte "erzielen, Chigishev Olympiazweiter 08 mit 119 % (bei 210 kg )und auch Exeuropameister Lahun mit 127 %.

Die erhöhten Werte entstehen u.a. oft weil der Riss nicht mit einem Sprung nach hinten vollführt wird.
Dies wäre aber oft notwendig für den Bogen der Hantel in ihre Endposition über und besonders hinter den Kopf, um in der Hocke Hantel- und Körperschwerpunktlinie zum stabilen Sitz zu verbinden.
Es ist gefährlich gegen diese physikalische Gegebenheit anzukämpfen und auf der ursprünglichen SPL der Hantel verharren zu wollen.
Das ist zwar bis zu einem gewissen Punkt trainierbar, allerdings vergleichbar mit einem Motorradfahrer der mit Tempo eine Kurve anfährt und versucht dabei seinen Oberkörper aufrecht zu halten, statt sich mit in die Kurve zu legen.

Hin und wieder kann es deswegen zu gefährlichen Situationen für den Sportler zu kommen.

Bei Lahun wird die Hantel z.B. 26 cm hinter der ursprünglichen Schwerpunktlinie (Ausgangsstellung) bei exzellenten, für unsere Gewichtheber Traumwerten, von vmin -66 und FBr von 127 % fixiert.

Weitere Ursachen für erhöhte FBr-Werte, zumindest in Deutschland, sind die Zubringerübung/en wie Reißkniebeugen und Hocke-Senken mit vorherigen Schwungdrücken auf die gestreckten Arme und damit schon vorab fixierter Last, die nicht dem Bewegungsverlauf beim Reißen entsprechen und deshalb für den Bremseffekt auf die Hantel wenig beitragen können.
(siehe auch im Kapitel weiter oben- Video 14). 


Vergleich von vmin - xx und FBr. xx  -Werten zwischen deutschen und einigen internationalen Spitzen-Gewichthebern:

Schwarzbach vmin-99 Fbr 177%
Schwarzbach vmin-99 Fbr 177%
Claus vmin -63 FBr 176%
Claus vmin -63 FBr 176%
Steiner vmin -90 FBr 166%
Steiner vmin -90 FBr 166%

Velagic vmin -99 FBr 165%
Velagic vmin -99 FBr 165%
Mirzojan -87 FBr 162%
Mirzojan -87 FBr 162%
Narr vmin-84 FBr 161%
Narr vmin-84 FBr 161%

Spieß vmin -91 FBr 160/%
Spieß vmin -91 FBr 160/%
Lang vmin-94 FBr 156%
Lang vmin-94 FBr 156%
Dolega vmin -108 FBr 149%
Dolega vmin -108 FBr 149%

Aramnau vmin-82 FBr 146%
Aramnau vmin-82 FBr 146%
Kuzilov vmin -70 FBr 146%
Kuzilov vmin -70 FBr 146%
M.Hofmann vmin -92 FBr 140%
M.Hofmann vmin -92 FBr 140%

Lu vmin-91 FBr 142%
Lu vmin-91 FBr 142%
Solar vmin -83 FBr 132%
Solar vmin -83 FBr 132%
Pashaev vmin -51 FBr 131%
Pashaev vmin -51 FBr 131%

Lahun vmin -66 FBr 127%
Lahun vmin -66 FBr 127%
Redzazadeh vmin -67 FBr 135%
Redzazadeh vmin -67 FBr 135%

Chigichev vmin -66 FBr 119%
Chigichev vmin -66 FBr 119%
Smith: Hantel-Start-Hocke-Differenzz
möglicher Unterschied zwischen Start-und Endposition der Hantel

21.8..................................................................................................................................
  Die absolut besten "Werte "mit Maximallast und einer optimalen Technik im Reißen bringt der Obrigheimer Nico Müller bei vmin 55, FBr 132 % und sagenhafter vmax von 218 m/sec. - in dieser Gewichts -und Größenklasse bei einer Zughöhe von 134 cm auf die Bohle. Dies habe ich bei noch keinem Top-Heber der Weltspitze entdecken können.
Mit Nico  (20) und Matthäus Hofmann (19 ) beide von klein auf vom aktuellen Bundestrainer Oliver Caruso trainiert, sind das 2 Trümpfe denen zuzutrauen ist der absoluten Weltspitze Paroli bieten zu können.

Nico Müller vmin-55 FBr 132%
Nico Müller vmin-55 FBr 132%


Fortsetzung vom 30.12. 2013

13. b) Betrachtung des neuen Jugend-Sportprogramms

In Kürze!

In den  vergangenen Wochen  kontaktierten mich einige skeptische Trainerkollegen und waren an meiner Meinung zu dem neu vorgestelllten Kinder- und Jugend-Sportprogramm Gewichtheben des BVDG interessiert.

Nach dem ersten Blick auf dieses Programm  fühlte ich mich in die Mitte der 70er-Jahre versetzt.

Das neue Kinder- und Jugend Sportprogramm ähnelt stark  dem im damals kommunistischen System entwickelten „Bulgarischem Jugendprogramm für Körperkultur und Sport für Gewichtheben“ von Dimiter Gjurkov/Jordan Ivanov. Darin wurden allerdings nicht so irrsinnig viele Wiederholungen in den Übungen abgefordert. Der damals übliche militärische Führungs- und Trainingsstil ließe sich heute sowieso nicht mehr umsetzen.

Bemängelt wurden  von den Trainern vor allem die Hereinnnahme von umfangreichen Trainingsübungen wie Bankdrücken, Liegestütze, Klimmzüge, Anristen, Zug liegend und anderen. Dass dann ein Teil dieser Übungen nicht vorherbestimmt sondern als Überraschungseffekt bei den Wettkämpfen präsentiert und ausgeführt werden soll,  ist dann wohl eine Anlehnung an das Wettkampfsystem der CrossFiter.

Bei CrossFit wurde mit der Form der „geheimen/unbekannten Zusammenstellung“ der vielfältigen Übungen für den Wettkampf die Grundlage geschaffen um die CFitern zu möglichst häufigem und umfangreichem Training zu bringen. Dies ist notwendig um auf die  unterschiedlichen Übungen, die evtl. im Wettkampf absolviert werden könnten, vorbereitet zu sein und einen hohen Punktwert zu erreichen.
Die Sportler sollen auf diese Weise  so oft wie möglich in die wie Pilze aus dem Boden wachsenden und  im Mitgliedsbeitrag nicht gerade billigen,  „CrossFit-Boxen“ gelockt werden.

Ein derartiges Programm auf die Gewichtheberjugend übertragen zu wollen mit dem Ziel diese im Gewichtheben voran zu bringen, ist völlig unsinnig.

Es bestehen anscheinend völlig falsche Vorstellungen über die Infrastruktur in den Vereinen. Vor allem im Westen der Republik sind  die jungen Sportler/innen von Zeitaufwand und Kontinuität dazu nicht ausreichend verfügbar und den Vereinen fehlen in aller Regel die räumlichen Voraussetzungen.
Doch selbst wenn es gelänge die Voraussetzungen in Trainingsstätte und zeitlicher Verfügbarkeit zu schaffen, so  bleibt das vorgeschlagene System als solches unsinnig.
 Durch Geheimhaltung der jeweils im Wettkampf zu absolvierten Übungen werden die Athleten gezwungen sich statt hauptsätzlich auf die Technik des Gewichthebens  auf diese koordinativ  anspruchslosen Trainingsbewegungen und Wiederholungen zu  konzentrieren.
Diese haben mit dem Bewegungsablauf und den dazu  notwendigerweise zu entwickelnden Muskelfasern  - und Schlingen  für das Gewichtheben wenig  zu tun.
Diese Übungen erfüllen  nur mäßig  die Notwendigkeit Reize zu setzen um anspruchsvolle  neue Bewegungsabläufe zu erlernen.

 Physiologisch setzt man mit diesen Übungen und den hohen Wiederholungszahlen  ein Fundament mit Förderung der roten, langsamen und ausdauernden Fasern. Die sind für  Spitzenleistungen im Gewichtheben wenig geeignet (siehe Kapitel 1).
Für diese Muskelfasern ist das Glykogen der Haupt-Energieträger.

Für eine hohe Leistung in kurzer Zeit, wie im Gewichtheben gefordert , werden die weißen starken  Muskelfasern  benötigt. Der Antrieb  erfolgt primär aus den hochenergetischen Salzen der Phosphorsäure, am Ende dem ATP.

Die Herausbildung dieser Speicher und Förderung der schnellen und starken Muskelfasern geschieht im niedrigen Wiederholungsbereich (1- maximal  6), ausgeführt mit einer entsprechenden Intensität.
Der Sprinter erarbeitet sich sein Fundament nicht mit 1500 und 3000 m-Läufen, der Marathonläufer verschwendet  keine Energie zum Üben des Starts und der Flötenspieler würde keinen Gesangsunterricht nehmen, um besser Flöte spielen zu können.

Gerade für Hochtalentierte (siehe Kapitel 4 ,was ist ein Krafttalent) ist solch ein Training besonders unproduktiv und eine Verschwendung von Energie, die  besser in die technischen Abläufe des Gewichthebens investiert werden sollte.
Selbstverständlich sollten sich Kinder und Jugendliche auch mal im Training austoben können. Es ist aber dem Trainer und seiner Intuition vorbehalten, je nach Situation entsprechend zu handeln ohne gleich nach irgendwelchen Anweisungen von „Oben“ agieren und dokumentieren zu müssen.

Ich kann kaum glauben, dass ich richtig gelesen oder es richtig verstanden habe, dass bei den Klimmzügen von den  12  bis 17-Jährigen  verlangt wird 12 bis 15 Wiederholungen  auszuführen.
Ich biete eine Wette, dass von den amtierenden Olympiasiegern, spätestens oberhalb der 77- kg-Klasse, kaum  ein Kandidat dabei sein dürfte dem das in korrekter Ausführung gelingt.
Es sei denn, man hat neben dem unsinnigen geheimen Wettkampfsystem noch die Ausführungsart der Klimmzüge bei den CFitern abgekupfert.

Diese Art Klimmzüge muss man gesehen und genossen haben. Da hängen die CF-Sportsfreunde- und Freundinnen und zappeln  sich wie an Land geworfene Fische hoch, um möglichst oft mit dem Kinn die Stange zu erreichen.

Unglaublich wie eine recht anspruchsvolle Kraftübung verhunzt werden kann.
Bei uns trainiert seit einigen Monaten eine sympathische  Crossfiterin mit recht gutem Erfolg die Gewichthebeabläufe.
15 bis 20 Wiederholungen Klimmzüge bringt diese Sportlerin mit der
CF-Version auf die Stange, versicherte sie mir.
Dagegen gelangen ihr von richtigen Klimmzügen, wie ich mir diese vorstelle,  mit aktzentuierter Belastung der Muskulatur über den ganzen Bewegungsablauf  gerade mal knapp 2 Wiederholungen!
Dies zu der Qualität der Übungen die durch das neue Sportprogramm  mit den vielen Wiederholungen für Jugendliche eingeführt wird.

Weitere Aspekte:
Bereits mit Einführung der drehbaren Gewichtheberstange 1912 wurde das Dauer- und Kürstemmen abgeschafft!
Im Prinzip wird diese  mit der hohen Wiederholungsanzahl den Gewichthebeabläufen  artfremden Ausdauerübungen nach mehr als 100 Jahren wieder aufgewärmt.
Diese theoretische Planung geht daher auch komplett an den Bedürfnissen der jungen Sportler und Sportlerinnen im Gewichtheben vorbei.

Als ich mich entschlossen hatte GH zu betreiben, wollte ich auch gar nichts anderes machen als Gewichtheben.
Wenn ich in eine Kneipe gehe und will Bier trinken und der Wirt bestimmt, dass ich  dazu auch noch 1 Glas Milch trinken muss, würde mir das auch nicht gefallen.
Der einzelne Sportler kann die vorgeschlagenen Übungen ja machen,  wenn er dies will.  Dies braucht nicht im Voraus systematisch geplant oder erzwungen werden.
Als  Schnellkrafttest sind die Sprünge gut verwertbar und als Krafttest richtige Klimmzüge. Damit kann durchaus  eine muskuläre Eignung zum Gewichtheben abgeleitet werden.
Weiter oben (Hantelgymnastik / Artistenausbildung und Weiteres) bin ich auf diese Problematik schon einmal  eingegangen.

Heutzutage findet man Gymnasiasten mit Sportabitur die nicht mal einen Kopfstand oder Handstand auf die Reihe bringen. Hier sollte man spielerisch, zumindest bei den hoffnungsvollsten Talenten, z,B. in Trainingslagern, mit Hinzunahme von kundigen Übungsleitern  (Turnlehrer) einwirken.

In 2013 hat sich kein einziger Jugendlicher gefunden um Gewichtheben bei uns im ASC zu betreiben, aber eine ganze  Anzahl CrossFiter, Soldaten ,Studenten und „ältere Sportler/innen“ die sehr begeistert Gewichtheben,
oft nur so, für sich betreiben wollen. Die Tendenz dazu ist steigend.
Gerade in den sogenannten Schwellenländern merken die jungen Menschen langsam, dass sie im Durchschnitt ein größeres Potential für das Gewichtheben als Mitteleuropäer besitzen.

Auch Jonas Riess > siehe Kapitel 15 konnte feststellen welch großes Interesse in den USA mit seinen gewaltigen Ressourcen  an Kraftmenschen  in Wartehaltung steht.
Wenn sich, wie ich es stark vermute, international das Leistungsbild in Zukunft stark zugunsten dieser Klientel verändern wird und in Deutschland weiter ein Dornröschenschlaf stattfindet, dagegen die alten Kamellen aus dem 19. Jahrhundert noch mal verschlimmbessert aus der Kiste geholt werden, dann gute Nacht für immer!

Statt mit großspurig  wirkenden Schlagworten und übertriebenen Eigenlob sollte man sich mal konstruktive Gedanken machen wie sich das deutsche  Gewichtheben in Zukunft international behaupten kann.
Im Weg steht auch das ständige Herausstellen der eigenen absoluten Kompetenz.

Entweder man hat sie oder  man hat sie nicht!

Letztendlich überzeugt nur der Erfolg wieder eine große Gewichtheberfamilie aufgebaut zu haben. Alles andere wirkt wie Schreien im Walde und dieses manchmal für den Außenstehenden lächerlich.


Mein langer Sport-Weggefährte Jürgen Brockelmann, der als Rentner etwas weiter weg gezogen ist und mit Gewichtheben eigentlich nichts mehr zu tun hat, schrieb mir nach den letzten WM dem Sinne nach:

Dass in seiner Gegend in der Presse vom Gewichtheben Null  erscheint. Im örtlichen Kraftsportverein nur gekraftet wird, sicher auch junge Interessenten für Gewichtheben vorhanden sind aber da das niemanden interessiert
deswegen auch nicht ausgeführt wird.
Er schrieb mir die folgenden Punkte mit der Fragestellung warum man denn nicht in der Lage sei, diese vielen positiven Eigenschaften des Gewichthebens mal richtig zu vermitteln:

  • Gewichtheben macht Spaß
  • diesen Sport macht nicht jeder - aber fast jeder kann ihn erlernen
  • Du bekommst viel Kraft und kannst deinen Körper auch unter hoher Belastung perfekt beherrschen
  • Dein Körper wird athletisch aussehen
  • Du erlernst eine perfekte Konzentration
  • Du bekommst Gefühl für Gleichgewicht und Balance
  • Du bekommst Selbstsicherheit - Ich stoße 100 kg - ich bin jedem Normalo überlegen -
  • Auch mit über 50 kann ich diesen Sport erfolgreich betreiben - es gibt eine rege Mastersgemeinde
  • vernünftiges Training ist gesundheitsfördernd
  • ein guter Verein bietet gute Kameradschaft


Wenn schon Außenstehenden mehr zu diesem Thema einfällt als den Offiziellen finde ich das schon sehr bemerkenswert!

Verdammt nochmal, wir sind ein modernes Land, ein Volk von über 80 Millionen Menschen, davon zig-Millionen Intelligente, wo ist das Problem auf diesem Gebiet nach zig-Jahren mal etwas Neues und Konstruktives für das Gewichtheben auf die Reihe zu bekommen!

vom 5.2.2014


Im Anschluss werde ich darlegen, was in den Trainingsplänen unserer jüngsten Kaderathleten aus meiner Sicht überflüssig ist.


Doch vorher gebe ich eine kurze Darstellung welche Auswirkungen das von Anfang an ungünstige Erlernen der Gewichthebetechnik für den Nachwuchs hat.
Zu Beginn  dieses Kapitels hatte ich ein Beispiel von 4  "qualifizierten" Technikschülern mit deutlichen Defiziten im Reißen vorgestellt.
Inzwischen sind zwei Jahre vergangen und 2 der Sportler haben innerhalb eines Jahres nach diesen Messungen das Gewichtheben aufgegeben.
Der Dritte hat sich bisher trotz kontinuierlichen Trainings und Wettkampfteilnahme nur wenig verbessert.
Der Vierte ist gerade in der Jugend angekommen und hat einen erheblichen Kraftzuwachs erzielt. Diesen kann er aber durch Mitnahme der schon vor 2 Jahren recht mangelhaft erlernten Technik  nicht in Leistung umsetzen. Auffällig sind seine vielen Fehlversuchen und ungewöhnlich häufige „Platzer“ in den Wettkämpfen. Die Summe der Fehler im Zug bewirkt ein Auseinanderdriften der Schwerpunktlinien und macht gerade in Verbindung mit der Kraftzunahme die Hantel unkontrollierbar. Vor allem das Abfangen der Last wird zum immer größeren  Risiko.
 
In seinem letzten Wettkampf (25.1.) kam es dann nach nicht kontrollierbaren 2 Fehlversuchen im dritten Versuch zu einem Unfall, bei dem die nicht mehr beherrschbare Hantel im Fallen den Jugendlichen traf und ihn schmerzhaft verletzte. Zwei Jahre zuvor hatte ich gerade bei diesem Schüler darauf hingewiesen, dass seine Technik wenig Perspektive hat.
Solche Vorfälle führen dazu , dass Eltern nicht gerade animiert werden ihre Kinder zum Gewichtheben zu schicken. Die Folge ist dann dass eine breite Basis fehlt, aus der dann eine genügend große Auswahl von Talentierten möglich wäre um international für Deutschland zu starten.
 
Die Ursachen dieser Entwicklung können jedoch weder Sportler noch Trainer angelastet werden, denn diese haben sich ja nach den gültigen Vorgaben gerichtet.
Diese Vorgaben beinhalten eine Technik mit Schultervorlage beim Abheben und den Sprung annähernd auf der Stelle. Der Sportler hat dies ausgeführt und erreichte eine ungünstige Hantelflugbahn mit Schleudereffekt. Wäre er jedoch, trotz des ungünstigen Zuges individuell der Last folgend gesprungen, hätte er die Möglichkeit gehabt das Gewicht kontrolliert abbremsen können.

Bereits in mehreren Kapiteln weise ich auf die Ineffektivität und Gefahren des Lehrens  einer solchen verordneten Standardtechnik hin.
Die bisherigen starren Vorgaben der Technikausführung  für das Gewichtheben beruhen auf  fiktiven Annahmen, die mit der anthropometrischen Vielfalt des einzelnen Menschen nicht viel gemein haben.
Die Unterschiede in der Hebetechnik sind  bei jedem einzelnen im Detail genauso vielfältig  wie die Unterschiede bei den Fingerabdrücken.
Sind die Vorgaben falsch, kann durch sie auch keine bessere Technik erlernt werden.  Auf Grund der fehlerhaften technischen Ausbildung werden kurz- und mittelfristig Sportler das Gewichtheben aufgeben weil sie selbst merken, dass sie ihre Kraft nicht optimal in Leistung umsetzen können, obwohl sie immer wieder versuchen sich eine bessere Technik anzueignen.
 Verletzungen  im Wettkampf schrecken ab und mögliche Interessenten werden erst gar nicht anfangen Gewichtheben zu betreiben.

Fakt ist:
Seit 2000 ist die Entwicklung derTeilnahme bei deutschen Meisterschaften von  540 Teilnehmern (Männern und Frauen, Schüler bis Senioren) im Jahr 2007 auf 476 und im Olympiajahr 2008 trotz Gewinn der Goldmedaille von M. Steiner  auf nur noch 448 Teilnehmer gesunken . Der Gewinn der Goldmedaille in Peking 2008 und die folgende auf Steiner persönlich bezogene  Darstellung hat daher in der Rekrutierung neuen Gewichtheber-Nachwuchses überhaupt nichts gebracht.
 In 2012 nach der Olympiade fiel die Teilnehmerzahl  bei deutschen Meisterschaften, trotz  der  inzwischen nach unten korrigierten Teilnahmenormen, auf nur  noch 358 Teilnehmer, was mich gerade in diesem Jahr nach wiederholter negativer öffentlicher Darstellungen unserer  schönen Sportart nicht sonderlich wunderte.

Vom Verband wurden Sitzungen einberufen, neue Leitbilder entworfen, Altersklassen geändert und als Neuestes, die Wettkampfbedingungen für die Jüngsten verschlimmbessert um diesen Negativ-Trend aufzuhalten.
 Die Teilnehmerzahl  betrug   aktuell in 2013 dann nur noch 320 Teilnehmer!

Dabei ist der Trend zum Gewichtheben  bei  den ab  etwa 20-Jährigen in Deutschland  eher wieder zunehmend und weltweit sieht es insgesamt ähnlich aus. Für  einen möglichen Olympiastart  kommen solche „älteren deutschen Sportfreunde“  aber kaum noch in Frage.

Bei den sich selbst organisierenden Masterklassen (ab 35 Jahre), die mit ungebrochenem Elan zu Werke gehen und sich auch international behaupten, sieht es  mit der Teilnahme bei den DM mit in 2002, 267 Teilnehmern zu  229 Teilnehmern in 2013 mit einem Minus von nur knapp 14 %, zu einem Minus von  über 40 % bei den Aktivenklassen  noch  wesentlich besser aus.
Es ist doch offensichtlich, dass es „5 vor 12“ ist.
Für mich wäre eine umfassende, vernünftige Reform von Training und Trainingslehre eine dringend notwendige Reaktion.
Unsinnig ist für mich  zusätzlich zum Wettkampfbetrieb der Jugendlichen Übungen als zielführend vorzugeben, die jedermann zu jeder Zeit ausführen kann.
Man muss sich das mal vorstellen! Andere Sportarten bilden ihr  Fundament  zunehmend mit Gewichthebe-Übungen.
Die Gewichtheber versuchen dies mit Allerweltsübungen oder mit den Übungen von anderen Sportarten! 
Wo ist da die Logik?

Ein Speiseeisverkäufer der Milcheis herstellt wird sich doch seine Grundlagen nicht beim Melken der Kuh erarbeiten deren Milch er später  zum Eis herstellen verwendet!

Durch das jahrzehntelange Versteifen auf die bestehenden Ausbildungsmethoden und überheblicher Einschätzung der eigenen Kompetenz in allen Belangen wurde verhindert, dass  Trainer ausgebildet wurden, die es verstehen in kürzester Zeit dem Nachwuchs eine individuelle Technik des Gewichthebens beizubringen. So wie zurzeit die Technik gelehrt werden soll, ist es nicht möglich, die jeweils individuellen, optimalen Bewegungsabläufe für den einzelnen Sportler überhaupt herauszufinden. 

Diesem Thema  wird demnächst meine spezielle Beachtung  gewidmet sein.

Was mir noch auffällt ist, dass doch recht viele Sportfreunde des Gewichthebens ihren  „Trainerschein  machen und anschließend nicht als Trainer fungieren, geschweige Jugendliche ausbilden!

Es ist gerade so, als würde ein Autobauer viele Autos produzieren, mit denen anschließend nur wenige fahren.
Früher oder später geht die Firma  dann pleite! 
Es wäre ratsam die Ursachen dazu  festzustellen.

13. c) Ungünstige Trainingsplanung für Schüler und Jugendliche

Es geht mir nicht um Kritik an einzelnen Jugendtrainern und schon gar nicht an den trainierenden Jugendlichen. Diese zeigen in aller Regel hohe Motivation und großes Engagement.

Meine Kritik gilt einer ungünstigen Übungszusammenstellung, nicht sinnvollen Übungen und schlechter Belastungsplanung.  Man erkennt einfach die Zusammenhänge eines wirkungsvolleren Zusammenspiels der wichtigsten Trainingskomponenten nicht. Dies wäre aber Voraussetzung  um Jugendliche optimal auszubilden und die vorhanden Potentiale besser auszuschöpfen.
Statt wie in diesem Kapitel schon mehrmals empfohlen dem Nachwuchs eine individuelle, optimale und umfangreiche Technikschulung zukommen zu lassen, findet man in den derzeitigen Konzepten eine zusammenhanglose Anhäufung von Übungen. Diese werden  in der Woche oft mehrmals wiederholt und führen in dieser Häufigkeit zu einem Ungleichgewicht in der muskulären Belastung. Das Ziel den Jugendlichen eine optimale Technik im Reißen und Stoßen zu vermitteln, wird so nicht erreicht..

Ein Beispiel:

Schüler/in  (11) mehr als 1 Jahr Gewichtheben betreibend (inzwischen Karriere wieder beendet)
3 Trainingseinheiten pro Woche aufgeteilt in:

1 x TR Bö,   1x TR erhöht ?      1x TR.
1 x TU,       1  x TU+S
1x SS,         1x Nackendrücken
2 x ZB,        1x ZE,        2x RS mit Belastung
2x KB v,      1x KB hi
2x Bauch,   2x Sprünge,    1x Schocken

(TR-Reißen, TU –Umsetzen, SS /S -Ständerstoßen/ Stoßen, ZB -Zug breit, ZE- Zug eng, RS- Rumpfschwünge,
TE –Trainingseinheit))

Die 3  TE in der Woche sind aufgeteilt in 35 Sätze in der 1.TE, 45 Sätze in der 2. TE und 28 Sätze in der 3. TE.
3x Kniebeugen, 3x Züge, 2 x weitere Rückenübungen usw.

Was will man bei  dem/der 11 Jährigen  damit bewirken?

Es wurde schon vor 40 Jahren gelehrt, dass bei Jugendlichen das beste Lernalter  zum Erlernen komplexer  Bewegungen etwa zwischen 10 und 14 Jahren liegt.
Es ist auch bekannt, dass Jugendliche in dieser Altersklasse körperlich und psychisch zwar recht gut belastbar sind - dies aber nur für eine relativ kurze Zeit. Warum setzt man dieses Wissen nicht einfach um?
Was sollen dann 28 bis 45 Sätze pro TE? Dies bedeutet nur, dass das Training nicht in der notwendigen Qualität ausgeführt werden kann.
Warum ist man nicht in der Lage entsprechende Technikvariablen je nach individueller Notwendigkeit anzubieten und durchzuführen?

Eine Anregung wie so etwas und mit welchen Übungen gehen könnte, habe ich in dem oberen Teil des Kapitels vorgestellt.

Bereits Anfang der 70 er-Jahre hatte ich  7/8-Jährigen in unserem Haus - im Sommer oft in unserem Garten -Gewichtheben beigebracht, weil die Trainingszeiten unseres Vereins erst abends ab  20 Uhr begannen.
Diese TE  betrugen zwischen 20 bis 30 min.
Ich kann mich auch noch gut an die Deutschen Schülermeisterschaften z.B. in Marburg, Schifferstadt und zuletzt 1978 Gifhorn erinnern. Damals gab es Reißen, Stoßen, 3-er Hopp und Differenzsprung.
Danach war für mich im Schülerbereich  oberhalb der Landesebene Schluss. Zu oft habe ich mich über unqualifizierte Bewertungen geärgert und auch  die Schüler fühlten sich  oft ungerecht behandelt. Natürlich steigerte das nicht ihre Motivation.
Ich kann nur den Hut vor Kollegen ziehen wie dem Heppenheimer Lothar Pfeiffer,  der mit Hilfe seiner Frauganze Busladungen mit jungen Heber -Nachwuchs zu den „Deutschen“ auf die Bohle brachte.
Mitte der 80er-Jahre wurde es dann was Gewichtheben betrifft, ganz finster in Heppenheim.
Sicherlich konnte dieser Aufwand nicht aufrecht gehalten werden, zumal das Heppenheimer Ehepaar die Last fast allein schulterte.

Aktuell bringt dies der Pfungstädter Jürgen Trux mit viel Herzblut und Energieaufwand zu Wege.
Das Fatale daran ist, dass heutzutage ein Rattenschwanz anderer Verpflichtungen wie Geldbeschaffung und umfangreiche Organisation mit bewältigt werden muss. Das kostet viel Energie  und Zeit und Unterstützer halten oft nur für kurze Zeit durch.

 

Mit dem neuen Jugendsportpragramm setzt man nochmal einen negativen
und vollkommen unnötigen Minuspunkt oben drauf.

Wer soll und will denn so etwas umsetzen und warum?

Fortsetzung 7-3-2014

Im letzten Beitrag hatte ich irrtümlich die Kommentierung des Trainingsplanes eines 15 jährigen angekündigt. Hier ist nun meine kritische Vorstellung des Trainingsplanes eines 14 jährigen Auswahlhebers. Vor kurzem hieß das noch C – Jugend.
 
In diesem Plan sind 4 TE in der Woche mit folgenden Übungen vorgesehen:

(1)   TR, TR Rie, TUS, SS,  
(2.)    KV, KH,KV,KH
(3.)   ZB, Ze ,RS  Zb, RS, Ze,
(4.)   PP
(5.)  Kugel-Schocken, Bauch, Bauch, KZüge, Trizeps > insgesamt 35 Antritte (allg. Übungen).

Das Gewichthebetraining 1. bis 4. bestand  aus 104 Antritten (Sätzen) davon entfielen 22 Antritte  auf das Techniktraining in (1). Das besteht also gerade mal aus 24 % des Umfanges.
Von den 252 Gesamtwiederholungen  in dem Komplex 1. bis 4. entfielen nur 67 Wh  (26%) auf die Technik in (1).
Im Gesamtverhältnis aller Antritte (Gesamttraining 1. Bis 5.) entfielen knapp  16 % auf die Technik – dies bei einem  14 Jährigen Gewichtheber!

Gleichzeitig hört man Sprüche wie: „ Kraft haben unsere Leute genug, nur die Technik muss perfektioniert werden um der Weltspitze Paroli bieten zu können“ .
Ich frage mich, wann unseren Athleten diese international wettbewerbsfähige Technik beigebracht wird und wie?
Auch auf Gewichtheber trifft oft der Spruch zu „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“.
Vor allen Dingen dann, wenn man  später nicht so recht weiß wie die vernachlässigten oder ungünstig erlernten Technikabläufe korrigiert werden sollen!
So bekommt man ein Sportlerleben lang eine Technikbaustelle, die unnötig zusätzliche Energien kostet und mögliche Leistungsentwicklungen behindert.

Die notwendige Zielvorgabe der Technikverbesserung wurde wohl erkannt, aber der Weg dorthin wird konfus und unprofessionell begangen. Nicht individuelle, standardisierte Technikvorgaben und eine daran ausgerichtete Bewertung des Technikanteils im Wettkampf der Schüler machen alles noch schlimmer.


Die Zusammenstellung der Übungen dieses Jugendlichen enthält an jedem Trainingstag   Kniebeugen, Züge und noch 2 x je 4 Antritte Rumpfschwünge sowie Sprünge. Diese Belastung berücksichtigt nicht , dass ein 14 Jähriger - egal ob Früh- oder Spätzünder -  zum Wachstum Energie und Kraft benötigt.
Die schwerste Kniebeuge-Einheit auch noch meist an den Schluss einer langen TE zu setzen, wenn der Organismus schon ziemlich ermüdet ist, zeugt von erschreckender Unkenntnis  über die physiologischen Vorgänge während des Trainings.
Von Berücksichtigung der unbedingt notwendigen Be- und Entlastung der Muskelgruppen (siehe  auch Kapitel 14) ist nichts zu erkennen. Es wird immer wieder in die gleichen Muskelgruppen hinein belastet und rigoros in die Regenerationsphasen hinein trainiert. Wie können sich damit die Muskeln und die Kraft optimal entwickeln?
An die Folgeschäden an  Knorpeln, Sehnen und Gelenken ist nicht gedacht worden.

Es sollte doch endlich mal begriffen werden, dass Trainingsmethoden die der Be-und Entlastung so wenig Beachtung schenken, nur mit Dopingmitteln sinnvoll durchzuführen sind.
Diese Dopingmittel können je nach Art, neben einen bis zu 6-fach höheren Proteinumsatz, auch eine enorm höhere Einbaurate in die Muskulatur von Creatinphosphat der Grundlage zur Bildung des Muskeltreibstoffes ADP > Adenosindiphosphat und  der weiteren Umbaurate zu ATP > Adenosintriphosphat  bewirken. Alles Voraussetzungen bei denen diese Belastungen in höheren Umfängen und vor allen Dingen im entscheidenden hohen Intensitätsbereichen  durch  Einsatz des Dopings ausgeglichen werden.

Außerdem kommt es durch bestimmte Arten Dopingmittel zu  vermehrten Wassereinlagerungen (Muskeln bestehen zu über  70 % aus Wasser) die dann als Puffer in den Gelenken dazu dienen hohe Lasten abzufangen und gleichzeitig die Gelenkwinkel günstig beeinflussen um technische Abläufe zu optimieren.

Dass immer noch in bestimmten Nationen gedopt wird, steht außer Frage. So lange nicht durchgesetzt werden kann, dass neutrale und kompetente Dopingkontrolleure mit einem speziellen Pass der eine Visum- Pflicht ausschließt ausgestattet werden und zu jeder Zeit unangemeldet kontrollieren können, wird dieses Problem trotz derzeitiger Fortschritte  nicht  völlig auszurotten sein.
Mir erscheint es sehr verdächtig wenn einige Nationen mehrmals täglich hart trainieren und dennoch anschließend reihenweise bei OS und WM die Medaillen einheimsen.

Es ist sehr gut möglich diesen Dopern  Paroli zu bieten. Dazu notwendig ist ein vernünftiges  und intelligentes Training, das Know -how des Trainers, das Talent des Sportlers und vor  allem seine intelligente Mitarbeit bei  der selbständigen Umsetzung von hochleistungssportlichen Maßnahmen in Ernährung, Beweglichkeit und mentaler Einstellung.
Mit stark und dumm ist heutzutage kein Blumentopf und noch weniger ein internationaler Wettkampf zu gewinnen.

Das  Training eines Hochtalentierten unterscheidet sich nur in der Qualität und der Intensität in der Belastung vom dem eines Durchschnittshebers.

Es ist ein großer Irrtum und kontraproduktiv und wenn man glaubt, gerade die Hochbegabten mit mehr TE beglücken zu müssen.
Diese brauchen schon wegen ihres Stoffwechselverhaltens eher mehr Pause und weniger Umfang als der Durchschnitt.

Auf die Idee,  ein hochintelligentes Kind die 1. Klasse doppelt durchlaufen zu lassen, damit es das 1 x 1 noch besser lernt, würde doch auch keiner kommen.

Vorausgesetzt die Technik wurde frühzeitig richtig erlernt und die Übungszusammensetzungen sowie die Trainingsintensität wird dem Sportler individuell  und kontinuierlich angepasst, lassen sich mit 4 speziellen TE pro Woche des Gewichthebens optimale Ergebnisse erzielen.
So werden Überlastungserscheinungen wie Verletzungen verhindert und man erreicht ohne Zwangspausen eher seine Ziele.

Ich kann mich nur über die aktuellen und aus meiner Sicht übermäßigen TE mit nicht optimaler Zusammensetzung  der verschiedenen Trainingskomponenten wundern. Erstaunlich finde ich auch eine etwa  8 Jährige Verplanung des Sportlers in Richtung Olympiateilnahme.

Unter den gegebenen Umständen sollte man sicherheitshalber in der Planung auch die Paralympics mit in Erwägung ziehen. Das Motto „Operation Medaille“ könnte dabei eine ganz andere Deutung erlangen.

Unsere Stärksten haben im Jahr nach Olympia mehr Zeit in Krankenhaus und Reha als im Trainingsraum verbracht.
Es ist traurig zu erleben, wie die 3 Nationen, Frankreich, Deutschland und Österreich, die das Gewichtheben vor etwa 140 Jahren aus der Taufe gehoben haben, heute international aufgestellt sind.

Bei den OS in London fielen gleich alle 3 französischen Heber im Reißen,die komplette Männermannschaft, aus. Dies hatte sich 3 Monate vorher bei einem Qualifikationsturnier in Heidelberg angedeutet. Deren technische Ausführung war da schon alles andere als Olympiareif.
Von Österreich schaffte kein Heber die Teilnahmenorm. Deutschland passt sich immer mehr den Mitgründern  an.

Seit 2000 geht es mit dem Gewichtheben in Deutschland fortlaufend bergab.
Es kann dazu kommen, dass Gewichtheben in Deutschland und international bald überhaupt keine Rolle mehr spielt.